Harro Höfliger hat sich vor 40 Jahren selbstständig gemacht und zunächst gebrauchte Verpackungsmaschinen aufgemöbelt. Jetzt hat sein international aufgestelltes Unternehmen aus Allmersbach im Tal den 1000. Mitarbeiter eingestellt.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Allmersbach im Tal -

 

In das operative Geschäft mischt er sich nicht mehr ein. Ins G’schäft geht Harro Höfliger, 78 Jahre, aber immer noch täglich – und zwar in sein eigenes. 1976 hat der Tüftler die Harro Höfliger Verpackungsmaschinen GmbH gegründet. Vor genau 40 Jahren hat er sich in Stuttgart selbstständig gemacht. Der Ein-Mann-Unternehmer hat in einer Garage zunächst alte Verpackungsmaschinen auf Vordermann gebracht und dann verkauft. Der Betrieb ist schnell gewachsen. 1977 kam der erste Umzug: nach Backnang in das alte Gebäude einer Lederfabrik. 1978 hat Höfliger dann am heutigen Standort in Allmersbach im Tal eine Werkhalle gekauft.

Jetzt hat sein mittlerweile international aufgestelltes Unternehmen den 1000. Mitarbeiter eingestellt. Dominik Köppen ist dieser Mister eintausend, er ist 32 Jahre alt, Mechatroniker und Techniker, er lebt in Backnang und sagt, er habe unbedingt bei Höfliger anfangen wollen. Er sei immer noch ganz geplättet von den vielen Dingen, die er noch lernen müsse. Ein Weiterbildungskurs jagt da den nächsten. „Aber genau das habe ich mir ja gewünscht“, sagt Dominik Köppen, der im Unternehmen künftig im Bereich Steuerungstechnik eingesetzt werden soll.

Die Produktionshallen sind topmodern ausgestattet

Hat sich Harro Höfliger das so vorgestellt, damals in seiner Garage? Dass sein Unternehmen eines Tages 1000 Mitarbeiter beschäftigen wird? Der Seniorchef grinst, winkt ab und erklärt sinngemäß: Nein, nie im Leben. Er habe wohl von 50 oder 60 Leuten geträumt, die irgendwann einmal auf der Gehaltsliste seines Betriebs stehen könnten. Wenn er an einen seiner ersten Aufträge denkt, dann muss Harro Höfliger lachen. Ein Kunde aus England habe eine Maschine kaufen wollen, die Siegel auf Glasflaschen für sündhaft teuere Spirituosen kleben konnte. Die Apparatur habe bestens funktioniert, doch der Kunde habe bei einem Besuch in Höfligers uriger Werkstatt augenzwinkernd erklärt: „Wenn ich gewusst hätte, in was für ein Rattenloch Sie mich führen, Sie hätten den Auftrag nicht bekommen.“

Er habe dann indes doch noch weitere Maschinen dieses Typs ausgeliefert, allerdings zu einem besseren Preis. Seine Frau habe nach dem ersten Verkauf nämlich gesagte: „Harro, wenn Du die nächsten Maschinen zum selben Preis verkaufst, dann bist Du bald pleite.“ Seit diesen Tagen in der Garage und in der alten Halle in Backnang hat sich fast alles geändert. Die Produktionshallen sind topmodern ausgestattet. Die Höfliger Gesellschaft ist mit weltweit führenden Pharmakonzernen im Geschäft, hat Dependancen in vielen Ländern, etwa in China, in Indien, in Tunesien, in der Schweiz und in den Vereinigten Staaten.

Der Umsatz betrug 2015 rund 200 Millionen Euro

Es geht längst nicht mehr bloß um das automatisierte Verpacken von Produkten. Die Maschinen, die in Allmersbach von Spezialisten zusammenbaut und programmiert werden, sind fast alle Einzelanfertigungen und kosten mitunter zweistellige Millionenbeträge. Höfliger produziert zum Beispiel Maschinen, die Medikamente portionieren, in Gelatinekapseln abfüllen, diese verschließen und dann verpacken, sowie Maschinen, die Inhalatoren aus mehreren Komponenten zusammenbauen.

Der Jahresumsatz des Unternehmens betrug im vergangenen Jahr rund 200 Millionen Euro. Höfliger sagt, er habe nie Leute entlassen müssen. Ganz im Gegenteil, das Unternehmen habe stetig neue Leute eingestellt. Vor 15 Jahren waren rund 330 Mitarbeiter beschäftigt, der Umsatz betrug damals 80 Millionen D-Mark (rund 40 Millionen Euro). 2009 hat die Höfliger Gesellschaft bei dem bundesweit ausgeschriebenen Unternehmensvergleich „Top 100“ den Hauptpreis gewonnen. Der Firmengründer wurde zum „Innovator des Jahres“ gekürt. Bei dem Unternehmen aus dem Backnanger Umland hätten neue Produkte einen Anteil von 90 Prozent am Umsatz und am Gewinn, hieß es. Damals waren bei Höfliger 550 Mitarbeiter angestellt. Aktuell seien die Auftragsbücher voll. Höfliger geht fest davon aus, dass das Unternehmen auch in diesem Jahr wieder viele neue Stellen ausschreiben wird. Zurzeit werden unter anderem Ingenieure für Steuerungstechnik und Servicetechniker gesucht, motivierte Leute wie Dominik Köppel.

Dass der Betrieb über die Jahre so stark gewachsen ist, das habe allerdings auch einen Nachteil, sagt der Firmengründer. „Ich kenne nicht mehr alle persönlich.“ Und nicht jeder neue Azubi kennt Harro Höfliger. Kürzlich hat er einen Werkraum betreten, da habe ein jungen Mitarbeiter auf ihn, Höfliger, gedeutet und zu seinem Chef gesagt: „Wir dürfen doch keine fremden Leute mitbringen zur Arbeit.“