Im Jahr 2011 hat der Gemeinderat die erste legale Downhill-Strecke für Moutainbiker zwischen Degerloch und dem Stuttgarter Süden beschlossen. Eigentlich. Denn nun steht die Abfahrt wieder zur Disposition.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Degerloch/S-Süd - Das Trauerspiel füllt „fast einen Aktenschrank“, sagt Günther Kuhnigk, der Leiter des Sportamts. Das Trauerspiel ist die geplante Degerlocher Downhill-Strecke. Darunter ist ein Waldweg zu verstehen, auf dem sich Radler auf – für Außenstehende halsbrecherische Weise – den Berg hinabstürzen. Ein Hobby, das nicht jedem gefällt, weil es sicher nicht ganz ungefährlich ist. In Esslingen hatte die Stadt jüngst eine Strecke unbefahrbar gemacht.

 

Auch in Stuttgart ist dies bisher verboten. Zwischen Degerloch und Stuttgart-Süd will die Stadt die erste legale Strecke bauen. Eigentlich. Denn sie steht wieder zur Disposition. Dabei hatte der Gemeinderat den Bau 2011 beschlossen. Ende desselben Jahres hatten die Stadträte 135 000 Euro dafür zur Verfügung gestellt. Nach ausgiebigen Diskussionen im Vorfeld schien die Sache klar zu sein.

Der Sommer 2013 zog ins Land, doch die Strecke ist nicht fertig

Im vergangenen Frühjahr hieß es, die Strecke sei bis Sommer 2013 fertig. Der Sommer zog ins Land, an der Strecke wurde hier und da gewerkelt, doch von fertig kann bis heute keine Rede sein. Am 11. März sollen sich die Mitglieder des gemeinderätlichen Sportausschusses erneut mit der Angelegenheit befassen.

Probleme gibt es gleich mehrere. So ist die beauftragte Firma inzwischen insolvent gegangen, und es gibt noch Fragen zur Sicherheit der Radler sowie der Waldspaziergänger. Für die Fragen der Sicherheit gebe es ein Konzept, sagt Kuhnigk. Schwierigkeiten bereitet hingegen das letzte Stück der Rundroute im Süden. An der Stelle, an der die Querfeldein-Strecke endet und die Radler zur Zahnradbahn gen Degerloch fahren, ist ihnen eben dies nicht erlaubt. Weil ihren Gefährten beispielsweise das Licht fehlt und sie deshalb aus bürokratischer Sicht nur augenscheinlich Fahrräder sind, müssten die Downhiller absteigen und das Stück zur Zacke schieben. Das Sportamt sucht nach einem Weg, dass sie sich daran halten. Wäre das nicht gewährleistet, dürfte die Stadt ihre erste legale Strecke nicht als Rundroute ausweisen.

Ein Problem hat das Zeug zum Spielverderber

Das Problem, das das Zeug zum Spielverderber hat, ist aber ein anderes: Der Wald zwischen Degerloch und dem Süden ist Landschaftsschutzgebiet. „Dort ist eine Downhill-Strecke generell nicht zulässig“, sagt Werner Flad, der Leiter des Amts für Umweltschutz. Das hat Flad von Anfang an gesagt. Um der Strecke trotzdem eine Chance zu geben, hat das Amt für Umweltschutz eine Befreiung vom Landschaftsschutz in Aussicht gestellt, zunächst auf zwei Jahre befristet. „Allerdings mit einem Beipackzettel“, sagt Flad. Das Sportamt müsse nachweisen, dass die etwa ein Dutzend illegalen Strecken „mit Sicherheit nicht mehr befahren werden“, sagt Flad. „Das Sportamt weiß genau, was zu tun ist.“

Wer Günther Kuhnigk fragt, wird eines Besseren belehrt. „Wir tun uns wirklich schwer damit“, sagt er. Die Stadt wird weder Kontrollen rund um die Uhr bezahlen noch soll der Wald umzäunt werden. Blieben etliche Fotos und akribische Dokumentationen über den Zustand des jeweiligen Waldstücks. Und zwar im Jahr 2014 und in zwei Jahren, um einen Vergleich zu haben. „Das ist eine hoch komplizierte Sache“, sagt Kuhnigk. „Es muss ja juristisch hieb- und stichfest sein. Und es ist irgendwann auch mal eine Kostenfrage.“

Nun soll die Politik erneut ran

Weil er offenbar selbst nicht mehr weiter weiß, soll nun die Politik erneut ran. Weshalb die Downhill-Strecke im März auf der Tagesordnung des Sportausschusses steht. „Es ist die Frage, wie man damit umgeht“, sagt er. Letztlich geht es wohl um die Entscheidung, ob der Gemeinderat trotzdem an der Strecke festhalten will. „Das Sportamt ist ein großer Befürworter der Downhill-Strecke“, stellt Günther Kuhnigk klar. Doch die Stadt Stuttgart habe sich mit dieser Strecke auf ein bis dato unbekanntes Terrain gewagt. Die Gefahren habe sie nicht absehen können, sagt er. „Wenn ein Problem gelöst ist, taucht ein neues auf.“