Das Land Baden-Württemberg will das Bestattungsrecht ändern, damit es für Muslime und Juden einfacher wird, ihre Angehörigen hier zu beerdigen. Scheitert das Vorhaben an der Infrastruktur deutscher Friedhöfe? Oder müssen beide Seiten nur umdenken?

Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Ludwigsburg - Integration soll nicht mit dem Tod enden, so heißt die Maxime, wenn Baden-Württemberg als eines der letzten Bundesländer sein Bestattungsgesetz ändert. Am Mittwoch wird sich der Landtag in erster Lesung mit den Änderungen beschäftigen. Ermöglicht werden sollen, so haben sich alle Fraktionen geeinigt, Beisetzungen in israelitischer und muslimischer Tradition. Sprich: die Sargpflicht soll entfallen, Beisetzungen im Leinentuch sollen möglich sein. Außerdem hebt das Gesetz die Mindestdauer von bisher 48 Stunden bis zur Beisetzung auf. Voraussetzung ist jedoch, dass die nötigen Unterlagen des Standesamtes vorliegen. Vor allem an die im Land lebenden Muslime ist das ein Angebot. Noch lassen sich erst vier Prozent hier beerdigen.

 

Gibt es dann Beerdigungen an Weihnachten?

Praktiker stellt diese Gesetzesinitiative jedoch vor Probleme. Bestatter fragen sich, wie sie einen Verstorbenen würdevoll ohne Sarg in ein Grab heben sollen, wo doch der Arbeitsschutz es verbietet, in ein Grab zu steigen. Wie stellen wir sicher, dass wir innerhalb kürzester Zeit den Tod beurkunden, fragt sich zudem etwa der Kirchheimer Bürgermeister Uwe Seibold mit Blick auf die Dienstzeiten der Standesämter. Können wir es Friedhofsbesuchern zumuten, an Weihnachten oder Allerheiligen durch Baggerlärm gestört werden, ist eine weitere Frage, die der Steinheimer stellt, der der Gemeinde mit dem höchsten Migrantenanteil im Kreis Ludwigsburg vorsteht.

„Wir müssen Migranten die Möglichkeit zur Beisetzung in ihrer Tradition ermöglichen“, sagt der Ludwigsburger Baubürgermeister Michael Ilk. Ludwigsburg hat seit über zehn Jahre auf dem Ostfriedhof ein muslimisches Gräberfeld, wo bislang im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten bestattet wird. Der Karlsruher Friedhofsamtschef Matthäus Vogel, der dem Arbeitskreis kommunaler Friedhöfe vorsteht, ist überzeugt: wenn man es ernsthaft will, gibt es einen Weg. Doch der scheint nicht ganz einfach, wie ein Blick in den Kreis Ludwigsburg zeigt.