Vor 100 Jahren wurde Frei Otto in Chemnitz geboren. Die Kulturhauptstadt Europas 2025, in diesem Jahr Partner der CMT, feiert den Geburtstag des Architekten, der bis zu seinem Tod in Leonberg-Warmbronn lebte, mit mehreren Veranstaltungen.

Wer bei der Reisemesse CMT Halle 6 betritt, wird sogleich von der Kulturhauptstadt Europas begrüßt. In der Oskar-Lapp-Halle, so der offizielle Name, präsentieren sich Deutschlands Urlaubsregionen vom Bodensee bis zur Nordsee und die Kultur-Hotspots von Trier bis eben Chemnitz.

 

Die drittgrößte sächsische Stadt hat am Wochenende das Kulturhauptstadt-Jahr offiziell eingeläutet. Dem Architekten, 1925 in Chemnitz-Siegmar geboren und 2015 in Leonberg-Warmbronn verstorben, ist dabei im Jahr seines 100. Geburtstags eine eigene Veranstaltungsreihe im Programm gewidmet. „Frei Otto wird selten mit seinem Geburtsort in Verbindung gebracht“, heißt es im Kulturhauptstadt-Programm. Wie kein anderer habe er der Architektur der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts grundlegende Impulse verliehen. „Sein Pioniergeist und seine Arbeiten in Leichtbauweise waren Inspirationsquelle für zahlreiche Architekten, Ingenieure und Künstler weltweit.“

Erinnerung an einen fortschrittlichen Gestalter

So etwa auch für den japanischen Stararchitekten Kengo Kuma. „Beyond Geometry. Frei Otto x Kengo Kuma“ heißt der Programmteil, zu deutsch: hinter der Geometrie. Neben nachhaltiger Gestaltung und fortschrittlichem Denken verbinde beide Architekten die gleiche Aufgabenstellung zu unterschiedlichen Zeiten: ein Olympiastadion. Das wohl berühmteste Bauwerk, dass Frei Otto geschaffen hat, ist das Dach des Münchner Olympiastadions von 1972. Kengo Kuma wiederum gestaltete das olympische Stadion von Tokio 2020.

Geplant sind im Kulturhauptstadt-Programm verschiedene Veranstaltungen im Zeitraum März bis Juli, von Ausstellungen bis Workshops. Konkrete Details dazu soll es aber erst in den kommenden Wochen geben.

Auch Leonberg und Warmbronn erinnern an Architekten

Zu seinem 100. Geburtstag soll auch in seiner letzten Heimatstadt Leonberg an den Ehrenbürger erinnert werden. Eine Veranstaltung, voraussichtlich rund um den Geburtstag am 31. Mai, sei geplant, heißt es seitens der Stadt Leonberg. Genaue Inhalte sind aber noch nicht bekannt. Auch in Warmbronn würde man gern etwas auf die Beine stellen. „Das ist aber schwierig, solange wir nicht wissen, was die Stadt macht“, sagt Christiane Hug-von Lieven vom Gemeindeverein Warmbronn.

Denkbar sei, eine Ausstellung über den Christian-Wagner-Brunnen aus dem Jahr 2020 zu wiederholen – dem zweiten Frei-Otto-Bauwerk in Leonberg und eines seiner wenigen figürlichen Werke. Über den Brunnen schrieb der Architekt anlässlich der Einweihung 1995: „Wir suchen immer noch Wege zum Verständnis von Natur und Kunst. Wir beginnen zu spüren, dass sich die vermeintlichen Gegensätze auflösen.“

Als Frei Otto am 31. Mai 1925 geboren wurde, war Siegmar noch ein eigenes Dorf, das zwei Jahre später Stadtrecht erlangte. 1950 wurde es nach Chemnitz eingemeindet, ab 1953 hieß die Stadt bis 1990 Karl-Marx-Stadt. Da hatte Frei – seine Mutter gab ihm mit diesem Vornamen quasi ein Motto mit auf seinen Lebensweg – bereits einige turbulente Jahre hinter sich. Sein Architekturstudium in Berlin war unterbrochen worden von Kriegsdienst sowie Kriegsgefangenschaft in Frankreich. Es folgte ein Studienaufenthalt in den USA, bei dem er die organische Architektur für sich entdeckte, für die er weltberühmt werden sollte.

Zeltpavillon und Christian-Wagner-Brunnen

Der Umzug in den Südwesten folgte in den 1960er Jahren. 1964 gründete Frei Otto das Institut für Leichte Flächentragwerke an der Technischen Hochschule Stuttgart, 1976 erhielt er eine ordentliche Professur an der Uni. Am bekanntesten ist er sicher für seine zeltartigen Dachkonstruktionen, von denen auch eine in Leonberg steht – der im Vergleich zum Münchner Olympiastadion oder dem Sternwellenzelt am Kölner Tanzbrunnen fast unscheinbar wirkende doppelte Zeltpavillon in Leonberg, in dem sich aktuell ein Küchenstudio und ein Indoor-Spielplatz befinden. Auch am Bahnhofsprojekt Stuttgart 21 wirkte Frei Otto zeitweilig mit, war Berater für die sogenannten „Lichtaugen“. Er sprach sich jedoch später gegen eine Realisierung des Projekts aus.

Christian-Wagner-Brunnen in Warmbronn, von Frei Otto entworfen und 1995 eingeweiht Foto: Archiv
Wohnhaus in Warmbronn