Friedeburg ist von Großadmiral Karl Dönitz in die Lüneburger Heide geschickt worden - zur Kapitulation vor dem britischen Feldmarschall Bernhard Montgomery. Nach Hitlers Tod hat sich Dönitz mit der neuen Reichsregierung nach Flensburg abgesetzt und hofft noch auf Verhandlungen für einen Waffenstillstand. Friedeburg bittet „Monty“ am 4. Mai, ihn und seine Truppe gefangen zu nehmen. Der Brite lässt die Deutschen zappeln, nicht einmal ein Stuhl wird den Offizieren angeboten.

 

Die Kapitulation auf dem Timeloberg in Wendisch Evern gilt nur für die deutschen Truppen in Norddeutschland, Dänemark, Norwegen und den nördlichen Niederlanden. Deswegen besteht US-Oberbefehlshaber Dwight D. Eisenhower auf eine Kapitulation für die gesamte Wehrmacht. Der vorletzte Akt spielt in einer Schule in Reims. In der Rue Jolic?ur, dem Obersten Hauptquartier der Alliierten Expeditionsstreitkräfte, ergibt sich am 7. Mai Generaloberst Alfred Jodl.

Doch Stalin misstraut den Amerikanern. Der sowjetische Machthaber befürchtet ein doppeltes Spiel des Westens und verlangt eine Wiederholung der Zeremonie in Berlin. Auch angesichts der enormen sowjetischen Verluste und der Millionen zivilen Toten ist Stalin nicht bereit, das offizielle Kriegsende den USA zu überlassen. So besiegeln Keitel für das Oberkommando der Wehrmacht und das Heer, Friedeburg für die Kriegsmarine und Generaloberst Hans-Jürgen Stumpff für die Luftwaffe auch gegenüber der Sowjetunion die umfassende Niederlage. Amerikaner, Franzosen, Briten und Russen feiern in Karlshorst den Triumph mit Wodka und Whisky bis in die Morgenstunden.

Churchill ruft: "This is your victory"

„God bless you all“, ruft am nächsten Morgen in London der britische Premierminister Winston Churchill. „This is your victory“, sagt er zu einer jubelnden Menge in Whitehall. Am Abend des 9. Mai strahlt der Reichssender Flensburg den letzten Bericht des Oberkommandos der Wehrmacht aus. „Seit Mitternacht schweigen nun an allen Fronten die Waffen“, heißt es. „Die deutsche Wehrmacht ist am Ende einer gewaltigen Übermacht ehrenvoll unterlegen.“

Die Radio-Botschaft ist der Beginn einer neuen Legende, wie der Historiker und Publizist Volker Ullrich schreibt - die der „sauberen“ Wehrmacht, die bis zuletzt „anständig“ gekämpft habe. Erst ein halbes Jahrhundert später, mit der Wehrmachtausstellung Mitte der neunziger und Anfang der 2000er Jahre, wird auch dies als Märchen entlarvt.

Die Alliierten-Forderung nach bedingungsloser Kapitulation akzeptieren die Deutschen nicht. Reichspropagandaminister Joseph Goebbels schürt die Angst vor einem „Vernichtungskrieg“ gegen Deutschland. Die Ablehnung einer Kapitulation sei die Rechtfertigung für den Kampf bis zum Ende gewesen, schreibt Kershaw. Im Winter 1944/45 unterstützt zwar nur noch eine Minderheit in der „Volksgemeinschaft“ Hitler fanatisch. Doch die Generäle kuschen, ein Aufstand bleibt aus. „Rette sich, wer kann!“, lautet die Devise. Im Januar 1945 verschanzt sich Hitler in Berlin. Er versucht mit aller Macht das Blatt zu wenden. Vor seinem Tod wird er den Führerbunker nur einmal verlassen.

In Kyrillisch prangt: "Ruhm dem Großen Sieg"

In zehn Kilometern Luftlinie vom einstigen Bunker Hitlers prangt über der Eingangshalle einer Villa in Berlin-Karlshorst auf Kyrillisch: „1941 - 1945 - Ruhm dem Großen Sieg“. Den Sieg, den der goldene Schriftzug meint, hat das Haus fast unbeschadet überstanden. Im Garten des Deutsch-Russischen Museums stehen russische Panzer und ein Raketenwerfer.

Nachdem in der Nacht vom 8. auf den 9. Mai 1945 im einstigen Offizierskasino Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel und die anderen Spitzen der Wehrmacht ihre Unterschriften unter die Kapitulationsurkunde setzen, schweigen in Europa die Waffen.

