Die Ermittlungen gegen mögliche Helfer der rechten Zwickauer Zelle werden auch nach Baden-Württemberg ausgeweitet.

Stuttgart - Die Bundesanwaltschaft hat bei ihrer Fahndung nach Unterstützern der Terrorgruppe Nationalsozialistischer Untergrund ("NSU") auch im Großraum Stuttgart eine Wohnung durchsucht. Der Schwerpunkt der Aktion lag jedoch in Ostdeutschland.

 

Die neuen Ermittlungen richten sich vor allem gegen vier Verdächtige, die beschuldigt werden, dem "NSU" entweder Waffen verschafft oder die Gruppierung logistisch unterstützt zu haben. Zu den Waffen soll auch eine Pumpgun gehören. Durchsucht wurden die Wohnungen der Beschuldigten in Chemnitz, Dresden und im Erzgebirgskreis. Auch wurden zwei Geschäftslokale eines der Beschuldigten in Sachsen durchsucht. Einer der Verdächtigen soll auch den Sprengstoff besorgt haben, der schon 1998 bei den "NSU"-Mitgliedern Uwe Böhnhardt, Uwe Mundlos und Beate Zschäpe gefunden worden war.

Zusammenhang zu Stuttgart nicht genannt

In Ostthüringen galt die Durchsuchungsaktion zwei bisher unverdächtigen Kontaktpersonen eines bereits festgenommenen Beschuldigten. In welchem Zusammenhang zu den Verbrechen des "NSU" die Wohnung gebracht wird, die nahe Stuttgart durchsucht worden ist, teilte die Bundesanwaltschaft zunächst nicht mit.

Nach Angaben von Generalbundesanwalt Harald Range führt seine Behörde Ermittlungen gegen Beate Zschäpe als Mitglied des "NSU" sowie inzwischen gegen elf weitere Personen, die als Unterstützer der Terrorgruppe angesehen werden. Vier der Unterstützer sind in Untersuchungshaft.

1998 gemeinsam in den Untergrund abgetaucht

Range bekräftigte, dass seine Behörde an dem Verdacht festhalte, dass Beate Zschäpe Mitglied der Terrorgruppe ist. Dies wird von deren Anwälten bestritten, die die beiden anderen, inzwischen toten "NSU"-Terroristen Mundlos und Böhnhardt für verantwortlich halten. Die Frage wird von Bedeutung für die Entscheidung des Bundesgerichtshofs sein, ob Zschäpe weiterhin in Untersuchungshaft gehalten wird. Ihre Anwälte haben Haftbeschwerde eingelegt, über die bald entschieden wird.

Range argumentiert, Böhnhardt, Mundlos und Zschäpe hätten sich bereits 1996 im Thüringer Heimatschutz zusammengefunden und in der Folge "in einem losen Geflecht mit anderen Personen" rechtsextremistisch motivierte Straftaten begangen. 1998 seien die drei gemeinsam in den Untergrund abgetaucht.

Vieles weist auf Mitgliedschaft hin

Das Trio habe gemeinsam unter falschen Namen in Chemnitz und Zwickau gelebt, die Wohnungen ständig gewechselt und die Unterkunft in Zwickau gegen unbefugten Zutritt stark gesichert. Zschäpe habe diese Wohnung in Brand gesetzt, um Beweise zu vernichten. In der Wohnung seien Tatwaffen und Bekennervideos gefunden worden. Dies alles belege die Mitgliedschaft Zschäpes im NSU. Von einer Beteiligung an den Taten ist nicht die Rede

Nach Angaben Ranges werten mehr als 350 Polizeibeamte sowie rund ein Dutzend Bundesanwälte die Spuren aus. Dazu gehören 5000 sichergestellte Gegenstände, weitere 3000 Spuren, beispielsweise Fingerabdrücke, Bargeld in Höhe von 11.000 Euro sowie Reiseschecks und neun Terrabite an Daten auf Rechnern. Aus der Bevölkerung seien 850 Hinweise gekommen.

Dem "NSU" werden vor allem zehn Morde, ein Sprengstoff- und ein Nagelbombenanschlag sowie - inzwischen nur noch - drei Banküberfälle zur Last gelegt.