Nach 14 Jahren gibt es für die Suite 212 keine Zukunft an der Theodor-Heuss-Straße. Anstelle der Ausgeh-Institution wird eine Systemgastronomie eröffnen. Der Betreiber zieht weiter Richtung Eugensplatz.

Freizeit & Unterhaltung : Ingmar Volkmann (ivo)

Stuttgart - Kaum eine andere Gastronomie steht stellvertretend für den Wandel, den die Theodor-Heuss-Straße in den vergangenen Jahren durchgemacht hat: weg von der Stadtautobahn, hin zu einer Ausgehmeile. Nach 14 Jahren ist die Geschichte der Suite 212 nun aber überraschend auserzählt. Betreiber Lutz Metzger hat auf Anfrage der Stuttgarter Zeitung bestätigt, was das Blog kessel.tv vorab vermeldet hatte: Der reguläre Betrieb der Mutter aller Stuttgarter Lounges läuft Ende Juni aus. Im Sommer sollen an den Wochenenden noch Partys an der Theodor-Heuss-Straße 15 stattfinden. Im Herbst eröffnet an Stelle des gastronomischen Schrittmachers eine Systemgastronomie.

 

Gerüchte über ein mögliches Ende der Suite gab es schon lange. „Leider muss ich die Gerüchte nun offiziell bestätigen“, sagt Betreiber Lutz Metzger. „Die Suite war und ist eine eierlegende Wollmilchsau mit einem Tagesbetrieb, mit einem guten Bar-angebot am Abend und Partys am Wochenende. Das ist in der Form aber einfach nicht mehr zeitgemäß, weil es in Stuttgart längst so viele gastronomische Spezialisten gibt, die in ihrer Nische einen tollen Job machen“, sagt Metzger. Daher habe sich die Suite in der Form finanziell nicht mehr gerechnet. An Stelle des Bar-Lounge-Club-Mischkonzeptes werde laut Metzger nach dem Sommer eine Systemgastronomie in den Räumen der Suite eröffnen. „Wir haben mit verschiedenen Ketten verhandelt. Wer es jetzt genau sein wird, darf ich aber noch nicht verraten“, sagt Metzger.

Ende einer Ausgeh-Ära

Mit Superlativen sollte man sparsam umgehen. In Bezug auf das Ende der Suite 212 kann man aber getrost vom Ende einer Ausgeh-Ära sprechen. Die Lounge gehörte zu den ersten gastronomischen Anrainern der Straße und verwandelte die Stadtautobahn in eine Ausgehmeile, die rund um das Sommermärchen, rund um die WM 2006, das neue Selbstverständnis von Stuttgart auch über die Stadtgrenzen hinaus prägte: weg von einer belächelten Landeshauptstadt, hin zu einer Stadt, die auch in Bezug auf das Ausgehen eine neue Leichtigkeit entdeckt hatte. In den vergangenen Jahren hatte der Ruf der Theodor-Heuss-Straße aber gelitten. Viele sehen die Gastromeile mittlerweile kritisch als eine Spielwiese für ein Ausgehpublikum mit Doppelkennzeichen und wenig Anspruch.

„Dieses schlechte Image war am Ende mit Schuld daran, dass wir vor allem im vergangenen Jahr keine tollen Umsätze mehr hatten“, sagt Lutz Metzger. „Ich hatte immer wieder Gäste, die zu mir gesagt haben, ,Mensch, so schlimm ist es bei euch doch gar nicht’“. Viele Gäste seien aber erst gar nicht mehr gekommen, weil der Ruf der Straße mittlerweile so schlecht sei, glaubt Metzger. Vor allem das Tagesgeschäft sei im vergangenen Jahr eingebrochen. „Als wir im Juni 2001 eröffnet haben, gab es nicht einmal im Ansatz eine solch große gastronomische Auswahl wie heute“, erklärt Metzger. Heute mache ihm eine Kette wie Starbucks das Kaffee-Geschäft kaputt. Außerdem sei die Größe der Suite mittlerweile eher ein Fluch als ein Segen. „Bei einem Großereignis wie bei einer Fußballweltmeisterschaft konnten wir so auch mal mit 1500 Gästen klarkommen. Wenn sich aber an einem schlechten Tag heute nur 20 Gäste zu uns verirren, würde ich als Gast von vornherein auch lieber einen kleineren Laden ansteuern“, sagt Metzger.

Neue Bar amEugensplatz

Der 43-Jährige ist das letzte verbliebene Gründungsmitglied der Suite-Mannschaft. Bis Ende Juni soll der Betrieb der Suite ganz normal weiterlaufen. „Am 29. Juni, auf den Tag genau 14 Jahre nach der Eröffnung, sperre ich dann zum letzten Mal regulär auf“, so Metzger. Bis der Nachfolger der Suite 212 den Mietvertrag übernimmt, will Metzger den Sommer über seine Gastronomie noch an den Wochenenden bespielen. „Wir werden bestimmt noch mal eine Karaoke-Party veranstalten und das eine oder andere Livekonzert“, sagt der Gastronom. „Außerdem sind wir auch offen für Fremdveranstalter.“

Metzger selbst will nach dem Ende der Suite am Eugensplatz weitermachen: Dort hat er eine ehemalige Apotheke gemietet, die er in eine Tagesbar mit Frühstück, Mittagstisch und Barbetrieb am Abend umwandeln möchte.