Dass Daimler schon zum zweiten Mal in diesem Jahr eine Gewinnwarnung herausgeben muss, ist nicht zuletzt auf hausgemachte Probleme zurückzuführen, meint Harry Pretzlaff.

Stuttgart - Vor drei Monaten demonstrierte Daimler-Chef Dieter Zetsche noch Zuversicht. Nachdem der Gewinn des Autokonzerns im zweiten Quartal eingebrochen war, kündigte Zetsche zwar an, dass auch das dritte Quartal nicht ganz einfach würde. Danach sah der Spitzenmann des Stuttgarter Konzerns aber wieder gute Perspektiven. Alles in allem erwartete Zetsche für 2018 nur einen leichten Rückgang des Konzerngewinns. Diese Prognose wurde nun wieder kassiert.

 

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Binnen kurzer Zeit hat sich die Talfahrt dramatisch beschleunigt und es ist momentan unklar, wann sie wieder gestoppt werden kann. Nachdem Daimler jahrelang von Rekord zu Rekord fuhr, musste das Unternehmen nun bereits die zweite Gewinnwarnung in diesem Jahr veröffentlichen. Dies ist bitter für den Konzernlenker, denn er wird sich nun mit einer miesen Jahresbilanz verabschieden, wenn er im nächsten Frühjahr das Steuer an seinen Nachfolger Ola Källenius übergibt.

Im Wettbewerb mit BMW fällt Mercedes-Benz wieder zurück

Es ist bedenklich, dass sich vor allem die Lage in der Autosparte Mercedes-Benz Cars deutlich verschlechtert hat, denn diese ist beim Gewinn traditionell der wichtigste Pfeiler des Konzerns. Im Wettbewerb mit BMW fällt Mercedes-Benz wieder zurück.

Und dies ist auf hausgemachte Mängel zurückzuführen. Anders als BMW muss Mercedes-Benz massive Rückrufe vornehmen, weil das Verkehrsministerium den Stuttgartern vorwirft, wie VW die Abgasreinigung von Dieselmotoren manipuliert zu haben. Dies kostet nicht nur Geld, sondern schadet auch dem Image der Marke mit dem Stern, die mit dem Anspruch antritt, das Beste oder nichts zu liefern.

Hat das Modellprogramm Schwächen?

Zudem haben die Stuttgarter anders als die Münchner viel zu spät mit der Genehmigung der Modelle nach dem neuen Abgas-Prüfstandard WLTP begonnen, der seit September Vorschrift ist. Dies hat zu Lieferengpässen geführt. Zwar berichtet Daimler, dass dieses Problem mittlerweile beseitigt sei, doch es ist nicht klar, ob der Absatzeinbruch von acht Prozent im dritten Quartal nicht auch auf eine zunehmende Schwäche des Modellprogramms zurückzuführen ist.

Zudem hat Audi eine Rabattschlacht angezettelt, der sich Mercedes auf Dauer nur schwer entziehen kann und auch die Konjunktur trübt sich zunehmend ein. Auf den neuen Konzernlenker Källenius kommen also große Herausforderungen zu – zumal in den kommenden Jahren auch der Übergang vom Verbrennungsmotor in die E-Mobilität bewältigt werden muss.