Wenige Jahre nach dem Ausbau der Autobahn München-Ulm sind die Unfallzahlen deutlich gestiegen. Jetzt sollen variable Tempolimits kommen, wenigstens auf einer Teilstrecke. Doch Bayern will mehr.

Augsburg - Auf der Autobahn 8 (München-Ulm) soll es wegen einer starken Zunahme von Unfällen von Mitte des kommenden Jahrzehnts an variable Tempolimits geben. Das bayerische Verkehrsministerium bereitet im Auftrag des Bundes den Bau von sogenannten Verkehrsbeeinflussungsanlagen vor. In einem ersten Schritt würden die Anlagen für die Strecke zwischen München/Eschenried und Neusäß bei Augsburg gebaut, teilte das Ministerium mit.

 

Die bayerische Staatsregierung strebt aber an, dass später auch noch die weitere Strecke bis Ulm/Elchingen mit entsprechenden Anlagen ausgestattet wird. Wegen steigender Unfallzahlen auf der Fernstraße hat sich auch die Polizei für die neue Technik ausgesprochen.

Die modernen Schilderbrücken können nicht nur bei starkem Verkehr vorübergehende Geschwindigkeitsbegrenzungen anzeigen, sie warnen auch vor Stau oder anderen Gefahren. Die entsprechenden Verkehrsschilder werden von einer Verkehrsüberwachungszentrale nach Bedarf geschaltet. In München und anderen Ballungsräumen ist diese Technik seit langem Standard.

Zunächst bereitet Bayern den Ausbau des rund 66 Kilometer langen Stücks zwischen München und Augsburg vor. Die Arbeiten müssen europaweit ausgeschrieben werden. Es werde mit einem Baubeginn voraussichtlich ab dem Jahr 2022 gerechnet, sagte eine Ministeriumssprecherin. Die Bauzeit werde auf etwa drei Jahre geschätzt. Die Kosten von voraussichtlich mehr als 30 Millionen Euro wird der Bund übernehmen.

Unfälle mit Verletzten stiegen

Bayerns Verkehrsminister Hans Reichhart (CSU) will das Bundesverkehrsministerium überzeugen, dann die Technik auf der Strecke bis Ulm ebenfalls zu montieren. „Wir werden deshalb das dortige Verkehrs- und Unfallaufkommen weiterhin genau analysieren und beim Bund entsprechend darauf einwirken, die Planungen auch dort fortführen zu dürfen“, sagte der Minister.

Die Strecke zwischen München und Ulm war vor rund einem Jahrzehnt von zwei privaten Betreibern im Auftrag des Bundes von vier auf sechs Spuren ausgebaut worden. Die Augsburger Polizei beobachtet in ihrem Bereich seitdem eine deutliche Zunahme der Unfälle auf der A8 und befürwortet daher zeitweise Tempolimits.

Es wird vermutet, dass auch die höheren Geschwindigkeiten der Fahrzeuge auf der ausgebauten Strecke bei den Unfällen eine Rolle spielen. So ist nach der Statistik des Polizeipräsidiums in Augsburg die Zahl der Verletzten bei Geschwindigkeiten über 130 Stundenkilometern von 2010 bis 2018 um mehr als 700 Prozent auf 122 Verletzte pro Jahr gestiegen. Im Jahr 2010 wurde der Autobahnneubau zwischen München und Augsburg fertiggestellt.

Insgesamt gab es in dem Gebiet des Augsburger Präsidiums auf der Fernstraße knapp 1000 Unfälle im vergangenen Jahr, etwa ein Zehntel mehr als im Vorjahr. Die Zahl der Verletzten stieg von 2017 auf 2018 sogar um nahezu 20 Prozent.