Bei der Entgleisung eines S-Bahn-Zuges in Berlin sind mehrere Menschen verletzt worden.

Berlin - Ein Zug der krisengeplagten Berliner S-Bahn ist am Dienstag an einer Weichenanlage fast auf seiner vollen Länge entgleist. Sechs Menschen wurden verletzt, darunter der Zugführer. Der Unfall der S-Bahn mit sechs Wagen sei relativ glimpflich ausgegangen, sagte ein Feuerwehrsprecher: Rund 50 Passagiere blieben unverletzt. Es wurde vermutet, eine defekte oder falsch gestellte Weiche könnte das Unglück ausgelöst haben. Die Ursache blieb aber zunächst unklar.

 

„Die Untersuchungen laufen“, sagte ein Sprecher der Deutschen Bahn. Seit Jahren hat die Berliner S-Bahn mit Technikpannen zu kämpfen. Auch mehrere schwere Bahnunfälle setzten dem Tochterunternehmen der Deutschen Bahn zu.

Der Zug der Linie S 25 sprang gegen 11.45 Uhr kurz hinter dem S-Bahnhof Tegel aus den Schienen, er war stadtauswärts in Richtung Schulzendorf unterwegs. „Wir haben noch keine Ahnung, was da genau passiert ist“, sagte ein Sprecher der Bundespolizei. Rund 90 Beamte sperrten das Gelände ab und sicherten Spuren. Auch ein Hubschrauber schwebte in der Luft, um die Unglücksstelle zu vermessen.

Laut Bundespolizei entgleiste der Zug, als er eine Weichenanlage überfuhr

Laut Bundespolizei entgleiste der Zug, als er eine Weichenanlage überfuhr. Ermittler schlossen nicht aus, dass sich in dem Moment die Weiche umgestellt haben könnte. An der Stelle fahren die Züge standardmäßig nur 40 Stundenkilometer, wie es bei der Bahn hieß.

Während die vorderen zwei Wagen auf das richtige Gleis geleitet wurden, landete der hintere Teil auf einem abgehenden Gleis für den Gütertransport. Zwei Waggons hingen dazwischen - stark zur Seite gekippt. Am Gleisbett entstand ein erheblicher Schaden.

Nach einem starken Unwetter am Montagabend war der Verkehr auf der Strecke bereits vorübergehend eingestellt worden. Augenzeugen berichteten am Dienstag, unweit des Unglücksorts sei der Blitz eingeschlagen. Vermutlich deshalb habe danach auch eine Schranke am nahen Bahnübergang nicht mehr funktioniert.

„Nun müssen die technischen Aufzeichnungen ausgewertet werden“, sagte ein Bundespolizeisprecher. Dabei solle geklärt werden, wie schnell der Zug unterwegs war und wann er gebremst wurde. Wann ein Ergebnis vorliegt, sei noch unklar. Für einen Anschlag gebe es derzeit keine Hinweise.

Die Bundespolizei wollte noch am Abend den Unfallort freigeben

Die Bundespolizei wollte noch am Abend den Unfallort freigeben. Danach könne die Bahn mit den Aufräumarbeiten beginnen, sagte der Sprecher. Wann die Strecke der S 25 wieder befahrbar ist, blieb zunächst unklar. Zwischen Schönholz und Hennigsdorf wurde ein Schienenersatzverkehr eingerichtet.

Ein Bahnsprecher sagte dem rbb-Inforadio, die aus den Schienen gesprungenen Wagen sollten mit einem Hilfszug wieder aufs Gleis gesetzt werden. Vermutlich würden die Aufräumarbeiten mindestens bis Mittwochmittag dauern.

Mehr als 80 Feuerwehrleute waren im Einsatz und holten über Leitern und Rampen Fahrgäste aus den Wagen - zeitweise war eine Mannstärke von 150 angegeben worden. Schweres Gerät wie etwa ein Kranwagen musste nicht eingesetzt werden.

Nach dem Unglück sei der Fahrstrom umgehend abgeschaltet worden, um die Menschen über die gesperrten Gleise auf einen Supermarkt-Parkplatz zu bringen. Fünf Passagiere kamen mit kleineren Blessuren wie Prellungen ins Krankenhaus. Der Zugführer erlitt einen Schock und musste ebenfalls versorgt werden.

Für die Berliner S-Bahn ist es nicht das erste Unglück

In den Geschäften in der Umgebung bekamen die Menschen zunächst nicht viel von dem Bahnunglück mit. Ein lauter Knall sei nicht zu hören gewesen, sagte Veronika Bruselt von einem Gardinengeschäft. Sie habe erst durch Kunden von dem Unfall gehört. „Wegen der nicht funktionierenden Schranke dachten wir, eine Person sei über die Gleise gegangen und verunglückt.“

Für die Berliner S-Bahn ist es nicht das erste Unglück: Im November 2006 prallte eine S-Bahn im Bahnhof Südkreuz gegen einen Bauzug. 33 Menschen wurden verletzt. Ein besonders folgenschwerer Unfall ereignete sich nach einem Radbruch im Mai 2009 in Kaulsdorf. Das Unglück stürzte das Tochterunternehmen der Deutschen Bahn in eine schwere Krise, weil schwerwiegende technische Probleme und Missmanagement zutage kamen.

Die S-Bahn ist eines der wichtigsten Verkehrsmittel in der Hauptstadt. Laut Unternehmensangaben nutzen bis zu 1,2 Millionen Fahrgäste an Werktagen die 15 Linien auf dem 330 Kilometer lange Streckennetz mit 166 Bahnhöfen.