Die Hilfsorganisation Caritas International in Freiburg wirbt für einen anderen Blick auf den Zyklon „Fani“ in Indien und Bangladesch: die Opferzahlen seien wegen einer vorbildlichen Vorsorge relativ niedrig.

Stuttgart - Was ist passiert, wann und wo ist es geschehen? Das sind die Fragen, die ein Journalist beantworten muss. So ist weltweit über die 33 Todesopfer berichtet worden die der Zyklon „Fani“ kürzlich in Indien und Bangladesch gefordert hat. Die in Freiburg ansässige Hilfsorganisation Caritas International, die weltweit tätig ist, hat am Donnerstag in einer Stellungnahme für einen anderen Blick auf die Lage geworben. Man müsse berichten, „was nicht geschehen ist“, sagt Caritas-International-Sprecher Achim Reinke. „Für uns ist die zentrale Nachricht, dass 10 000 Menschen nicht gestorben sind, weil es eine erfolgreiche Katastrophenvorsorge gegeben hat“, sagt Reinke.

 

Eine Million Menschen sind evakuiert worden

Die größte Evakuierung der Menschheitsgeschichte – rund eine Million Menschen waren in Indien aus der Gefahrenzone gebracht worden – sei nicht vermeldet worden, und dass sei doch eine wahre Erfolgsgeschichte. Die Einschätzung der Freiburger Helfer ist nicht aus der Luft gegriffen. Der Indien-Referent von Caritas International, Peter Seidel, verweist auf eine vergleichbare Katastrophe im Jahre 1999, die verheerende Folgen gehabt hatte. „In der gleichen Region, in der am vergangenen Wochenende weniger als 50 Menschen starben, sind bei einem Zyklon gleicher Stärke damals mindestens 10 000 Menschen ums Leben gekommen, manche Quellen sprechen gar von 30 000 Toten“, berichtet Seidel.

Es seien nachher die richtigen Lehren aus dieser Tragödie gezogen worden, sagt der Indien-Experte. Auch deutsche Spenden- und Steuerzahler hätten mitinvestiert in Projekte zur Katastrophenvorsorge. Nie habe es so frühe Warnungen vor einem Unwetter gegeben wie jetzt bei „Fani“. Es habe regionale Risikopläne, präzise Wetterdaten, eine Aufklärung auf Dorfebene, freiwillige Nothilfeteams sowie den Bau von Zyklon-Schutzbauen gegeben. Und nur aufgrund dieser Vorbereitungen habe die Eine-Million-Menschen-Evakuierung so gut klappen können. Für Seidel ist das eine „stille Heldentat vieler Beteiligter“. Die sachlichen Schäden waren aber auch bei „Fani“ immens. Rund zehn Millionen Menschen verloren ihre Existenz: Häuser wurden fortgespült und Äcker überflutet - das Leben aber blieb den meisten Betroffenen.