Der Tourismuschef Michael Metzler hat im Verwaltungsausschuss des Gemeinderats seine Pläne für die Neuorganisation des Zwiebelfests vorgestellt. Im Grundsatz erntet er Zustimmung, in Detail- und Stilfragen gibt es erheblichen Gegenwind.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Esslingen - Noch müssen die Esslinger Vierteleschlotzer bangen. Am Montagnachmittag haben die in der Zwiebelfest-Gesellschaft engagierten Wirte zwar eine Gesellschafterversammlung abgehalten. Eine Entscheidung, ob es in diesem Jahr trotz des schwelenden Konflikts mit der Stadt die Traditionshocketse auf dem Esslinger Marktplatz geben wird, ist aber noch nicht gefallen. „Normalerweise bekommen wir im März die Erlaubnis der Stadt. Bisher liegt sie uns aber noch nicht vor“, sagt Zwiebelfestwirt Gerd Trautwein. „Erst dann werden wir uns entscheiden.“

 

Ursache des neuerlichen Konflikts ist ein merkwürdiger Vorstoß der Esslinger Stadtverwaltung: Ohne die Wirte, die das Zwiebelfest seit mehr als 30 Jahren organisieren, einzubinden oder wenigstens zu informieren, hat die Verwaltung unter Federführung der Esslinger Stadtmarketing und Tourismus Gesellschaft (EST) ein Konzept erarbeitet, das die Übernahme des Sommerfests durch die Stadt vorsieht und damit die Zwiebelfestwirte ausbootet.

Idealerweise sollen alle Lauben vermietet werden

Am Montagabend hat der EST-Geschäftsführer Michael Metzler seine Pläne dem Verwaltungsausschuss des Gemeinderats vorgestellt – und dabei seine bereits in der vergangenen Woche der Presse präsentierten Ideen konkretisiert. Im Idealfall sollen die Stadt und die EST mit Hilfe von „Paten“ genannten Sponsoren bis zu 24 optisch einheitliche Lauben erwerben und diese dann neun bis zwölf Wirten auf Mietbasis zur Verfügung stellen.

Mit dieser Methode will die Stadt Einfluss auf die Qualität des Fests nehmen und auf mögliche Fehlentwicklungen schnell reagieren können. Gedacht sei deshalb an vergleichsweise kurze Vermietungszeiten von maximal drei Jahren. Nur wenn es nicht gelinge, ausreichend Sponsoren aufzutreiben, müsse man einige der Lauben an größere Caterer veräußern – was dann mit längeren Vertragslaufzeiten von voraussichtlich zehn Jahren und weniger Einflussmöglichkeiten verbunden wäre.

Die Ausschreibung der Lauben soll, sagt Metzler, „öffentlich, transparent und diskriminierungsfrei“ geschehen. Das, so räumt er offen ein, berge die Gefahr, dass eventuell nur wenige, im Extremfall überhaupt keiner der Esslinger Wirte, bei der Vergabe zum Zug kommen könnten.

Das gefällt vielen Stadträten überhaupt nicht. Zwar war die Verwaltung erst auf Anträge aus dem Ratsgremium hin tätig geworden, und die Fraktionssprecher begrüßten am Montag im Grundsatz Michael Metzlers Überlegungen. Die Stadt müsse aber alles dafür tun, dass möglichst viele Esslinger Wirte berücksichtigt werden.

„Es liegt Ärger über dem Neuanfang“

Heftige Kritik am Informationsstil der Verwaltung übte Annette Silberhorn-Hemminger, die Fraktionschefin der Freien Wähler: „Wir distanzieren uns von der Entscheidung der Verwaltung, die Zwiebelfestwirte in keiner Weise an der Ausarbeitung der Neukonzeption zu beteiligen oder sie darüber zu informieren.“ Sie forderte eine Veranstaltung, bei der alle Betroffenen zu Wort kommen sollen. Silberhorn-Hemminger: „Es ist extrem bedauerlich, dass durch das Verhalten der Verwaltung auf dem Neuanfang schon wieder ein Ärger liegt. Das hätten wir vermeiden können.“ Nach einer nicht-öffentlichen Beratung im Verwaltungsausschuss soll am 18. Juni die Entscheidung im Gemeinderat fallen, wie es mit dem Zwiebelfest weitergeht.