Der Vorschlag der EnBW den Atommüll aus Obrigheim nach Neckarwestheim zu verlagern stößt auf wenig Begeisterung in der Region. Atomkraftgegner fordern komplette Abschaltung.

Neckarwestheim - Während Umweltministerium und Landespolitiker die Pläne der EnBW begrüßen, den Atommüll aus dem bereits abgeschalteten Kernkraftwerk Obrigheim in Neckarwestheim zwischenzulagern, sind die angrenzenden Gemeinden sowie Atomkraftgegner wenig begeistert. Die EnBW betonte bei der Sitzung der Informationskommission, dass die Überlegungen jedoch noch im Anfangsstadium seien. „Wir sind bewusst früh an die Öffentlichkeit gegangen, da wir die notwendige breite Akzeptanz in der Bevölkerung benötigen“, sagte Christoph Heil, Technischer Geschäftsführer bei der EnBW Kernkraft.

 

Zunächst werde eine Transport- und Handhabungsstudie durchgeführt, bevor die Anträge beim Bundesamt für Strahlenschutz gestellt werden. Neben Sicherheitsaspekten müsse auch geprüft werden, ob die Bestimmungen des Atomgesetzes, die eine standortnahe Zwischenlagerung vorsehen, die Einlagerung von Brennelementen aus Obrigheim in Neckarwestheim zulassen, sagte ein Sprecher des Bundesamts für Strahlenschutz auf Anfrage.

Genügend Platz vorhanden

In der Begründung des Atomgesetzes heißt es, dass der Betreiber Zwischenlager an den jeweiligen Anlagestandorten oder in deren Nähe gewährleisten muss. Eine räumliche Nähe ist bereits vorhanden, wenn der Transportweg dorthin kürzer ist, als in die zentralen Zwischenlager Ahaus oder Gorleben. „Dies ist hier auf jeden Fall gegeben“, sagte Heil. Auch sei in Neckarwestheim genügend Platz vorhanden. „Nur 125 der insgesamt 151 Plätze werden für die hiesigen Castoren benötigt.“ Die Lagerung von 15 weiteren aus Obrigheim sei daher möglich.

Wolfram Scheffbuch vom Bund der Bürgerinitiative mittlerer Neckar lehnt diese Pläne ab. „Es wird versucht eine Akzeptanz für Atomkraft zu schaffen, indem man den Müll verlagert und eine vermeintlich grüne Wiese in Obrigheim präsentiert.“ Laut Scheffbuch sei die Gefahr groß, dass die Politik beim Atomausstieg wieder umschwenke, wenn scheinbare Lösungen für die Atommüllfrage präsentiert würden. „Die Devise muss lauten: Erst abschalten, dann Lösungen für die Lagerung finden.“

Ball liegt beim Ministerium

Johannes Stober, Landtagsabgeordneter der SPD-Fraktion, unterstützt generell die Pläne der EnBW, jedoch müsse geprüft werden, inwiefern wirklich eine „grüne Wiese“ in Obrigheim entsteht. „Da liegt der Ball jetzt beim Ministerium für Strahlenschutz, die Pläne zu genehmigen oder eben nicht.“ Unabhängig vom Ausgang dieser Entscheidung empört sich Mario Dürr, der Bürgermeister der Gemeinde Neckarwestheim, über die Vorgehensweise. „Das Vertrauen ist weg. Alle Jahre bekommt man etwas anderes vorgesetzt.“ Zunächst hieß es, kein Zwischenlager, dann ein Lager für den eigenen Atommüll, jetzt noch den aus Obrigheim. „Und was kommt als nächstes?“