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2. August 2023 |
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Die La ola bei der Leichtathletik-WM vor 30 Jahren. Foto: StZ-Archiv |
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Lieber Herr Mustermann, |
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war das ein Sommer! Eine bis dato unbekannte Leichtigkeit hat im Sommer 93 den Kessel erfasst. Als sich in Stuttgart die Weltbesten der Leichtathleten trafen, musste die Stadt neu geortet werden. Wo Stuttgart liegt? Die "Rheinische Post" erklärte es so: "Stuttgart ist da, wo tagtäglich der Funke überspringt."
Kaum zu glauben - es ist nun 30 Jahre her!
Neun Tage im August, neun Tage Heiterkeit, neun Tage Feststimmung. Die Leichtathletik-Weltmeisterschaft von 1993, eines der größten Sportereignisse in der Geschichte unserer Stadt, die schon vor dem Fußball-Superjahr 2006 ein Sommermärchen bescherte, verlangte nicht nur von den Athleten viel Kondition. Auch die Zuschauerinnen und Zuschauer gaben alles! |
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Am Ende bedanken sich die Athleten beim Stuttgarter Publikum. Foto: Archiv |
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Wer an den Sommer 93 denkt, denkt an La ola, an die beste Disziplin des Stuttgarter Publikums, deren Bilder um die Welt gingen. Die Jubelwelle stammte aus Mexiko - doch am Neckar ist sie noch viel wilder und perfekter geworden.
Tag für Tag sprangen die Menschen im Daimler-Stadion (so hieß es damals) im exakten Moment von den Sitzen und warfen dazu die Arme in die Luft. Die Welle kreiste mit so einer Wucht, dass allein schon der starke Wind, der dabei entsteht, die Sportlerinnen und Sportler beflügeln mussten.
Primo Nebiolo, der mächtige Chef des Leichtathletik-Weltverbandes, lieferte das Motto für neun spannende Tage, das noch lange nachhalte. "Be happy and pay the deficit", Stuttgart möge glücklich sein und das Defizit zahlen. Sogar zum Autokleber hat es der Spruch "Be happy and pay" geschafft.
Primo Nebiolo war happy - doch zahlen konnt' er nicht. Der IAAF-Präsident hatte in der Karlspassage einen Stand mit internationalen Zeitungen entdeckt. Auf der Suche nach einer italienischen Gazette wurde der Italiener fündig, legte das Blatt aber ungelesen zurück. Als WM-Ober-Funktionär gewohnt, dass einem die Wünsche von den Lippen abgelesen werden, hatte er keine müde Mark dabei. So musste er ohne Zeitung gehen.
Und eine geschnorrte Ray-Ban-Brille trug Nebiolo lieber doch nicht. Ein junger Mann aus seinem Team hatte bei einem Optiker im "WM-Kaufhaus" die 500 Mark teure Brille abgeholt, ohne sich um die Rechnung zu kümmern. "Zahlt Breuninger", sagt er. Der Optiker wollte nicht schuld sein, "dass Berlin die Olympischen Spiele nicht bekommt" und ließ den Mann ziehen. Wenige Tage später kam die Ray-Ban zurück - Nebiolo meinte, damit Zeitungsmeldungen widerlegen zu können. Der "Spiegel" hatte ihn als "weltmeisterlichen Schnorrer" angeprangert.
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Willi Schraffenberger, Rezzo Schlauch, Wolfgang Flatz (von links) während der Leichtatletik-WM 1993. .Foto: Manfred E. Neumann |
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IIm Ehrenhof des Neuen Schlosses entstand „Container-City“. Der Künstler Flatz durfte 160 Container und 90 Porsche-Fahrzeuge zu einer Performance zusammenführen - das Land hat’s gezahlt. Willi Schraffenberger fand das alles nicht so lustig. Folgende Mail hat er uns geschrieben im Rückblick zum 30. Geburtstag dieses Großereignisses:
"Ich fand diese Kunstveranstaltung mit den Containern und Porsche Autos dekadent und wollte mich an den Containern anketten und auf die Wohnungsnot in Stuttgart hinweisen. Ich informierte, soweit ich mich erinnere, Rezzo Schlauch für die Grünen im Landtag über mein Vorhaben. Dieser brachte mich mit Wolfgang Flatz und seinem Hund (sein Name: Hitler) in seinem Büro im Landtag zusammen.
Dort kamen wir überein, eine Podiumsveranstaltung im Kunstverein zu veranstalten mit dem Thema (wenn ich es noch richtig in Erinnerung habe): Container - Symbol der Armut oder Orte für die Kunst?
Jetzt, 30 Jahre später, habe ich bei Alexander Kluge (dctp) ein Interview von Alexander Kluge mit Wolfgang Flatz gesehen, in dem Wolfgang Flatz sich über diese Stuttgarter Veranstaltung dahingehend äußert, dass er damals so etwas wie Angst verspürt habe, dass seine Porsche-Container-Kaviar-Veranstaltung ein Misserfolg werden könnte.
