Wer während und nach der Bombenentschärfung am Nordbahnhof in Stuttgart mit der Bahn fahren wollte, musste Geduld beweisen. Die Auswirkungen der Streckensperrungen waren selbst für Stuttgarter Verhältnisse gravierend.

Stuttgart - Nichts ging mehr: der Fund einer 500-Kilo-Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg auf der Stuttgart-21-Baustelle an der Rosensteinstraße und die anschließende Bombenentschärfung haben am Dienstag den Bahn-Verkehr in und rund um Stuttgart zeitweise lahmgelegt. Da während des Einsatzes des Räumdienstes die Strecke zwischen Nordbahnhof und Hauptbahnhof mehrfach gesperrt werden musste, kam es zu zahlreichen Zugausfällen und Verspätungen, auch der Fernverkehr war betroffen. 20 Fernzüge hatten im Schnitt eine Stunde Verspätung, zwei fielen ganz aus und drei wurden umgeleitet. Drei weitere fuhren nicht die komplette Strecke. Im Regionalbahnverkehr entfielen drei Züge, über 30 fuhren nur mit Verspätung und bei 46 fielen Teilstrecken aus.

 

Der Liveticker zur Entschärfung der Fliegerbombe zum Nachlesen

Während der Sperrung des Hauptbahnhofs von 14.20 bis 15.10 Uhr und von 17 Uhr bis 19 Uhr mussten die Züge der S-Bahnen vorzeitig wenden. Die Linien S1, S2 und S3 verkehrten nur bis Stuttgart-Vaihingen und Bad Cannstatt, die Züge der Linien S4 und S5 wendeten im Stuttgarter Nordbahnhof. Für Passagiere der S60 endete die Fahrt in Stuttgart-Zuffenhausen. Bei 58 S-Bahnen fielen deshalb Teilstrecken aus, zog ein Bahnsprecher am Mittwochmorgen Bilanz. Außerdem seien 96 S-Bahnen komplett ausgefallen, 18 seien umgeleitet worden, 66 Bahnen seien mit Verspätung gefahren.

An einigen Umsteige-Stationen der S-Bahn kam es zu chaotischen Szenen wegen der großen Zahl an Reisenden, die sich auf den Bahnsteigen drängten. So war etwa der Bahnhof in Stuttgart-Vaihingen gegen 18 Uhr völlig überfüllt. Alle Fahrgäste, die aus dem Kreis Böblingen oder von den Fildern kommend mit der S-Bahn in die Stuttgarter Innenstadt hatten fahren wollen, mussten hier auf Züge der Stadtbahn oder auf Busse umsteigen. Gerade im Bereich der Stadtbahn-Bahnsteige war zeitweise kein Durchkommen mehr, sogar auf den Aufgängen standen Menschen.

Verspätungen auch bei den SSB

Die vielen zusätzlichen Passagiere sorgten ab 17 Uhr bei der Stadtbahn für Verspätungen. Die SSB spricht von bis zu 20 Minuten, Zugausfälle habe es aber keine gegeben. Gegen 21.30 Uhr sei der Verkehr wieder planmäßig gelaufen. „Wir haben getan, was wir konnten – aber wir können den S-Bahn-Verkehr eben nicht kompensieren“, sagte eine SSB-Sprecherin. Reservekapazitäten, die man in einem solchen Fall einsetzen könnte, gebe es nicht.

Bei der Bahn hatte sich der Verkehr erst gegen 23 Uhr wieder normalisiert, am Mittwochmorgen laufe er laut Bahn wieder planmäßig „Ich kann nur um Verständnis für die Behinderungen werben“, sagte der Bahnsprecher. Auf Anweisung des Räumdienstes habe die Entschärfung sofort stattfinden müssen, weshalb auch die Streckensperrung sehr schnell habe umgesetzt werden müssen.