Entgegen der Befürchtungen vieler Gastronomen, ihre Restaurants wegen der Pandemie schließen zu müssen, konnte sich Marika Schäfer vom Böblinger Café „Seelenschmeichler“ sogar erweitern: Sie eröffnet eine Dependance in Tübingen.

Volontäre: Chiara Sterk (chi)

Böblingen - Am unteren Ende der Stadtgrabenstraße und kurz vor dem Elbenplatz am Böblinger See liegt das Café Seelenschmeichler. Auf der Karte stehen neben Kaffee, Cappuccino und verschiedenen Teesorten vor allem vegane Leckereien – darunter Torten, Brownies, Macarons, Eclairs, jeweils täglich wechselnd. Seit Oktober gibt es nun neben der Filiale in Böblingen eine weitere in Tübingen, mitten in der Altstadt gelegen, etwas unterhalb vom Marktplatz.

 

Seit drei Jahren betreibt Marika Schäfer das kleine Café in Böblingen. Als sie mit ihrem ersten Kind schwanger wurde, orientierte sie sich beruflich um: Sie begann eine Ausbildung zur Konditorin. „Die Idee, ein eigenes Café zu eröffnen, hatte ich aber schon immer“, erzählt sie. Im Juni 2018 war es dann soweit. Neben dem Verkauf von Kaffee und Kuchen nimmt sie außerdem Tortenbestellungen für Geburtstage oder Hochzeiten an und gibt auch Kurse zum Dekorieren und Modellieren von Torten. Inzwischen beschäftigt Schäfer in beiden Filialen fünf Mitarbeiter sowie mehrere Aushilfen.

Corona-Pandemie war ein Schock

Wie für viele Gastronomen, war auch für die 35-Jährige und ihr Café die Corona-Pandemie ein Schock, „ein Schlag ins Gesicht“, wie sie sagt. Sie habe nicht gewusst, ob sie vor dem Aus stehe oder ob es weitergehe. Als dann aber klar war, was erlaubt ist, entschied sie sich dafür, weiterzukämpfen. „Da kam mir auch bald, dass Veganes gerade in einer grünen Stadt wie Tübingen, in der zudem viele Studenten leben, gut ankommen würde“, sagt die Inhaberin. Die Rechnung ging auf: „Die Tübinger sind sehr dankbar und die veganen Kuchen werden sehr gut angenommen“, resümiert Marika Schäfer ihre Expansion in den Nachbarkreis. Während der Zeit des Modellprojekts in Tübingen – mit einem tagesaktuellen Corona Test konnten Besucher einkaufen und verweilen – sei besonders viel los gewesen.

In ihrer Branche ist Schäfer derzeit sicher eine Ausnahme. Laut einer im März veröffentlichten Umfrage des Gaststättenverbands Dehoga unter 1800 Betrieben, gaben rund 71 Prozent an, dass ihr Betrieb wegen Corona wirtschaftlich gefährdet sei. Eine Aufschlüsselung in die einzelnen Landkreise gebe es nicht. Nachrichten wie die Erweiterung von Marika Schäfer erfreuen den Dehoga-Sprecher Daniel Ohl, doch er mahnt auch: „Für ein Gros war Corona aber eine verlustreiche Zeit.“ Es reiche nicht aus, auf Zack zu sein, sondern es komme viel mehr auf die Standortbedingungen an – also die Struktur und die Prozesse eines Betriebes. Wer vorher schon vorher viel zum Mitnehmen angeboten hat, habe es leichter als beispielsweise Gasthöfe im ländlichen Bereich, bei denen die Einkehr im Mittelpunkt steht.

Schäfer investiert weiter

Ohne Corona hätte sie sich nicht nach einem anderen Laden umgeschaut, sagt Marika Schäfer. Sie selbst gibt zu, dass es ein gewisses Risiko war, aber ganz ohne Schulden ist sie sich sicher, komme niemand aus der Krise. Und die Investition sei es ihr wert gewesen. Auch dieses Jahr investiert sie fleißig weiter, zuletzt in eine Softeismaschine. Wenn Schäfer anderen Gastronomen einen Tipp geben kann, dann den: „Nicht aufgeben und innovativ werden, sich überlegen was der Markt braucht und entsprechend umstrukturieren.“ Und immer weitermachen.

Dass Schäfer Optimistin ist, merkt man auch, wenn man mit ihr über die Baustellen am Elbenplatz und die Umstrukturierung der Stadtgrabenstraße spricht. „Gerade merke ich schon, dass durch die vielen Baustellen weniger Leute kommen“, beginnt sie. „Aber dass die Stadtgrabenstraße zur Fußgängerzone werden soll, ist prima.“ Und Marika Schäfer verrät, dass sie die vor ihrem Café liegenden Parkplätze bei der Stadt als zusätzlichen Platz für Außengastronomie beantragen werde.