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Eigentlich ist es eine Prüfung. Für Schlagzeuger David Giesel, Student an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart, kurz HMDK, geht es um den Bachelor-Abschluss. Aber auch die Gäste stehen unter Druck. Im BIX Jazzclub herrscht drangvolle Enge. Aber zur Musik mit swingen, dafür ist immer Platz. Und sei es nur - selig lächelnd und mit geschlossenen Augen - leicht mit Kopf oder Oberkörper wippend. Vor der Bühne ist nichts mehr frei. „Family and friends“, allen voran Mama und Papa Giesel, haben sich lange vor Konzertbeginn die besten Plätze gesichert. Sogar auf den Treppen sitzen die Fans. Für die Bedienungen - sieben an der Zahl - ist das alles kein Problem. Sie tanzen um die 200 Gäste, um Tische und Stühle herum und schaffen es mühelos, alle zu versorgen.

Das Konzert von Larceny, wie die Band von David Giesel, der die Felle bedient und auch die Songs komponiert, heißt, beginnt pünktlich. Sie spielen Stücke aus ihrem Debütalbum „Crosscurrent“, aber auch welche, die er eigens für diesen besonderen Anlass komponiert hat. Der Jazz ist melodiebetont und poetisch, unterbaut von teils malerischer, teils detaillierter Rhythmik. Bei den fachkundigen Zuhörern - ganz viele Kommilitonen seien da, verrät eine junge Frau, die ebenfalls an der HMDK studiert - kommt der Sound an.

Für die mit weniger geübten Ohren im Publikum scheinen die Musiker auf der Bühne jeder für sich in einem eigenen Notenkosmos zu schweben, der auf unerklärliche Weise zu jeder Zeit mit dem der anderen verbunden ist. Auch sie applaudieren nach jedem Soli und nach jedem Song lang und laut. „Ich habe heute schon dreimal Yoga gemacht, so nervös war ich“, sagt David Giesel.
So besonders die Musik ist, so besonders ist auch die Location. Das liegt nicht nur an der modernen, einzigartigen Akustik, welche in einem aufwendigen Prozess an die Räumlichkeiten angepasst wurde und die durchdachte Architektur, die eine besondere Atmosphäre schafft. Das BIX, benannt nach dem Jazz-Kornettisten Bix Beiderbecke, wurde 2006 vom Jazzclub, einer gemeinnützigen GmbH, angemietet. Seitdem bietet es nicht nur regionalen, nationalen und internationalen Jazzlegenden wie Wynton Marsalis, Joshua Redman, Richard Galliano, Curtis Stigers, Billy Cobham oder Helen Schneider eine Bühne, sondern auch jungen Talenten wie David Giesel.
Der spielt - zusammen mit Pianist Moritz Langmaier, Gitarristin Natalia Rose, Jan Mikio Kappes am Kontrabass und Saxofonist Julian Drach - das Lied „Dedication“. Das sei entstanden, als die Band auf den Färöer Inseln ihren Freund und Mitmusiker Pauli besucht hätten, erzählt David Giesel: „Es ist der Natur gewidmet.“ Es folgt „For Moritz“, das der Komponist für seinen Kommilitonen und Klavierspieler geschrieben hat.
Ein wenig Wehmut schwingt durchs BIX, als sich David Giesel zum Masterstudium nach Basel verabschiedet.
Der Song kommt nicht nur deshalb beim Publikum klasse an. Auch wenn musikalisch der Fokus zu keiner Zeit auf dem Initiator der Band - und Abschlussprüfling - liegt, darf Giesel zeigen, was er kann. Auch ohne Stöcke mit der nackten Hand. Tabea, die Freundin von David Giesel, die ebenfalls Schlagzeug studiert, ist begeistert. Ihre Tante und ihr Onkel aus Schorndorf, die extra gekommen sind, freuen sich ebenfalls über die gelungene Abschlussprüfung. Vor dem letzten Song namens „Gratitude“ bedankt sich Giesel bei seinen Eltern, seiner Freundin und bei seinen Dozenten mit denen er "überglücklich“ gewesen sei. „In Stuttgart zu studieren, war die absolut richtige Entscheidung“, sagt er. Ein wenig Wehmut schwingt durchs BIX, als er sich zum Masterstudium nach Basel verabschiedet. „Ich hoffe, dass ich von dort Connections nach Stuttgart schaffen kann. Vielleicht entwickelt sich ja was. Wir sind doch alle eine große Familie“, sagt der Musiker.

GUT ZU WISSEN
Das BIX veranstaltet im Jahr etwa 200 Konzerte und zählt zu den 50 besten Jazzclubs weltweit (DownBeat Magazine).
BIX Jazzclub & Lounge, Gustav-Siegle-Haus,
Leonhardsplatz 28, 70182 Stuttgart,
Telefon: 07 11 / 23 84 09 97
E-Mail: info@bix-stuttgart.de
www.bix-stuttgart.de
Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag: 19 bis 2 Uhr
Einlass: 19 Uhr; Konzertbeginn: 20.30 Uhr