Noch heute stehen im holzgetäfelten Saal auf einem Konferenztisch die Fähnchen der Siegermächte. Die Deutschen dürfen an einem Katzentisch Platz nehmen - eine Demütigung, wie sie vier Tage vorher bereits Generaladmiral HansGeorg von Friedeburg erlebt.

Stalin misstraut den Amerikanern

Friedeburg ist von Großadmiral Karl Dönitz in die Lüneburger Heide geschickt worden - zur Kapitulation vor dem britischen Feldmarschall Bernhard Montgomery. Nach Hitlers Tod hat sich Dönitz mit der neuen Reichsregierung nach Flensburg abgesetzt und hofft noch auf Verhandlungen für einen Waffenstillstand. Friedeburg bittet „Monty“ am 4. Mai, ihn und seine Truppe gefangen zu nehmen. Der Brite lässt die Deutschen zappeln, nicht einmal ein Stuhl wird den Offizieren angeboten.

Die Kapitulation auf dem Timeloberg in Wendisch Evern gilt nur für die deutschen Truppen in Norddeutschland, Dänemark, Norwegen und den nördlichen Niederlanden. Deswegen besteht US-Oberbefehlshaber Dwight D. Eisenhower auf eine Kapitulation für die gesamte Wehrmacht. Der vorletzte Akt spielt in einer Schule in Reims. In der Rue Jolic?ur, dem Obersten Hauptquartier der Alliierten Expeditionsstreitkräfte, ergibt sich am 7. Mai Generaloberst Alfred Jodl.

Doch Stalin misstraut den Amerikanern. Der sowjetische Machthaber befürchtet ein doppeltes Spiel des Westens und verlangt eine Wiederholung der Zeremonie in Berlin. Auch angesichts der enormen sowjetischen Verluste und der Millionen zivilen Toten ist Stalin nicht bereit, das offizielle Kriegsende den USA zu überlassen. So besiegeln Keitel für das Oberkommando der Wehrmacht und das Heer, Friedeburg für die Kriegsmarine und Generaloberst Hans-Jürgen Stumpff für die Luftwaffe auch gegenüber der Sowjetunion die umfassende Niederlage. Amerikaner, Franzosen, Briten und Russen feiern in Karlshorst den Triumph mit Wodka und Whisky bis in die Morgenstunden.

Churchill ruft: "This is your victory"

„God bless you all“, ruft am nächsten Morgen in London der britische Premierminister Winston Churchill. „This is your victory“, sagt er zu einer jubelnden Menge in Whitehall. Am Abend des 9. Mai strahlt der Reichssender Flensburg den letzten Bericht des Oberkommandos der Wehrmacht aus. „Seit Mitternacht schweigen nun an allen Fronten die Waffen“, heißt es. „Die deutsche Wehrmacht ist am Ende einer gewaltigen Übermacht ehrenvoll unterlegen.“

Die Radio-Botschaft ist der Beginn einer neuen Legende, wie der Historiker und Publizist Volker Ullrich schreibt - die der „sauberen“ Wehrmacht, die bis zuletzt „anständig“ gekämpft habe. Erst ein halbes Jahrhundert später, mit der Wehrmachtausstellung Mitte der neunziger und Anfang der 2000er Jahre, wird auch dies als Märchen entlarvt.

Fünfzig Millionen Tote, der Massenmord der europäischen Juden, ein Kontinent in Schutt und Asche - Hitler und die Wehrmacht hatten unendliches Leid über Europa gebracht. Es sei selten, dass ein Land fähig und auch dazu bereit ist, einen Krieg bis zu seiner totalen Zerstörung zu führen, schreibt Kershaw in seinem Standardwerk „Das Ende“. Es sei auch selten, stellt der Brite mit fast ätzender Nüchternheit fest, dass die Eliten eines Landes unfähig oder nicht bereit gewesen seien, einen Führer zu beseitigen, der sie offensichtlich ins Verderben stürzen wollte.

Für ihre Treue zahlen die Deutschen einen hohen Preis: Zwischen Juli 1944 und Mai 1945 sterben weitaus mehr Zivilisten als in den vier Kriegsjahren zuvor - und fast ebensoviele Soldaten.

Ein Blick ins Jahr 2015

Mai 2015. Dort, wo sich Adolf Hitler am 30. April vor 70 Jahren mit einem Pistolenschuss umbrachte und seine frisch vermählte Ehefrau Eva Braun eine Giftpille schluckte, spielen an einem kühlen Morgen Schüler auf Klassenfahrt an ihren Smartphones.

Eine Touristengruppe beugt sich über eine Tafel zum „Mythos und Geschichtszeugnis Führerbunker“. Sie müssen ihre Fantasie wohl sehr anstrengen. Statt Hitlers Betonfestung sehen sie einen Parkplatz, dahinter Rasen und einen Plattenbau.