Berlin oder Hamburg sollen sich für die Olympischen Spiele 2024 bewerben. Stuttgart hat es auch schon mal versucht – und ist mit einer eher skurrilen Präsentation 2003 grandios gescheitert. Ein Rückblick.

Stuttgart - Deutschland wagt wieder einen Anlauf und will sich mit Berlin oder Hamburg für die Olympischen Spiele 2024 bewerben. Olympiabewerbung? Da war doch was! Ach ja, Stuttgart wollte auch schon die Spiele in den Kessel holen, besser gesagt in die Schüssel, die damals noch Gottlieb-Daimler-Stadion hieß. Wir blicken zurück auf die legendäre Präsentation der Stuttgarter bei der nationalen Ausscheidung 2003.

 

Eigentlich hatte Stuttgart die besten Voraussetzungen, um die Konkurrenz aus Hamburg, Düsseldorf, Leipzig und dem Rhein-Main-Gebiet hinter sich zu lassen: 15 Millionen Euro investierten die Landeshauptstadt und die Region in die Olympiabewerbung, 2002 nahm die stadteigene Bewerbungsgesellschaft Stuttgart 2012 ihre Arbeit auf.

Doch, und da müssen wir leider den Finger nochmal in die Wunde legen, am Ende triumphierte beim nationalen Olympia-Casting nicht Stuttgart, sondern Leipzig. Und es war noch nicht einmal knapp. Stuttgart wurde nach der Präsentation vor dem Nationalen Olympischen Komitee in München Letzter.

Steife Testimonials werben für den Kessel

In der Tat mutet die Stuttgarter Präsentation auch nach elf Jahren noch eher skurril an. Da wirbt der damalige Stuttgarter OB Wolfgang Schuster mit eingegipstem Arm überschwänglich für die Stadt: „Der Ruf Stuttgarts als Sportstadt ist international durch viele herausragende Sportveranstaltungen geprägt.“ Es fallen Vergleiche mit München und Sydney.

Außer Schuster treten die Weitspringerin Heike Drechsler (gebürtig aus Gera), Raimund Gründler von der Bewerbergesellschaft und der damalige Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt als bemühte, aber steife Testimonials fürs schöne Stuttgart auf. Sie lobpreisen die fantastischen Menschen, die Planungssicherheit und den Tüftlergeist, wahlweise in breitem Schwäbisch oder mit thüringischem Akzent.

Stuttgarts „anregende Jugendkultur“

Auch der Griff in die Trickkiste kann die Präsentation nicht retten: Als Zeichentrickfiguren animiert sprechen sich Stuttgarter Prominente, darunter der Fußballer Guido Buchwald und der Ex-Tatort-Kommissar Dietz-Werner Steck, für die Vorzüge der Stadt aus. Selbst die „anregende Jugendkultur“ des Kessels wird bemüht, versinnbildlicht durch ein Foto der Fantastischen Vier. Im Hintergrund läuft Musik, die an eine Samstagabendshow mit Dieter Thomas Heck erinnert.

Herzzerreißend wirkt der Einspieler mit dem damaligen baden-württembergischen Ministerpräsidenten Erwin Teufel. Einsam sitzt er im menschenleeren Daimler-Stadion und träumt von vollen Rängen bei den Olympischen Spielen in Stuttgart.

Eigentlich verwunderlich, dass sich das Nationale Olympische Komitee bei diesem traurigen Anblick nicht doch noch überzeugen ließ.

Hier gibt es das Originalvideo von der Stuttgarter Bewerbungspräsentation: