Ralf Santelli, einst beim SV Fellbach Spieler und Jugendkoordinator, hat schon mit Ralf Rangnick, Hermann Gerland oder Marco Rose zusammengearbeitet. Seit wenigen Wochen ist er Interimstrainer des Zweitliga-Letzten Würzburger Kickers.

Würzburg - Ralf Santelli hat in den vergangenen 23 Jahren an verschiedenen Stationen mit Leuten zusammengearbeitet, die im deutschen Fußball klangvolle Namen tragen: mit Ralf Rangnick und Hermann Gerland beim SSV Ulm 1846, mit Christian Ziege und Ewald Lienen bei Arminia Bielefeld oder auch mit Markus Babbel. „Marco Rose, der jetzt als Chef von Borussia Mönchengladbach zu Borussia Dortmund wechselt, war mein Spieler bei Hannover 96 und mein Kollege in Salzburg. Wir haben noch immer einen guten Draht“, sagt der 52-Jährige mit Fellbacher Wurzeln, der als Torwart- oder als Assistenztrainer mit all den namhaften Vertretern der Szene meist gut und erfolgreich im Team agiert hat.

 

Seit gut drei Wochen steht der Fußball-Fachmann aus dem Remstal nun selbst als Chefcoach im Rampenlicht des nationalen Profigeschehens. Bei den Würzburger Kickers wurde Ralf Santelli jüngst für die letzten neun Saisonspieltage vom Cheftrainer des Nachwuchsleistungszentrums als Nachfolger von Bernhard Trares zum Interims-Cheftrainer des Zweitliga-Teams befördert. „Ich hatte ein Treffen mit Vorstandsmitgliedern und unserem Sportvorstand Sebastian Schuppan und dachte eigentlich, sie wollen die nächste Saison im Jugendbereich mit mir besprechen. Als sie mich dann gefragt haben, ob ich mir vorstellen könne, die Leitung der Profis zu übernehmen, habe ich etwa 1,8 Sekunden überlegt und dann Ja gesagt“, sagt der Inhaber der Fußballlehrer-Lizenz des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), der höchstmöglichen Trainerstufe.

Vom Nachwuchsleistungszentrum zum Zweitliga-Team

Am vergangenen Samstag, im vierten Spiel unter der Regie des gebürtigen Waiblingers, kamen die Unterfranken beim FC St. Pauli in Hamburg mit 0:4 unter die Räder, drei Tage folgte dann eine 1:3-Heimschlappe gegen Darmstadt 98. In den drei Begegnungen zuvor hatte der Zweitliga-Letzte vier Zähler gesammelt (unter anderem mit einem 2:1-Auswärtssieg bei Hannover 96) und vielen Anhängern noch einmal Hoffnung gemacht, dass der Klassenverbleib doch noch gelingen könnte. „Die Arbeit mit dieser Mannschaft macht mir sehr viel Spaß. Es wird extrem schwer, in den verbleibenden vier Spielen den Sieben-Punkte-Rückstand zum Relegationsplatz noch aufzuholen, aber meine Spieler und ich versuchen unser Möglichstes“, sagt der Mann, der als Torwart das Trikot des SV Fellbach trug und von 2005 bis 2008 bei den Roten unter dem Kappelberg als hauptamtlicher Jugendkoordinator aktiv war.

Bei den „Rothosen“ am Main, so die einhellige Meinung der berichtenden Medien in ganz Deutschland, hat Ralf Santelli in der kurzen Zeit seit seiner Beförderung noch einmal richtig Schwung in den Abstiegskampf gebracht und mit seiner positiven Art auch das zuletzt häufig sehr negative Stimmungsbild im und um den Verein in Würzburg ein Stück weit gedreht. „Mir gefällt es hier sehr gut, deshalb habe ich auch jüngst meinen Vertrag als Leiter des Nachwuchsleistungszentrums um zweieinhalb Jahre verlängert. Grundsätzlich wäre ich aber natürlich auch für ein Gespräch bereit, noch länger mit den Profis zu arbeiten, falls dies bei den Verantwortlichen nach dieser Saison ein Thema werden sollte“, sagt der ausgebildete Sport- und Gesundheitslehrer, der vor dem Engagement in der Heimatstadt des Basketballers Dirk Nowitzki verschiedene Positionen im Profi- und Amateursport bekleidet hatte. So war der 52-Jährige Torwart- und Assistenztrainer bei den Zweitligisten in Ulm, Hannover, Jena, Regensburg und Bielefeld, Spielerbeobachter für den VfB Stuttgart, Jugendcoach bei Red Bull Salzburg und bereits 2009 für sieben Spiele Interims-Chefcoach beim Drittligisten Wacker Burghausen.

Viele Stationen bei Profivereinen, viele Erfahrungen

„Ich habe von allen Stationen sehr viel mitgenommen, was mir heute für meine Arbeit hilft“, sagt Ralf Santelli, der ebenso wie seine Brüder Marco (Vermögensberater in Schwieberdingen) und Oliver (Wirtschaftsboss in Niedersachsen) über das sportliche Geschehen in Fellbach noch immer gut unterrichtet wird. „Meine Mutter steht seit vielen Jahren mit meinem Vater bei den Heimspielen der ersten Mannschaft des SV Fellbach am Grill. Sie schickt mir direkt nach Schlusspfiff immer gleich das Ergebnis“, sagt Ralf Santelli.

Im Schwabenland sind in den vergangenen Wochen nun womöglich ein paar zusätzliche Fans dazugekommen, die Ralf Santelli und den Würzburger Kickers die Daumen für den Klassenverbleib in der zweithöchsten Fußball-Liga drücken.