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Hedelfinger Herbstfest

Pünktlich zum meteorologischen Herbstanfang feiert der Stadtbezirk Weinfest und Kirbe mit Frühschoppen und buntem Programm.

Hedelfinger Herbstfest

Das Fest stärkt den Zusammenhalt innerhalb des Jahrgangs. Fotos: FFW Hedelfingen

Wenn der Sommer ganz langsam in den Herbst übergeht und die Wengerter sich auf die Lese des nächsten guten Jahrgangs vorbereiten, dann ist auch im Neckartal die Zeit der Weinfeste und Kirben. Das Hedelfinger Herbstfest wird seinem Namen in diesem Jahr tatsächlich perfekt gerecht: Der Kirbe-Sonntag fällt diesmal genau auf den 1. September, also den meteorologischen Herbstanfang.

Dass der Herbst für die Wetterforscher immer am 1. September beginnt, ist einst im 19. Jahrhundert mit Beginn der Wetteraufzeichnungen so festgelegt worden und wird bis heute beibehalten. Der zweite Festtag in Hedelfingen, der Kirbe-Dienstag, gerne auch „Hedelfinger Nationalfeiertag“ genannt, ist am 3. September und in vielen Kalendern längst dick markiert.

Veranstaltet wird das 47. Hedelfinger Herbstfest wie immer von der Arbeitsgemein Hedelfinger Herbst, schaft einem Zusammenschluss von Weinfestverein und Freiwilliger Feuerwehr. Zum Programm trägt in diesem Jahr auch der Kirbejahrgang 2004 bei. Festzentrum ist wie immer die Hedelfinger Kelter.

Dort wird die Kirbe am Sonntag, 1. September, um 10 Uhr mit einem ökumenischen Gottesdienst eröffnet, musikalisch gestaltet vom Posaunenchor. Beim anschließenden Frühschoppen sorgt die Handharmonikaabteilung der Sport Kultur Stuttgart für Unterhaltung.

Um 13.30 Uhr trägt der Kirbejahrgang 2004 den traditionellen Riesentrauben, begleitet vom Musikverein Hedelfingen und hoffentlich vielen Zuschauern, in einem kleinen Umzug vom Bezirksrathaus zur Kelter. Um 13.45 Uhr wird der Riesentrauben an der Kelter aufgetanzt. Damit ist die Kirbe dann ganz offiziell eröffnet.

Noch eine letzte Feier

Ein kurzer Abstecher in die Geschichte der Kirbejahrgänge: Im Laufe des Septembers wurden früher die 19-Jährigen zum Militärdienst berufen. Damit war die Kirbe das letzte große Fest davor. Grund genug also für die jungen Männer, noch einmal ausgiebig zu feiern. Da sie das natürlich nicht alleine, sondern mit allen anderen aus dem Ort machen wollten, wurde daraus ein mehrtägiges Kirbefest. Und zu den Kirbejahrgängen gehören natürlich längst nicht mehr nur die jungen Männer, Ansprechpartnerinnen in diesem Jahr waren zwei junge Hedelfingerinnen.

Das Programm ist bunt

Am Sonntagnachmittag spielt ab 14.30 Uhr der Musikzug der Feuerwehr Wangen zur Unterhaltung beim geselligen Beisammensein in der Kelter, wo die Weine der Weingärtnergenossenschaft Hedelfingen ausgeschenkt werden. Um 16.45 Uhr wird der Musikzug vom 1. Musikverein Hedelfingen-Rohracker abgelöst. Im Feuerwehrhaus gleich nebenan ist am Kirbesonntag ab 14 Uhr das Kirbecafé geöffnet. Dafür haben die Aktiven der Freiwilligen Feuerwehr alle Fahrzeuge rausgefahren, damit genug Platz für das „,Café Florian“ ist.

Deswegen gibt es bei der Kirbe auch keine Präsentationen wie beim Tag der offenen Tür im Juli oder beim verkaufsoffenen Sonntag im Oktober, dafür ist - auch wegen des Karussells vor dem Feuerwehrhaus-beim Herbstfest einfach nicht genug Platz.

Die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr (FFW) stehen aber natürlich jederzeit für Fragen zur Verfügung. Die Freiwillige Feuerwehr Hedelfingen ist mit mehr als 50 Aktiven, darunter neun Frauen, im Löschzug und insgesamt mehr als 100 Mitgliedern eine der stärksten FFW-Abteilungen in Stuttgart.

Seit einigen Jahren gibt es sogar eine Kindergruppe, die so gut nachgefragt ist, dass Interessierte sich erst einmal auf einer Warteliste in Geduld üben müssen. Auch dazu können im Café Florian bei Kaffee und selbstgebackenen Kuchen und Torten Infos erfragt werden.

Weiter geht's

Am Kirbe-Dienstag öffnet die Kelter um 11 Uhr. Für Musik sorgt ab 16 Uhr die Band Sammy Short mit Rock- und Popmusik. In den umliegenden Straßen, also vor allem der Heumadener und Amstetter Straße sowie der Fruchtstraße, wird der beliebte große Krämermarkt aufgebaut. Er lockt regelmäßig viele Gäste aus dem Stadtbezirk und den Nachbarbezirken zum Bummeln an. Den Krämermarkt gibt es inzwischen seit 152 Jahren. Kurzer Rückblick: Man schrieb das Jahr 1872, als Hedelfingen die dauerhafte Genehmigung für seinen Traditionsmarkt bekam.

Markt per Vertrag

So ist es urkundlich festgehalten: „Der Gemeinderath Hedelfingen wird benachrichtigt, daß seinem Gesuch um Erlaubnis zur Abhaltung eines Krämer-, Vieh- und Schweine Jahrmarkts je am 1. Dienstag des Monats September durch Regierungsdecret (...) entsprochen wird.“ Die Gebühr dafür betrug 41 Gulden und 15 Kreuzer. Und als Hedelfingen 1922 nach Stuttgart eingemeindet wurde, war der Markt sogar Bestandteil des Eingemeindungsvertrags: „Die Stadtgemeinde Stuttgart verpflichtet sich, für die Beibehaltung des seit dem Jahr 1872 bestehenden Jahrmarkts einzutreten.“

Deswegen ist heute der Eigenbetrieb Märkte Stuttgart der Landeshauptstadt Veranstalter des Krämermarkts, der natürlich ganz anders aussieht als vor 150 Jahren. Früher konnten die Wengerter, Landwirte und überhaupt alle Hedelfinger auf dem Markt ihren Jahresbedarf an Fässern, Körben, Kübeln, Schüsseln, Eimern und was sie sonst brauchten einkaufen. Heute gibt es zwar weder Vieh noch Schweine, aber dafür nach wie vor Korb- und Tonwaren, Textilien, Lederartikel und mehr. Vom einst größeren Jahrmarktbereich sind auch in diesem Jahr immerhin noch ein Kinderkarussell, eine Schießbude und ein Süßwarenstand übrig.

Der Vergnügungspark ist am Sonntag und am Dienstag jeweils von 11 bis 23 Uhr geöffnet. Die Marktstände sind am Dienstag von 8 bis 18 Uhr geöffnet. Der Busverkehr wird in dieser Zeit umgeleitet, das wird auch entsprechend ausgeschildert. Am Mittwoch, 4. September, wird die Kirbe abends dann mit einem kleinen Trauerzug ganz traditionell wieder beerdigt - bis zum nächsten Jahr. Jürgen Brand

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