Alpakas sind „in”. 2018 waren sie Trendtier des Jahres, inzwischen kann man beinahe alle paar Kilometer Wanderungen oder besser Spaziergänge mit ihnen buchen, egal ob am Katschberg tief in Österreich, in Pfronten im Allgäu – oder auch in Untertürkheim. Der Unterschied: Hier, im Gewann Aspen, gibt es die Alpakas schon seit vielen Jahren, lange bevor der „Wandern mit Alpakas”-Trend überhaupt begann.
Für Gabriele Stiepel lag und liegt der Fokus bei ihren Württemberg Alpakas von Anfang an auf der Zucht. Deswegen gibt es hier inzwischen einige Dutzend Tiere, auf abgetrennten Weiden im Landschaftsschutzgebiet mit Blick auf die Grabkapelle unterteilt in Mädelsgruppen, Jungsgruppen, Jugendliche gibt es auch. Und dann ist da noch Linus, der Deckhengst, sozusagen der Stolz der Württemberg Alpakas.
Alles begann auf dem Cannstatter Wasen

Die Geschichte von Gabriele Stiepel und den ursprünglich aus den Anden stammenden Tieren begann im Jahr 2003 beim Landwirtschaftlichen Hauptfest in Stuttgart. Dort waren auch Alpakas zu sehen – und es war Liebe auf den ersten Blick. Alpakas werden bis zu knapp einem Meter groß (Rückenhöhe), die weiblichen Tiere um die 55, die Hengste bis 80 Kilo schwer, sehen unglaublich flauschig aus und scheinen immer irgendwie zu lächeln. Der „Ach sind die süß”-Faktor ist ziemlich hoch, deswegen sind sie so beliebt.
Die Untertürkheimer Nebenerwerbslandwirtin hatte schon von Kindheit an immer Tiere. Erste Zuchterfahrung sammelte sie mit Jamorakaninchen. Nach ihrer ersten Begegnung mit den Alpakas auf dem Cannstatter Wasen machte sie sich erst einmal schlau, sammelte so viele Infos wie möglich im Internet und bei persönlichen Besuchen bei Züchtern. Knapp zwei Jahre später kaufte sie zwei tragende Stuten. Das hatte einfach den Vorteil, dass die kleine Herde so rasch größer wurde. Deckhengste für die Stuten kann man mieten, die Gebühr dafür geht schon mal in den unteren vierstelligen Bereich.
Wolle der Württemberg Alpakas
Am Württemberg leben inzwischen vier Deckhengste, Linus ist der begehrteste. „Der war am Anfang ein bisschen schwierig”, erzählt Gabriele Stiepel. Ein hormongesteuerter Vollbluthengst halt. Aber er hat alle möglichen Preise gewonnen und seinen Teil zur Württemberg-Herde beigetragen. Wobei Gabriele Stiepel, unterstützt von ihrer Tochter Vanessa und ihrem Mann Falk, natürlich von Anfang an genau Buch über alle Details ihrer Tiere und auch wer mit wem geführt hat, damit nichts durcheinander kommt und die Familiengene immer schön voneinander getrennt bleiben, damit sie sich weiterentwickeln können. Deswegen werden die Tiere auch in Gruppen getrennt voneinander gehalten und es darf immer nur ein passender Hengst zu entsprechend ausgewählten Stuten.
Von den Württemberg Alpakas werden pro Jahr im Durchschnitt fünf bis sechs Tiere verkauft. Abnehmer sind Zuchtbetriebe in Deutschland, Österreich, auch mal in Südtirol. Das ist eine Einnahmequelle, die Deckhengste sind eine andere. Dazu kommen die Trekkingangebote, die aber weniger als die Hälfte ausmachen. Interessierte können zwischen unterschiedlichen Wanderungen auswählen, auch Teambuildingmaßnahmen mit Alpakas sind möglich. Und: Im kleinen Shop gibt es neben Alpaka-Kuscheltieren, Alpaka-Dünger und Büchern über die Tiere auch Bettdecken in allen Größen – gefüllt mit der Wolle der Württemberg Alpakas, die einmal im Jahr geschoren werden müssen, damit ihnen im Sommer nicht zu warm wird. Spucken können Alpakas auch, ebenso wie die Lamas am Württemberg. Das machen sie beispielsweise, wenn sie richtig sauer sind oder ihren Nachwuchs erziehen wollen. Und es ist bei Stuten ein zuverlässiger Schwangerschaftstest: Wenn ein Hengst sich einer schon trächtigen Stute nähert, fängt die an zu spucken – als Signal dafür, dass sie keine Lust auf ihn hat. Jürgen Brand