Hr. Vögele, der „Vaihinger Frühling“ musste als Veranstaltung leider abgesagt werden. Was waren dafür die Gründe und gibt es nächstes Jahr einen erneuten Versuch? Welches Konzept wäre dann angedacht?
Ja, leider mussten wir schweren Herzens den Vaihinger Frühling für dieses Jahr absagen. Zum Hintergrund: Mit der Planung und Durchführung des Vaihinger Frühlings hatten wir, wie schon im vorigen Jahr, die Veranstaltungsagentur kmr beauftragt, die auch sehr erfolgreich für das Vaihinger Stadtfest aktiv ist. Dieses Jahr ist es allerdings kmr nicht gelungen, in ausreichendem Maße Aussteller für den Vaihinger Frühling zu gewinnen. Bis zuletzt, das versicherte man uns, habe man bei kmr mit großem personellen Aufwand Akquise für die Veranstaltung gemacht, doch es hätte Absage über Absage gehagelt, vor allem bei den Autohäusern. Wie es im kommenden Jahr weitergeht und mit welchem Konzept, das kann ich aktuell wirklich noch nicht sagen. Auch wenn wir vom Konzept „Vaihinger Mobilitäts-Frühling“ grundsätzlich überzeugt sind, gilt es nun das alles gemeinsam zu analysieren und aufzuarbeiten. Dazu war jedoch in den vergangenen Tagen noch nicht die Zeit.
Was sind die Hauptgründe für diese Absagen?
Hauptgründe sind die aktuell schlechte konjunkturelle Lage, die angespannte Personalsituation und der aktuell düstere Blick in die Zukunft. Zudem hätten die Autohäuser großzügige Unterstützung ihrer Marken für solche Veranstaltungen bekommen, diese sind nun weitestgehend gestrichen.
Kurzum: kmr lagen nun bei unveränderten Konditionen für die Standgebühren nur sehr wenige konkrete Anmeldungen vor. Auf dieser schwachen Basis ist weder eine wirtschaftliche Durchführung der Veranstaltung noch eine ausreichende Attraktivität für die Besucher gewährleistet.
Was sind die besten Ecken in Vaihingen, um den Frühling zu genießen?
Hierüber könnten man ja zahlreiche Bücher verfassen. Vaihingen hat so viele schöne Seiten, in der sich gerade jetzt die Natur genießen lässt, ob zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Der Stadtpark, der Fanny-Leicht-Park, der Rohrer Park, die Honigwiesen, das Rosental, der Dachswald, der Pfaffenwald, der Rohrer Wald, die Felder Richtung Möhringen, die Bernhartshöhe, das Büsnauer Wiesental, der Rot- und Schwarzwildpark ... alles lohnenswerte grüne Oasen direkt vor unserer Tür. Natürlich lädt auch die vielfältige Gastronomie in unserem Stadtbezirk mit Cafés, Biergärten, Restaurants und Gaststätten zum Entspannen im Freien ein. Hier findet eigentlich jeder seinen Lieblingsplatz.
Wie viele Mitglieder hat eigentlich der WVF derzeit?
Der Verbund Vaihinger Fachgeschäfte hat im Moment 90 Mitglieder aus allen Wirtschaftsbereichen, darunter auch die SchwabenGalerie mit weiteren ca. 50 Geschäften und Gastronomiebetrieben.
Wie ist die Stimmung bei den Vaihinger Fachgeschäften, Händlern und Dienstleistern? Und welche Themen treiben die Vaihinger Händler um?
In dieser sehr heterogenen Zusammensetzung unserer Mitglieder lässt sich natürlich nicht das eine allgemeingültige Stimmungsbild abzeichnen, die individuelle Einschätzung variiert von Unternehmen zu Unternehmen und von Branche zu Branche.

Allgemein, das lässt sich sagen, ist die Stimmung, entsprechend der politischen wie wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und der geopolitschen Lage, nicht gerade euphorisch. Den Vaihinger Unternehmern macht genauso wie allen anderen der Fachkräftemangel, die Diskussionen um Mindestlohn, Bürgergeld, Schuldenbremse, Sondervermögen sowie das ewige Hin und Her in Steuerpolitik und Bürokratie schwer zu schaffen. Speziell die Kauflaune der Kunden leidet natürlich unter diesen Bedingungen. Ebenso ist die zunehmende Tendenz zum Onlinekauf nicht aufzuhalten. Dies ist allerdings ein allgemeiner Trend.
Aktuell kommt, ganz speziell für unsere Gastronomen mit der für das Stadtbild und die Lebensqualität so wichtigen Außenbewirtschaftung, noch dazu, dass der Stuttgarter Gemeinderat über eine kräftige Gebührenerhöhung für diese Flächen diskutiert. Hier stehen bis zu 25% Aufschlag im Raum. Stellvertretend hierzu die Aussage von Susanne Heubach, VVF-Beirätin und Betreiberin des Cafés am Markt: „Bevor die Stadt diesen Schritt erwägt, könnte man ja fragen weshalb diese Gebühren erhöht werden sollen, wenn in die öffentlichen Plätze in Vaihingen nicht sinnvoll investiert wird. Verrottete Fahnen, modrige Fahnenmasten, defekte Mülleimer, katastrophale Zustände der Straßenbeleuchtung und desaströse Zustände von Bodenbelägen und Treppen kann ich stattdessen beobachten.“ Und weiter: „Die Zeit in der sogar der Gastronom mal Gewinn erwirtschaften kann, ist die Sommerzeit. Wenn es das Ziel der Stadt ist, noch weniger Gastronomie in den Innenstädten und Vororten haben zu wollen, dann ist diese Gebührenerhöhung der Weg.“
Auch die im Raum stehende Sanierung der Tiefgarage Vaihinger Markt treibt die ansässigen Unternehmen schwer um. Es steht schließlich zu befürchten, dass es zu einer jahrelangen Baustelle mit erheblichen Betriebseinschränkungen für die noch verbliebenen Gastronomen und Geschäfte kommen kann.
