Erst ein ganz normaler Seitenstreifen, dann eine kilometerlange Auf- und Abfahrt, jetzt wieder ein Seitenstreifen, der nur ab und zu befahrbar ist: Was hat es mit dem Wechselspiel zwischen Ludwigsburg und Leonberg auf sich?

Praktisch war sie ja, die kilometerlange Auf- und Abfahrtsspur auf der A 81. Wer zwischen Korntal-Münchingen/Zuffenhausen und Ditzingen/Feuerbach bei Ditzingen abfahren wollte, brauchte sich nicht mehr durch den oft stockenden Verkehr auf den Hauptspuren zu quälen, sondern konnte direkt auf dem sogenannten verlängerten Verflechtungsstreifen weiterfahren. Doch die neue Spur Richtung Süden ist schon seit einer Weile passé, sie ist jetzt wieder ein Standstreifen, wenn auch ein befahrbarer. In der Gegenrichtung hat der Verflechtungsstreifen weiterhin Bestand. Was hat es mit dem Wechselspiel auf sich? Und wie geht es auf der A 81 nördlich von Leonberg weiter?

 

Um die 108 000 Fahrzeuge passieren täglich den Streckenabschnitt der A 81 zwischen Ludwigsburg und dem Engelbergtunnel, berichtet die Autobahn GmbH des Bundes, die seit 2021 für Bauprojekte auf deutschen Autobahnen zuständig sind. Zwölf Prozent davon sind Schwerverkehr. Statistiken zur aktuellen Stauentwicklung liegen der Autobahn GmbH zwar nicht vor. Oft reicht es aber schon, das Radio einzuschalten. Bei Staumeldungen im Berufsverkehr ist die „81“ eine viel genannte Zahl. Und selbst in den Sommerferien 2022, in denen vom ADAC insgesamt 5775 Staus in Baden-Württemberg verzeichnet wurden, lag die A 81 mit knapp 1250 Staus auf Platz 2 hinter der A 5.

Was sind die Lösungsansätze?

Mit dem Ziel, den Streckenabschnitt zwischen Ludwigsburg und Leonberg zu entlasten, plante der Bund sogenannte TSF ein: temporäre Seitenstreifenfreigaben. „Durch die temporäre Befahrbarkeit des Seitenstreifens wird zeitweise der Verkehrsfluss verbessert“, erklärt Petra Hentschel, Sprecherin der Autobahn GmbH (Niederlassung Südwest).

In Teilen wurden die TSF in den Jahren 2021 und 2022 unter der Leitung der Autobahn GmbH umgesetzt. Bereits zuvor waren die ursprünglichen Seitenstreifen allerdings in verlängerte Verflechtungsstreifen umgewandelt worden. Verantwortlich dafür war das Regierungspräsidium, das seinerzeit noch für die Autobahn zuständig war. Ein solcher Verflechtungsstreifen befindet sich zum Beispiel zwischen Ludwigsburg-Nord und Ludwigsburg-Süd sowie zwischen Ditzingen/Feuerbach und Zuffenhausen.

Seiten- und Verflechtungsstreifen – was sind die Unterschiede?

„Die Verflechtungsstreifen sind von der restlichen Fahrbahn mit gestrichelter Blockmarkierung, also ,Breitstrichen‘, abgetrennt“, erklärt Petra Hentschel. Sie dürfen durchgängig befahren werden. Allerdings sind sie keine zusätzliche Fahrspur für jedermann. Sie dürfen nur genutzt werden, um auf die Hauptspuren der Autobahn auf- oder von diesen abzufahren. Beim Auf- und Abfahren ist das Vorbeifahren an anderen Autos übrigens erlaubt. Es ist also einer der wenigen Fälle, in denen ein „Überholen“ von rechts nicht verboten ist.

Seitenstreifen sind dagegen mit einer durchgängigen Linie von den Hauptspuren abgetrennt und für den Verkehr üblicherweise gesperrt. Das gilt auch bei Stau. Wer im Stau steht und heimlich auf den Standstreifen wechselt, um auf die Schnelle zur nächsten Abfahrt zu kommen, macht sich strafbar. Eine Ausnahme gilt dann, wenn wie im Fall Zuffenhausen-Feuerbach der Seitenstreifen „temporär freigegeben“ wird, und zwar durch die dort angebrachte Anzeigetafel. Die Freigabe erfolgt dann, wenn die Verkehrsbelastung besonders hoch ist. Der Seitenstreifen wird dann zu einer zusätzlichen rechten Fahrspur, die alle Verkehrsteilnehmer nutzen können. Das Überholen von rechts ist hier nicht erlaubt.

Warum blieb man nicht bei den praktischen Verflechtungsstreifen?

Seitenstreifen haben eine wichtige Funktion: Sie dienen beispielsweise als Spur für Pannenfahrzeuge oder für Streufahrzeuge oder als Standspur bei Unfällen. Fällt sie weg, hat das einen negativen Einfluss auf die Sicherheit auf dieser Strecke. Der Verflechtungsstreifen war daher nie als dauerhafte Einrichtung geplant, so die Autobahn GmbH. Bei einer TSF ist die Strecke zudem durchgehend videoüberwacht. So kann vor der Freigabe sichergestellt werden, „ob der Seitenstreifen frei von Gegenständen, Personen oder Pannenfahrzeugen ist“, erklärt Petra Hentschel. „Ebenso müssen die Nothaltebuchten frei von Fahrzeugen sein, bevor der Seitenstreifen geöffnet werden darf.“

Die Verflechtungsstreifen wurden ursprünglich vom Regierungspräsidium eingeführt, um den Verkehr zu entlasten, bis die Umsetzung der TSF möglich wurde.

Wann werden Seitenstreifen freigegeben?

Eine Voraussetzung für eine TSF ist nicht nur eine hohe Verkehrsbelastung in dem betreffenden Autobahnabschnitt. Der Seitenstreifen muss zudem eine ausreichende Breite haben. In Baden-Württemberg sind TSF beispielsweise auf der A 8 zwischen dem Autobahnkreuz Stuttgart und der Anschlussstelle Möhringen in beiden Fahrtrichtungen in Betrieb sowie zwischen dem Autobahndreieck Karlsruhe und dem Anschluss Karlsbad. Auf der A 81 gibt es sie bereits zwischen Ludwigsburg-Süd und Feuerbach sowie in entgegengesetzter Richtung zwischen Zuffenhausen und Ludwigsburg-Süd.

Wie geht es jetzt zwischen Leonberg und Ludwigsburg weiter?

Die bereits umgesetzten TSF sind eine dauerhafte Einrichtung. Die Verflechtungsstreifen, die zwischen Ludwigsburg-Nord und -Süd sowie zwischen Feuerbach und Zuffenhausen noch existieren, werden sukzessive ersetzt. Der Umbau bei Ludwigsburg ist bereits beauftragt. „Im Streckenabschnitt Feuerbach-Zuffenhausen verhindert derzeit ein Brückenbauwerk die durchgängige Führung der TSF in der Anschlussstelle Zuffenhausen“, sagt Petra Hentschel. Wann das Problem gelöst sein wird, ist noch nicht bekannt. Bis zur Umsetzung bleibt der Verflechtungsstreifen daher aktiv.