Rote Spritzer auf dem Boden in der Postbank an der Senefelderstraße im Westen lassen die Gerüchteküche im Stadtteil brodeln: Ist das Blut? Was war da los? Die Hintergründe sind kriminell, aber verletzt wurde niemand.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Wer vor Weihnachten mehrfach mehr oder minder erfolgreich zum Paketabholen die Post an der Senefelderstraße im Westen aufgesucht hat, hatte schlechte Chancen, das Bild des Grauens zu sehen: Der Anblick war meist von in der Schlange stehenden Menschen verdeckt. Nun, da die Weihnachtspost größtenteils angekommen ist, ist der Blick auf die Geldautomaten im Vorraum wieder frei. Ein Polizeiabsperrband flattert da. Doch das allein wäre noch nicht so verstörend, dass auf Facebook tagelang darüber diskutiert werden würde. Was für Gesprächsstoff sorgt, sind die roten Kleckse auf dem Boden. Ist das Blut? Schnell sind Gerüchte im Umlauf.

 

Da habe einer randaliert, die Postmitarbeiter hätten ihn aber beruhigen können. Leider sei der Mann verletzt worden, lautet eine Theorie. „Es kam aber niemand ums Leben“, fügt der Verfasser dieses Kommentars auf der Facebookseite Stuttgart-West unserer Zeitung hinzu. Er beruft sich auf ein Gespräch mit den Mitarbeitern. Andere wollen was von einem Überfall, einer Messerstecherei oder einer Schlägerei gehört haben.

Ein Einbrecher ist der Verursacher

Alles falsch, weiß eine Sprecherin der Postbank, in deren Räumen die Post an der Senefelderstraße ist: „Es hat jemand versucht, den Automaten zu knacken“, erläutert sie. An das Geld sei der Täter nicht gekommen. Jedoch sei bei seiner Aktion die Farbkapsel kaputt gegangen, die in den Automaten eingebaut sei. Diese soll Dieben die Tour vermasseln: Wird der Automat zerstört, platzt die Kapsel. Die Farbe versaut dann alle Geldscheine. Und zwar ein für alle Mal: „Die Farbe geht nicht wieder ab.“ Was die Postbank vor Verlusten schützen soll, kosten sie nun wohl doch Geld: Die Farbe ist nämlich nicht nur auf Geldscheinen sehr hartnäckig. „Sie geht auch vom Boden nicht mehr ab“, sagt die Sprecherin. Also müsse man vielleicht den Boden im Vorraum, der wegen der Automaten rund um die Uhr zugänglich ist, austauschen lassen.

Die Polizei kann den Zwischenfall bestätigen. Ein Dieb habe in der Nacht zum 18. Dezember, ein Mittwoch, versucht, den Automaten zu sprengen, um so an das Geld darin zu kommen. Dazu habe er ein explosives Gasgemisch in den Automaten geleitet. Dann habe er eine Lunte angebracht und diese angezündet. „Aber es hat nicht geklappt“, sagt der Polizeisprecher Tobias Tomaszewski. Die Lunte sei erloschen. Der Automat habe nach dem Sprengversuch weitgehend unversehrt ausgesehen. Dennoch sei die Sprengung der Farbkapsel um 3.12 Uhr verzeichnet. Mitarbeiter verständigten die Polizei dann gegen 5 Uhr. Der Täter war da schon über alle Berge, allerdings ohne einen Cent Beute.