Um etwas zu sagen, braucht es nicht immer Worte. In einem Interview mit Porsche spricht der Stuttgarter Ballettstar Friedemann Vogel nur mit dem Körper. Und in der Froggy Night von Topas wird die baumelnde Seele im Renitenz-Theater zum Star.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Do you speak Dance? Sprechen Sie Tanz? Für die einen mögen Bewegungen eine Fremdsprache sein, weil ihr Körper nicht übersetzen will, was der Kopf vorgibt. Andere aber wie der Ballettstar Friedemann Vogel halten ihren Mund, weil sie mit der Kunst des Tanzes, mit dieser internationalen Sprache der Sinne und der Seele, in der Sehen, Hören und Fühlen eins werden, mehr ausdrücken als mit Worten.

 

Wiederaufnahme der „Kameliendame“ am Samstag in Stuttgart

„Mit meinem Körper zu sprechen fällt mir sehr viel leichter als mit jedem anderen Kommunikationsmittel“, sagt der Erste Solist des Stuttgarter Balletts, der gerade sehr viel zu tun hat, weil an diesem Samstag im Opernhaus die Wiederaufnahme der 1978 uraufgeführten „Kameliendame“ gefeiert wird. Porsche nahm Vogel beim Wort und führte ein Interview mit ihm nach dem Motto „Sagen Sie jetzt nichts“ der „Süddeutschen Zeitung“. Nur mit Bewegung und Gestik beantwortet der Weltstar sechs Fragen zu seiner Karriere, seinen Träumen und seinen Zielen. Die athletischen, intensiven, betörenden Erwiderungen sind festgehalten auf Fotografien. Das Shooting fand in Hamburg in und um der Elbphilharmonie statt.

Bei der Frage, wer Friedemann Vogel ist, sieht man den Tänzer energiegeladen mit nacktem Oberkörper im leeren Saal, den Kopf nach oben gereckt. Für die Frage nach seiner Zukunft trägt er einen blauen Pullover zur schwarzen Hose. Erneut ist der Blick in die Höhe gerichtet. Wenn auch die Zukunft wie so oft in den Sternen steht, dürfte Stuttgart, bei allem, was er tut, eine tragende Rolle spielen. Dieser kulturell prickelnden Stadt ist der Kammertänzer seit Karrierebeginn vor über 20 Jahren immer treu geblieben.

Bei Künstlern ist der Drang nach Stuttgart groß

Auch der Texaner Elliott Carlton Hines ist ein großer Stuttgart-Fan. Der Bariton, der bei „Der Räuber Hotzenplotz“ in der Oper zum Kasperl wird, wollte unbedingt nach Stuttgart, in diese in Künstlerkreisen gerühmten Kulturmetropole. Im dritten Anlauf, nach zwei Absagen, hat es der 1990 geborene US-Amerikaner geschafft, worüber er sich als zaubernder Gast (der Sänger trickst mental) in der Mixed-Show Froggy Night von Comedian Thomas Fröschle alias Magier Topas am Donnerstagabend noch immer freut.

Was den Erfolg der Stuttgarter Oper ausmacht? Am einzigartigen Teamgeist könnte es liegen, antwortet Elliott Carlton Hines. „In anderen Häusern sieht man den Intendanten allenfalls, wenn man rausgeworfen wird“, sagt der Bariton, „bei uns ist Viktor Schoner einer von uns.“ Und ein großartiges Publikum mache alles noch viel schöner.

Motto der 60. Froggy Night: „Gewagte Töne“

Als vor 13 Jahren das Renitenz-Theater von der Nähe des Tagblattturms ins Hospitalviertel umgezogen ist, wollte der Intendant Sebastian Weingarten mit einer neuen Show dafür sorgen, dass der nun viel größere Theatersaal gut gefüllt ist. Der Chef schuf die Froggy Night mit dem Doppeltalent Fröschle. Nun steht die Reihe vor dem Abschied, da der Erfinder im Sommer in den Ruhestand abtritt und sich sein Nachfolger Roland Mahr ein neues Format ausdenken will.

Die 60. Ausgabe der Froggy Night (noch zweimal quakt der Frosch) steht unter dem Motto „Gewagte Töne“ und ist ein furioser Ritt durch sehr verschiedene Stile. Immer wieder tobt das Publikum. Oleg Denisov, der Stand-up-Komiker aus Moskau, war im März 2022 mit einem der letzten Flugzeuge aus der Heimat geflogen, um in der ZDF-„Anstalt“ aufzutreten. Der Putin-Kritiker blieb hier, zu gefährlich wäre die Rückkehr. Einmal hat er doch das Risiko auf sich genommen, als er zur Beerdigung seines Großvaters reiste. Weil Denisov keinen Einzugsbefehl hatte, durfte er legal wieder raus, lebt nun in Berlin.

Die Überraschung des Abends ist der Journalist Tom Hörner

Auf der Bühne macht er sich in einem gut verständlichen Englisch lustig über deutsche Anfeindungen gegen Russen, die er auch als Gegner des Ukraine-Kriegs spürt. Sein spezieller Humor kommt gut an. Auch das Duo Mimikry, Fröschles Sidekick Mathias Schwardt und Ersatzmann Helge Thun begeistern mit und ohne Worte – ein Frosch im Hals hat keiner, nicht mal ein Fröschle.

Die größte Überraschung der Mixed-Show ist Tom Hörner, Redakteur und Kolumnist unserer Zeitung, der mit 61 Jahren Premiere als Stand-up-Comedian feiert und mit der höchsten Applausstärke des Abends irre abräumt, nicht nur, weil er drei Kollegen als Claqueure engagiert hat und Scheine fürs Klatschen im Publikum verteilt. Hat sich also gelohnt, dass bei Betriebsfesten und in der Kantine seit Jahren die Kalauerproduktion hochgefahren wird. Da verzeiht man ihm sogar, dass er die Seele baumen lässt, was bei Artikeln zum Bußgeld in die Phrasenkasse führt. Hörner lässt eine Backware namens Seele baumeln und macht sie zum Star. Diese Art von Ausdruckstanz verlangt nach mehr.