Dass das Leben viel zu kurz ist, um schlechten Wein zu trinken, das wusste schon der große Dichter und Genießer Johann Wolfgang von Goethe. Das Stuttgarter Weindorf gab es zu dessen Lebzeiten leider noch nicht – sonst wäre er dort bestimmt Stammgast gewesen. Zum Glück lädt es seit beinahe einem halben Jahrhundert jedes Jahr Ende August bis Anfang September die Menschen in und um Stuttgart ein, ein Maximum der besten Tropfen aus der Region mitten im Herzen der City vorzufinden. Und mehr noch: In den liebevoll geschmückten Lauben werden zu den feinen, regionalen Weinen ebensolche Gaumengenüsse kredenzt – dieses Jahr vom 28. August bis 8. September. Geplaudert wird bei einem guten Viertele sowieso gerne – wie das bei einer schwäbischen Hocketse eben so ist. Gesprächsstoff und gute Laune gehen nicht aus. Dafür ist mit einem prall gefüllten Programm gesorgt, das für alles Interessen und Generationen das Passende bereithält. Die feierliche Eröffnung ist am 28. August um 19 Uhr im Innenhof des Alten Schlosses.
Rund 50 verschiedene Lauben verwandeln den Marktplatz, die Kirchstraße und den Schillerplatz zwölf Tage lang in ein stimmungsvolles Paradies für alle, die ein gutes Viertele und gemütliches Beisammensein zu schätzen wissen. An der Planie, Ecke Schillerplatz, befindet sich außerdem die BW-Bank Kulturlaube, in der Tag für Tag vielfältige Veranstaltungen angeboten werden. Gleich daneben befindet sich die Info-Laube. In der VVS Laube auf dem Schillerplatz gibt es an den Weindorf-Sonntagen ein besonderes Schmankerl: Wer dort am 1. oder 8. September seinen VVS-Fahrausweis vorlegt, bekommt einen Verzehrgutschein, den er oder sie dann direkt vor Ort einlösen kann. Da es sich im Hinblick auf den Genuss eines oder mehrerer Viertele ohnehin empfiehlt, beim Weindorfbesuch das Auto Zuhause stehen zu lassen, eine doppelt gute Sache.
Hunderte von Weinen aus der Region
Möglichkeiten zum Einlösen des Gutscheins gibt es viele: Hunderte von Weinen aus Baden-Württemberg können hier probiert werden. Dazu gibt es traditionelle schwäbische Gerichte. Zu den Hauptattraktionen des Fests gehört neben der Eröffnungsfeier im Innenhof des Alten Schlosses das Traubenpressen in der BW-Bank Kulturlaube – der Laube 17. An den Familiensonntagen 1. und 8. September gibt es spezielle Angebote auch für kleine Gäste sowie einen Impuls.
Stadt zwischen Wald und Reben
Die Älteren erinnern sich vielleicht noch: „Stuttgart, die Stadt zwischen Wald und Reben“ lautetet einstmals der Claim der Landeshauptstadt. Das gilt auch heute noch: Stuttgart gehört aufgrund der klimatisch günstigen Lage im Neckartal zu Deutschlands größten Weinbaugemeinden. In 16 der 23 Stadtbezirke wird Wein angebaut. Ein Weinberg befindet sich sogar mitten im Stadtzentrum, wenige Meter vom Hauptbahnhof entfernt. Zahlreiche Rebflächen in der Landeshauptstadt bewirtschaftet zudem das Weingut der Stadt Stuttgart, das seit 1949 besteht. Klare Sache: Wenn eine Stadt so mit dem Weinbau verbunden ist, darf ein Weinfest nicht fehlen.
Von wegen, die Menschen im Schwabenland sind verdruckte Bruddler, die von Genuss und Freude keine Ahnung haben und nur für Schaffen und die Kehrwoche leben! Das genaue Gegenteil ist der Fall, wie ein Besuch auf dem Stuttgarter Weindorf schnell richtigstellt. Und das nicht nur der vielen freundlichen Wirtinnen und Wirte und ihrer Köstlichkeiten wegen. Auch die Gäste genießen hier in stimmungsvollem Rahmen, was das Leben schön macht: Gaumenfreuden, Geselligkeit und gute Stimmung.
Es darf gefeiert werden!
Jeden Tag gibt es in der Laube 17 Musik, Kleinkunst, Party oder eine spannende Talkrunde (siehe nebenstehender Artikel). Wer nach der Schließung der Lauben noch weiterfeiern möchte, hat dazu an bestimmten Tagen im Club Schräglage nur ein paar Schritte vom Marktplatz entfernt dazu die Gelegenheit. Tagsüber sind die Lauben von Sonntag bis Mittwoch von 11.30 bis 23 Uhr geöffnet, donnerstags bis samstags von 11.30 bis 0 Uhr. „Bier ist Menschenwerk, Wein aber ist von Gott!“, hat Martin Luther einmal gesagt. Auch er hätte, wie Goethe, sicher zu den Stammgästen der Veranstaltung gehört – wenn es sie denn zu seiner Zeit schon gegeben hätte. Bernadette Kiviet