Die Lage ist also alles andere als rosig. Die Vaihinger Geschäfte und Dienstleister haben nur dann eine dauerhafte Chance, wenn sie sich durch besonderen Service, ein ausgewähltes Sortiment und persönliche Beratung den widrigen Rahmenbedingungen widersetzen können.
Gibt es Licht am Ende des Tunnels?
Ich bin davon überzeugt, dass wir viele gute Unternehmer und Macher in Vaihingen haben, die mit ihren kreativen Ideen und ganz viel Einsatz auch zukünftig unser Angebot hier in Vaihingen erhalten und positiv beleben werden.
Hr. Vögele, wie geht es im Verbund Vaihinger Fachgeschäfte nach dem Tod Ihres Vorsitzenden Jörg Schrempf Anfang des Jahres nun weiter?
Die Nachricht vom Tod unseres Freundes und Vorstandskollegen Jörg Schrempf hat uns tief erschüttert und bewegt uns natürlich noch heute. Gleichwohl sind wir ein funktionierendes Team mit Sibylle Langanger und mir als Vorstände, Sylvia Elsäßer-Lacher als Kassiererin und Benjamin Göhler als Schriftführer. Dazu kommen noch sechs Beirätinnen und Beiräte sowie eine gut organisierte Geschäftsstelle. Im Team suchen wir nun in aller Ruhe eine gute Lösung und hoffen, diese schon sehr bald präsentieren zu können.
Auf welche Höhepunkte im Vaihinger Veranstaltungskalender 2025 freuen Sie sich am meisten, worauf dürfen sich die Vaihinger im Laufe des Jahres noch freuen?

Zum guten Glück gibt es noch jede Menge toller Veranstaltungen in diesem Jahr. Nächstes großes Highlight ist das 29. Floriansfest der Freiwilligen Feuerwehr am 24. und 25. Mai. Anlässlich des 150-jährigen Bestehens der Vaihinger Feuerwehr fällt das Fest dieses Jahr deutlich größer aus als sonst, es gibt Aktionen rund um das Feuerwehrhaus, den Rathausplatz und den Vaihinger Markt. Nächster Höhepunkt ist dann das Vaihinger wieder das Vaihinger Stadtfest vom 4. bis 7. Juli im Stadtpark.
Einen Besuch wert sind immer auch die Waldfeste in Rohr, das Griechische Sommerfest, das Rohrer Seefest und das Umsonst & Draußen.
Auf unsere eigenen großen Highlights, den Vaihinger Herbst, vom 19. bis 21. September, und den Vaihinger Weihnachtsmarkt, am 29. und 30. November freue ich mich natürlich ganz besonders.
Zu welchen Anlässen gibt es 2025 in Vaihingen noch verkaufsoffene Sonntage?
Auf jeden Fall gibt es einen verkaufsoffenen Sonntag im Rahmen des Vaihinger Herbstes, also am 21. September. Im Moment sind wir noch in Abstimmung mit den Behörden, ob es gelingt, den nun beim Vaihinger Frühling entfallenen verkaufsoffenen Sonntag auf einen anderen Veranstaltungstermin, z. B. das Vaihinger Stadtfest, zu verschieben. Diese Frage ist noch allerdings offen.
Ich habe auf dem Vaihinger Markt schon Viele ihr erstes Frühlingseis schlotzen gesehen. Verraten Sie uns Ihren Insider-Tipp: Wo bekommt man in Vaihingen das beste Eis?
Wir hier in Vaihingen sind ja in der glücklichen Lage, über eine Auswahl zu verfügen. Leckeres Eis gibt es beim Eiscafé La Giulietta am Schillerplatz und am Vaihinger Markt beim Eiscafé Fantasia und im Café am Markt. Ebenso gibt es Eis im talltree COFFEE und Frozen Drinks in der coffreez Frozen Coffeebar in der Schwabengalerie. Ich persönlich bin kein „Süßer“ und kann hier also nicht kompetent mitreden. Bei schönem Wetter deuten jedoch die langen Schlangen vor diesen Anbietern darauf hin, dass es überall gut schmeckt.
Wenn Sie drei Wünsche beim Universum frei hätten, was würden Sie sich für Vaihingen wünschen?
1. die schnelle und nachhaltige Sanierung des Vaihinger Markts.
2. die Vollvermietung sämtlicher Geschäfte mit bunten und attraktiven Angeboten.
3. Die dauerhaft gesicherte Nahversorgung in allen Stadtteilen.
Hr. Vögele, vielen Dank für das Gespräch!
Von Christian Günther