Die Veranstaltung damals wurde ein Erfolg, aber Flatz wurde, wie es das Schicksal will, vor zwei Jahren selbst obdachlos; er ist zwar nicht so hart auf die Erde gefallen, wie es Menschen ergeht, wenn sie ihr Dach über dem Kopf verlieren, aber immerhin hat er seine Heimatstadt München verlassen und lebt in einer ihm angemessenen Unterkunft in Namibia." |
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Um die dreistöckige Container-City im Ehrenhof des Neuen Schlosses bildeten Porsche-Limousinen den „Zaun". Foto: Archiv |
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Aus der dreigeschossigen City der Container sind tägliche Radio- und Fernsehprogramme gesendet worden. Es fanden hier Pressekonferenzen statt, abends ein täglich wechselndes Bühnenprogramm, es gab gutes Catering und abends die Disco. Gegenüber am Schlossplatz stand die Videowand, die erst Live-Übertragungen aus dem Stadion übertrug und abends Programm aus den Containern. Flatz sorgte mit seinem Projekt für viel Gesprächsstoff. Es wurde kontrovers diskutiert.
Weil es viel Kritik gab (nicht nur von Willi Schraffenberger), erklärte der damalige Ministerpräsident Erwin Teufel, Kunst ecke nun mal an. Bewusst habe das Land eine unkonventionelle Lösung gesucht, um "Weltoffenheit" zu beweisen.
"Weltoffenheit" - das hieß in diesem Fall: Nur wenige dürfen rein, aber alle dürfen zusehen. Unerreichbar für die Masse sollte die Baukastenstadt hinter dem Zaun aus Porsche-Limousinen, den "Rössern der Neuzeit" bleiben. Dass nur Promis Einlass fänden zum Büfett, mache durchaus Sinn, erklärte Flatz: Damit werde die "heldische Tradition" des Ehrenhof am Neuen Schloss "entlarvt". Seine Provoktion kam immer besser an.
Am Ende konnten weit mehr Menschen, als vom Kostenplan des Landes vorgesehen, der Container-City ihre Ehre erweisen. Denn es gab Vips mit Herz. Eifrig wurden Code-Karten, die den Sesam öffneten, hinausgeschmuggelt. Eigentlich sollten die Drehtüren nur ausgewählte 800 Gäste pro Tag reinlassen. Es kamen aber über 2000 Tag für Tag - dank des demokratische Mehrweg-Systems der Codekarten.
Der Sommer 93 - das war der Sommer der Emotionen! Viele Stuttgarterinnen und Stuttgarter denken gern daran zurück - an den Sommer, in dem in dieser Stadt alles leichter wurde und die Menschen bewiesen, wie meisterhaft sie feiern können.
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Ihr Uwe Bogen |
Lokalredaktion Stuttgarter Zeitung |
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Meine Leseempfehlungen der Woche |
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Gute-Nacht-Geschichte mit Dirk Wein von der Lovepop |
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Geschichten aus 35 Jahren queeren Partys |
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It’s CSD Week! Wir haben mit Lovepop-Stuttgart-Mitveranstalter Dirk Wein über seine verrücktesten Stories aus knapp 35 Jahren Party-Veranstalter-Dasein gesprochen. Und ihn gefragt, warum der CSD nicht nur Fun, sondern immer noch politisch wichtig ist. |
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Möglichst fit und mobil bis ins hohe Alter |
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In der Newsletterserie "StZ Gesundheit" beleuchten wir 12 Wochen in Folge ein Krankheitsbild. Dabei informieren wir Sie über die beste Vorsorge und die sinnvollsten Therapien und lassen Medizinerinnen und Mediziner aus Baden-Württemberg zu Wort kommen. |
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CSD-Parade |
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Ein großer Tag für Stuttgart |
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Trotz des Angriffs einer Antifa-Gruppe war der Christoper Street Day ein guter Tag. Die Parade mit der Rekordbeteiligung von 400 000 Menschen hat gezeigt, dass es in dieser Stadt einen wichtigen Konsens gibt, kommentiert unser Autor Uwe Bogen. |
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Blitzeinschlag in Stuttgart |
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Glocken der Stiftskirche sind verstummt |
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Ein Blitzeinschlag mit Folgen: In der evangelischen Stiftskirche in Stuttgart sind die Glocken verstummt, und die Uhr steht still. Die Reparatur kann dauern. |
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Fundstück der Woche |
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Post von Gerhard Thierauf:
Lieber Herr Bogen,
nachfolgend ein kleiner Beitrag zu Ihrer Stadtsammlung.
Meine Großeltern Georg (1866 -1952)und Mathilde Thierauf hatten in Cannstatt Burgstr. 12 eine „Spezereihandlung“. Die Burgstr. gibt es nicht mehr, sie lag in der Vorstadt auf dem Gelände der heutigen Sektkellerei Rilling Neckartalst./Brückenstr.
Mein Großvater war eigentlich gelernter Hufschmied. Er erzählte mir immer wieder voller Stolz von „seinen“ weißen Königsdragonern in Ludwigsburg. Leider hat mich das damals überhaupt nicht interessiert, er hätte sicher viel Interessantes zu erzählen gehabt.
Die Spezereihandlung betrieben sie, wie aus verschiedenen Quellen zu schließen ist von 1895 bis 1910.
Die angefügte Fotografie, leider ohne Datum, dürfte etwa 1907 entstanden sein. Im Fenster links schaut mein Vater Robert (Jahrgang 1896) heraus, rechts sein Bruder Alfred (Jahrgang 1904) mit Mutter. Der Junge vor dem Haus ist nicht bekannt. |
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