Ausgerechnet im Feiertagsreiseverkehr legt ein Mann am Samstag stundenlang den Flughafen Hannover lahm. Mit einem silbernen BMW durchbricht er ein Tor und verfolgt einen landenden Flieger.

Hannover - Warten, warten, warten - und hoffen, dass es noch was wird mit dem Flug nach Mallorca. Tim Dohle, sein Sohn Julius und seine Frau Susanne haben an diesem trüben Samstagnachmittag die Sicherheitskontrollen schon passiert, auch ihre Bordkarten haben sie schon in der Hand. Doch gegen 16.15 Uhr wird die Familie aus Bockhorn bei Oldenburg wieder zurückgeschickt, hinter die Schleusen. Warum, wissen die drei zunächst nicht.

 

Erst später wird klar: Ein Auto hat ein Tor im Süden des Flughafens durchbrochen und ist auf das Vorfeld gefahren. Der Fahrer des silberfarbenen BMWs mit polnischem Kennzeichen hat versucht, einem landenden Flieger zu folgen. Die Polizei nimmt die Verfolgung auf, setzt den Fahrer um 15.30 Uhr fest - und dann geht für Stunden nichts mehr am Airport in Hannover. Erst gegen 20 Uhr wird der Flugverkehr wieder aufgenommen.

Was genau am Nachmittag passiert ist, wissen die ungeduldig wartenden Reisenden in Terminal B lange nicht. Überall bilden sich Schlangen an den Check-ins. Auch am frühen Abend steht der silberne BMW noch im nördlichen Bereich des Flughafens in der Nähe des Towers auf dem Vorfeld. Sprengstoffexperten und andere Einsatzkräfte untersuchen den Wagen bis ins kleinste Detail.

Fahrer stand unter Drogen

Klar ist am Abend zumindest: Der Fahrer des BMWs stand unter Drogen. Schnelltests auf Kokain und Amphetamin fielen positiv aus. Hinweise auf einen terroristischen Hintergrund gibt es nicht. Vermutungen über ein Motiv für die Tat aber auch nicht.

Bundespolizeisprecher Jörg Ristow sagt, es müsse noch geklärt werden, wie es dem Mann gelang, das Tor im Zaun zu durchbrechen. Hinweise auf Komplizen gibt es nicht. Die Beamten vermuten, dass es sich um einen Einzeltäter handelt. Die Identität des Mannes prüfen die Ermittler noch - es handle sich um einen Europäer, etwa Mitte 20. Papiere habe er nicht dabei gehabt. Auch Waffen nicht.

„Die Sicherheitsstandards haben gegriffen“, sagt Ristow kurz vor 20 Uhr, als sich die Lage wieder entspannt. „Der Flugbetrieb soll demnächst wieder losgehen“, gibt Flughafensprecher Sönke Jacobsen bekannt.

Für Familie Dohle heißt es zunächst immer noch: warten. Der Flieger nach Palma de Mallorca sollte eigentlich schon seit über einer Stunde in der Luft sein. Doch die Dohles sind weiter optimistisch. Ob sie heute noch auf der Insel landen werden? „Na klar“, sagt Sohn Julius. Dann kommt von Check-in-Mitarbeiter Bernd Lorenz die erlösende Nachricht. In einer halben Stunde soll der Flugbetrieb wieder aufgenommen werden.