1. Ist eine Ausbildung nur für schwächere Schüler geeignet?
Viele Schüler mit Abitur haben die Einstellung: Ich muss studieren. Das berichtet Irmgard Pirkl, Pressesprecherin der Agentur für Arbeit aus ihrem Alltag Bildungswege seien aber längst nicht streng vorgegeben. „Es ist ein Mythos, dass eine Ausbildung nichts für Schülerinnen und Schüler mit Abitur ist“, sagt Pirkl. Bestimmte Ausbildungsberufe seien so anspruchsvoll, dass Betriebe ohnehin mindestens die Mittlere Reife oder Abitur erwarten. Eine Ausbildung ist also längst nicht nur für Schülerinnen und Schüler mit Hauptschulabschluss eine Möglichkeit, in den Beruf zu starten. Sie bietet sich Pirkl zufolge grundsätzlich für alle an, die nach der Schule erst mal etwas Praktisches machen wollen. Oder aber für jene, die Zeit für die berufliche Orientierung brauchen. Andere wollen erst mal etwas eigenes Geld verdienen. Ein Tipp von Experten: Gelassen bleiben.
2. Ist eine Ausbildung nur in traditionellen Branchen möglich?
Beim Schlagwort Ausbildung sind viele schnell bei traditionellen Branchen oder klassischen Berufen: Maurer, Friseurin oder Bankkaufmann. Weit gefehlt: „Wir haben im Bereich der dualen Ausbildung im Moment 327 Ausbildungsberufe“, sagt Hubert Ertl vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB). Dahinter stecken unterschiedliche Fachrichtungen. Viele Berufe gehören etwa zum handwerklich-technischen Bereich. Auch die kaufmännisch-verwaltenden Berufe sind ein großer Sektor. Unter die grünen Berufe fallen Ausbildungen, die etwa mit Landwirtschaft, Gärtnerei oder Lebensmittelerzeugung im Zusammenhang stehen. Zum Spektrum der Hightech-Berufe zählen IT- und Medienausbildungen. Nicht zuletzt können Interessierte auch in medizinisch-technischen Berufen eine duale Berufsausbildung absolvieren. Das Problem: Jungen Menschen fällt es oft schwer, sich für eine Ausbildung zu entscheiden und ihren Berufswunsch so zu konkretisieren, dass sie dieses Ziel mit Nachdruck verfolgen. Das sagt Prof. Bernd Fitzenberger, Ökonom und Direktor des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Wichtig an der Stelle: Orientierungsangebote nutzen, in Praktika frühzeitig verschiedene Berufsfelder ausprobieren und sich klarmachen, dass man sich mit einer Ausbildung nicht für ein Leben lang festlegt.
3. Bringt der Ausbildungsabschluss schlechtere Chancen?
Eine gängige Annahme: Mit einer abgeschlossenen Ausbildung haben Jugendliche weniger Chancen auf dem Arbeitsmarkt als Absolventen mit akademischem Abschluss. Das ist falsch. „Personen, die eine duale Berufsausbildung erfolgreich abschließen, haben hervorragende Berufschancen“, sagt Arbeitsmarktexperte Bernd Fitzenberger. Mit Blick auf Daten bis zum Jahr 2023 zeige sich: Eine immer kleiner werdende Zahl an Absolventinnen und Absolventen stehe besseren Übernahme- und Erwerbschancen im Arbeitsmarkt gegenüber. Begünstigt durch den Mangel an Fach- und Arbeitskräften gebe es eine hohe Zahl an offenen Stellen. Das trifft auch im Vergleich mit Absolventinnen und Absolventen mit Hochschulausbildung zu. Die Einsatzmöglichkeiten seien aber jeweils abhängig vom Berufsfeld. „Es gibt Berufsfelder, in denen eben einfach eine akademische Ausbildung notwendig ist, so der Ökonom. Andere Berufsfelder werden traditionell von Absolventen der dualen Ausbildung besetzt.
4. Verdient man mit einer Ausbildung später weniger?
Wer eine Ausbildung gemacht hat, verdient später wenig Geld? So pauschal lässt sich das nicht sagen. Es gibt duale Ausbildungsabschlüsse, die den Verdienstvergleich mit Hochschulabsolventinnen und -absolventen nicht scheuen müssen, sagt Prof. Fitzenberger. Im Durchschnitt sei es aber so, dass die Hochschulausbildung mit deutlich besseren Verdienstchancen einhergeht. Verschiedene Faktoren beeinflussen aber, wie hoch der Verdienst später ausfallen kann. Unter anderem die Branche. Wer eine technische Ausbildung in einem großen Industriebetrieb abgeschlossen hat, kann laut Irmgard Pirkl unter Umständen mehr verdienen als jemand, der mit Hochschulabschluss im sozialen Bereich arbeitet. Und: Wer sich nach der Ausbildung weiterbildet, kann häufig damit rechnen, sich beim Verdienst in ähnlichen Bereichen zu bewegen wie Akademikerinnen und Akademiker.
5. Kann man sich mit einer Ausbildung nicht weiterentwickeln?
Wer nach der Schule eine Ausbildung zum Maurer macht, muss nicht für immer Maurer bleiben. Die Ausbildung ist ein offener Einstieg, sagt BIBB-Forschungsdirektor Hubert Ertl. Danach stünden Absolventen beruflicher Ausbildung sehr viele Karrieremöglichkeiten offen. Die Systeme sind viel durchlässiger geworden, so Irmgard Pirkl. „Ich kann mich nach einer Ausbildung zum Beispiel zum Techniker, Meister oder Fachwirt weiterbilden - je nach beruflicher Branche.“ Daneben haben die beruflichen Kammern viele Weiterbildungen im Programm, die sich an eine Ausbildung anschließen lassen. Wer eine abgeschlossene Berufsausbildung hat, kann unter bestimmten Voraussetzungen auch direkt in ein Studium einsteigen, wenn es eine fachliche Nähe zum erlernten Beruf aufweist. Die Zugangsbedingungen können sich aber je nach Bundesland unterscheiden. Mit Meistertitel oder ähnlichem Abschluss ist das Fach vielfach auch frei wählbar.