25 Jahre Oldtimer Club Weissach „Bei uns darf jeder mitwirken, egal ob der Geldbeutel klein oder groß ist“

Wolfgang Hofbauer (hier neben seinem waldgrünen Fiat 124 Spider) ist kurz nach der Gründung zum OCW gestoßen – und schon fast genauso lange zweiter Vereinsvorsitzender.  Foto: Simon Granville

Mit der Geschichte des Weissacher Oldtimer Clubs kennt sich Wolfgang Hofbauer bestens aus – er ist schon fast seit Anbeginn dabei. Er weiß: Der Verein musste auch Krisen überwinden.

Zum Termin mit unserer Zeitung kommt Wolfgang Hofbauer in seinem Oldtimer: Ein waldgrüner Fiat 124 Spider, auf dessen Motorhaube das golf-rot-schwarze „F“ des italienischen Designstudios Pininfarina prangt, die den 124 in den letzten drei Baujahren anfangs der 80er im Auftrag von Fiat anfertigte. „Originallackierung“, sagt Hofbauer. „Außen gibt es noch ein bisschen was zu tun.“ Aber beim Unterbau, da ist das Fahrzeug einwandfrei, das hat Priorität.

 

Dieses Prinzip wird Hofbauer, der zweite Vorsitzende des Weissacher Oldtimer Clubs, nicht müde zu betonen. „Außen hui, innen pfui, das gibt’s bei uns nicht“, verspricht er. Klar, die Oldtimer sind schön anzuschauen, aber sie müssen auch sicher fahren. Auf das Innenleben der Fahrzeuge wird in der Vereinswerkstatt also besonders viel Wert gelegt. Es gibt eigene Bastlerrunden, eine Hebebühne und schweres Gerät, mit dem das ein oder andere Ersatzteil auch mal direkt vor Ort hergestellt werden kann.

Herbert Linge holte den Oldtimer Club nach Weissach

Und es gibt Experten: Wolfgang Hofbauer ist einer von ihnen, schon wegen seines Berufs. Vor seiner Rente hatte er einen Betrieb für Oberflächentechnik, bei dem Besitzer von Oldtimern schon früher gerne Fahrzeugteile zur Restauration vorbeigebracht haben. Für die Vereinskollegen in Weissach hat Hofbauer vor Jahren einen „Leitfaden für Selbermacher“ erstellt. Denn: „Es gibt Dinge, die durch falsche Behandlung unwideruflich verloren gehen.“

Eine entsprechend zuverlässige Anlaufstelle für Oldtimer-Sammler und begeisterte Bastler ist der Oldtimer Club Weissach inzwischen seit 25 Jahren. Das Vierteljahrhundert hat der Verein erst kürzlich mit einer großen Jubiläumsausstellung gefeiert. Entstanden war er eigentlich als Oldtimer Club Neuhausen-Hamberg, bevor Herbert Linge – Gründungsmitglied und obendrein legendärer Porsche-Rennfahrer – den Verein in seinen Heimatort Weissach holte.

Wolfgang Hofbauer ist schon seit 23 Jahren beim OWC dabei

Wechselnde Projekte gab es seither, wechselnde Vorstände, neue Gesichter, große Erfolge und auch mal die ein oder andere Meinungsverschiedenheit. Immer gleich geblieben ist die Besetzung des zweiten Vereinsvorsitzenden, nämlich Wolfgang Hofbauer, der den Posten für einen Großteil seiner 23-jährigen Mitgliedschaft bekleidet. „Ich erlebe gerade den vierten Vorstand“, berichtet er.

Wie kaum ein anderer kann Hofbauer deshalb über die Geschichte des Clubs berichten. An einem Frühsommertag folgte er einst der Einladung eines Bekannten, besuchte ein lockeres Treffen in Neuhausen-Hamberg. Feuer und Flamme war er nicht von Anfang an. „Ich habe ein bisschen gezögert“, erinnert er sich. „Ich war ja selbstständig, da ist es schwierig, sich genug Zeit freizuschaufeln.“ Gefunkt hat es dann aber trotzdem, wenig später wurde er Mitglied.

Oldtimer Club wollte eigentlich Museum in Weissach

In den ersten zwei Jahren konnte der Verein bereits 70 Mitglieder gewinnen, ein rasanter Aufstieg. Die frühen 2000er-Jahre waren aber auch geprägt von einer Identitätskrise. In der alten Strickfabrik wollte der Club damals ein Museum einrichten, naheliegend, denn Weissach ist dank des großen Porsche-Standorts wie wenige andere Kommunen in der Region eng mit der Geschichte der Automobilbranche verbunden.

Das Projekt aber scheiterte – wegen eines Vetos aus Zuffenhausen, wo das Porsche-Museum damals noch nicht richtig erfolgreich war. „Man hat Konkurrenz gewittert“, schätzt Hofbauer. Der Traum vom Museum, so identitätsstiftend, dass er sogar in der Vereinssatzung verankert war? „War ausgeträumt“, sagt Hofbauer.

In den Jahren danach fand man mit dem Vereinsheim in Flacht derweil ein neues Projekt. Nicht mehr als eine Scheune stand hier damals, in Eigenleistung sanierten die Mitglieder das Gebäude, zogen einen Zwischenboden ein, bauten eine Stützmauer zum Hang hin. „Diese Entscheidung war eine, die nicht von allen Mitgliedern zu 100 Prozent geteilt wurde“, gesteht der zweite Vorsitzende. Gelohnt hat es sich trotzdem. „Inzwischen sind wir zufrieden und identifizieren uns mit dem Gebäude sehr stark“, sagt Hofbauer. „Ein Verein ohne Heimat, wie lang kann er schon existieren?“

Ein Oldtimer in der Garage ist nicht dringend notwendig

Heute hat der OCW 140 Mitglieder, rund die Hälfte von ihnen kommt nicht aus Weissach. Dass sich die Mitgliederzahlen stabil halten, liegt laut Hofbauer vor allem an der großen Offenheit. „Wir sind kein Markenclub, es geht nicht nur um historische Fahrzeuge.“ Manche Mitglieder sammeln historische Modellautos oder Lokomotiven. Und nicht jeder hat einen Oldtimer – die Jugendgruppe etwa bastelt gerade an einigen Motorrädern herum, die dem Verein geschenkt wurden. „Bei uns darf jeder mitwirken, egal ob der Geldbeutel klein oder groß ist“, sagt Hofbauer.

Beliebte Ausflüge: Oldtimertreffen! Foto: Simon Granville

Trotzdem: Dem Oldtimer Club geht es nicht nur um Basteln hinter verschlossenen Türen. Der Verein besucht regelmäßig andere Oldtimerclubs, veranstaltet ein beliebtes Oldtimertreffen, ist Stammgast beim Solitude Revival. Wenn die Tore der Werkstatt in Flacht offen stehen, erklären die Mitglieder neugierigen Passanten gerne, was hier passiert. Auch das ist wichtig, damit der Unterbau nicht einrostet. Ganz im Sinne von Ehrenmitglied und Rennfahrer Herbert Linge, findet Wolfgang Hofbauer: „Immer weiter, nicht langsamer werden, und schon gar nicht bremsen.“

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