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Flüchtige Augenblicke mit dem uralten Brauch des Räucherns

Den Duft von Lavendel, Salbei oder Minze während der Schutz-, Segens- und Reinigungsräucherungen mit geschlossenen Augen genießen. Das angenehme Aroma der Kräuter führt zur Ausschüttung von Endorphinen

Flüchtige Augenblicke mit dem uralten Brauch des Räucherns

Am 21. Dezember werden die Raunächte eingeleitet. Foto: Annette Frühauf

Das Verbrennen von wohlriechenden Kräutern und Harzen reinigt das Haus und schafft Platz für Neues. Denn dem Rauch wird seit Jahrhunderten eine klärende Bedeutung beigemessen. So steht die Sonne für den Neubeginn allen Lebens. Daher werden am 21. Dezember, der Sonnenwende, am kürzesten Tag im Jahr, die Raunächte eingeleitet. Die Raunächte waren schon immer eine mystische Zeit: Das Alte steht noch im Raum, das neue bereits vor der Tür. Die 12 Tage, vom 25. Dezember bis zu Heilige Drei Könige, sind Wendepunkt und Neuanfang in einem, also besonders geeignet zum Räuchern. Vielfältig sind die Legenden, die sich um diese besondere Zeit rankten. Früher glaubte man, die Tore zur Anderswelt stünden offen, wo Geister ihr Unwesen treiben. Während dieser Zeit hängte man daher keine Wäsche nach draußen. Denn niemand wollte, dass sich die dunklen Wesen darin verfingen. Heute besinnen sich immer mehr Menschen wieder auf das Räuchern zurück - nicht nur während der Raunächte. Dabei werden oft heimische Kräuter und Harze eingesetzt und auf ihre heilenden Kräfte gesetzt.

Die Kräuter und ihre Wirkung

Mit einem kleinen Stövchen lassen sich zuhause Kräuter räuchern. Foto: Annette Frühauf
Mit einem kleinen Stövchen lassen sich zuhause Kräuter räuchern. Foto: Annette Frühauf

entzündet. Sobald sich Glut bildet, kann man die getrockneten Kräuter darüberstreuen. Mit einer Feder lässt sich ihr Duft gut verteilen. Beifußs beispielsweise riecht holzig. Feine Nasen nehmen auch eine Note wahr, die fast schon an Menthol erinnert. Allzu rasch verfliegt dieser Eindruck wieder. Beifuß wird gerne für Schutz-, Segensund Reinigungsräucherungen verwendet. Er soll dabei helfen, sich zu öffnen und Altes loszulassen. Daher eignet er sich auch für Übergangsrituale und für das Räuchern in der Silvesternacht.

Blumiger ist der Rauch des Lavendels, der ebenfalls reinigend und desinfizierend wirkt. Der Wohlgeruch zieht als frischer Duft durch die Räume und hinterlässt eine leichte Süße. Auch mit Salbei, dessen Geruch an Kiefer erinnert, lassen sich Zimmer ausräuchern, um sie zu reinigen und zu desinfizieren. Dabei stärkt Salbei die Konzentration und die Abwehr. Auch die Minze besitzt eine erfrischende und reinigende Wirkung.

INFO

Die Kräuter, die man zum Räuchern benötigt, kann man selbst trocknen. Wer das nicht kann oder möchte, kann die Räuchermischungen fertig kaufen.

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Gerüche aufnehmen und fühlen

Mit geschlossenen Augen nimmt man den Geruch der Kräuter intensiver wahr. Denn Gerüche dringen über die Nase direkt ins limbische System im Gehirn. Ihm wird unter anderem die Steuerung von Emotionen zugeschrieben. Es schüttet Endorphine aus, die schmerzstillend und auf die Stimmung wirken. Daher wecken Gerüche oft bestimmte Gefühle - positive wie negative.

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Auch mit getrockneten Harzen kann man räuchern, wie beispielsweise von der Fichte. Er ist eine Art „Weihrauch“ von heimischen Bäumen. Das Harz des Weihrauchbaums, dem wohl bekanntesten Räucherduft, kommt heute vor allem aus Somalia, dem Jemen, Saudi-Arabien und dem Oman. Früher einmal wurde Weihrauch mit Gold aufgewogen. Noch heute ist Weihnachten eng mit Weihrauch verknüpft: Bereits die Heiligen Drei Könige aus dem Morgenland haben Gold, Weihrauch und Myrrhe als Geschenke nach Bethlehem mitgebracht. Weihrauchrituale gab es auch schon im römischen Reich. Aber erst mit Kaiser Konstantin, der das Christentum zur Staatsreligion im römischen Reich erhob, gewann es für die Christen an Bedeutung, wo es in der Liturgie der katholischen Kirche seinen festen Platz hat. Inzwischen hat, sich auch der Duft des Fichtenharzes davon gemacht. Zurückgeblieben ist ein Gefühl der Frische.

Von Annette Frühauf

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