Rapper Bartek (Orsons) spottete einst über Sport. Jetzt nimmt er Yoga-Stunden ganz bequem zuhause – und entdeckt dabei sich selbst ganz neu.

Nach all den Jahren, in denen ich keine Gelegenheit ausgelassen habe, mich über Menschen lustig zu machen, die regelmäßig Sport treiben, sich von ihrem knapp bemessenen, vollgestopften Tag noch Zeit abknapsten, um in ein schwitziges Fitnessstudio zu gehen und dort Cardio- oder Krafttraining zu machen, habe ich nun auch zum Sport gefunden. Kind of.

 

Es ist nicht so, dass es keine Sportarten für mich geben würde. Golfen ist genau mein Ding, wahrscheinlich angeln auch, Qi Gong habe ich eine Zeitlang selbst eifrig praktiziert. Bis heute drangeblieben bin ich aber an keinem Sport.

Opinion Jump

Doch im Zuge meiner Jakobswegreise, habe ich schon bei den Vorbereitungen gemerkt: Wow, wie geil ist Bewegung bitte? Ein bisher noch nicht gekanntes Körpergefühl stellte sich schon nach ein paar Wanderungen ein, es war Meditation im Gehen, Win-Win für Körper und Geist.

Es hat dann trotzdem noch eine gewisse Zeit gedauert, bis ich darauf kam, was ich als Meditation und Übung für Beweglichkeit und Körpergefühl noch ausprobieren könnte.

Schwelle

Niedrigschwellig sollte es sein. Und zwar nicht nur für mich: Meine Partnerin und ich haben beide beschlossen, dass es an der Zeit ist, sich gemeinsam zu bewegen, um geschmeidig zu bleiben. Aber dafür das Haus verlassen? Ich weiß nicht.

Dann hatten wir die Idee: Wie wäre es mit Yoga-Stunden zu Hause? Man muss doch nicht unbedingt sofort nach Bali auswandern, um mit anderen Stuttgarter:innen in einem kleinen Yoga-Retreat Räucherkerzen anzuzünden, das kann man bestimmt ebensogut in Stuttgart machen.

Im Garten werden seit Kurzem gemeinsam Yoga Stunden genommen. Foto: privat

Gesagt, getan. Wir haben eine Yoga-Lehrerin engagiert, die uns und ein paar Freund:innen bei uns zuhause Yoga-Unterricht gibt. Da spart man sich die peinlichen Momente vor Fremden, in denen das T-Shirt hochrutscht und man sich sowieso schon beobachtet fühlt, weil man nicht mal in die Nähe des großen Zehs kommt bei der zweiten Übung.

Und bisher hat es keinen einzigen Nachteil gehabt. Im Gegenteil: Durch die Dehnung der Muskeln und die ruhige Atembewegung werden die Gehirnzellen gelüftet und man ist danach lebendiger und frischer. Klar, weiß jede:r. Ich weiß es halt erst jetzt.

Auch schön zu beobachten ist für uns, wie wir Woche für Woche Fortschritte machen. Plötzlich komme ich nämlich doch an den großen Zeh, die Finger und der Rücken fühlen sich elastischer an. Wo ich früher gelacht habe über den „herabschauenden Hund“ (witziges Bild, oder nicht?!), bemühe ich mich nun, die Position ordentlich zu machen. Wo ich bei lustig aussehenden Positionen früher Pupswitze auf den Lippen hatte, beiße ich jetzt, selbst den Hintern in die Luft streckend, die Zähne zusammen. Meine Lieblingspositionen bisher: Krieger zwei. Aber auch: kleine Kobra.

Home sweet home

Generell lerne ich beim Yoga nun Muskelgruppen kennen, von deren Existenz in meinem Körper ich bisher nichts wusste. Oder ich verrenke mich in Positionen, von denen ich nie dachte, dass der menschliche Körper dazu imstande sei.

Falls es unter euch Leute gibt, die sich weigern, Yoga zumindest mal eine Chance zu geben: Tut es. Am Anfang kommt man sich zwar unbeholfen vor, unsicher oder peinlich berührt, aber man geht besser gelaunt aus jeder Stunde, doch, doch.

Namaste!

Euer Bartek