Die Sadex Zuckerwarenfabrik in Winnenden hat Insolvenz angemeldet. Das Aus für die berühmten Brausestäbchen? Noch besteht Hoffnung.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Winnenden - Mit der Idee für eine Kinderzigarette aus gepresstem Brausepulver hat die Geschichte der Sadex Zuckerwarenfabrik im Jahr 1951 begonnen. Jetzt könnte sie sich dem Ende zuneigen. Das Unternehmen hat beim Amtsgericht in Stuttgart Insolvenz beantragt. Fritz Sattler hatte die Idee für das weithin bekannte Kult-Brausestäbchen, nachdem er zuvor, während des Zweiten Weltkriegs, Traubenzuckertabletten als Stärkungsmittel für Soldaten verkauft hatte. Seine Firma Sadex – eine Kombination aus dem Namen Sattler und dem verwendeten Traubenzucker Dextrose – spezialisierte sich schließlich auf die Süßigkeit, die noch heute bundesweit vertrieben wird. Täglich werden zurzeit 400.000 der Stäbchen in der Produktionshalle in Winnenden-Hertmannsweiler (Rems-Murr-Kreis) hergestellt, nebenbei Bärchen, Äpfelchen, Herzchen und Fläschchen. Auf die Stäbchenproduktion ist man besonders stolz. Sadex rühmt sich, der einzige Brausehersteller zu sein, der die offenbar komplizierte Herstellungsform beherrscht.

 

Zum Insolvenzverwalter ist Holger Blümle von der Kanzlei Schultze & Braun bestellt worden. Er habe die 18 Mitarbeiter am Mittwoch in einer außerordentlichen Betriebsversammlung über die aktuelle Situation informiert, teilt Blümle mit. Darüber hinaus habe er umgehend mit der Suche nach möglichen Investoren begonnen. Aufgrund des Kult-Status’ der Brausestäbchen sehe er derzeit gute Chancen, dass der Geschäftsbetrieb und die Arbeitsplätze in Winnenden gerettet werden könnten.

Ein Problem ist der hohe Zuckerpreis

Das Traditionsunternehmen ist offenbar trotz einer guten Auftragslage in die Krise geraten. Nach der ersten Prüfung der Unterlagen sieht der Insolvenzverwalter vor allem zwei Ursachen für die Turbulenzen: den deutlichen Anstieg des Zuckerpreises in den vergangenen Monaten; außerdem, so Blümle, „haben wir Außenstände in nicht unerheblicher Höhe für Waren zu beklagen, die an die Kunden bereits ausgeliefert worden sind“.

Ganz überraschend freilich scheint die Schieflage nicht eingetreten zu sein. Das Unternehmen habe Anfang des vergangenen Jahres einen Restrukturierungsplan aufgestellt, sagt ein Sprecher des Insolvenzverwalters. Demzufolge war die Mitarbeiterzahl offenbar von 30 auf 18 reduziert worden. Über den zuletzt erwirtschafteten Umsatz könne man erst nach einem genauen Blick in die Bücher Auskunft geben. Die verbliebenen Mitarbeiter würden zumindest vorerst ihre Löhne und Gehälter weiter bekommen. Das Insolvenzgeld werde vorfinanziert.