Im Rahmen des Weinbergfests fand in Beilstein (Kreis Heilbronn) auch wieder die berühmt-berüchtigte Butten-Olympiade statt. Gut 100 Teilnehmer wagten sich diesmal auf den Parcours – darunter so viele Frauen wie noch nie.

Bei der 49. Butten-Olympiade im Rahmen des Beilsteiner Weinbergfests blieb keiner der gut 100 Teilnehmer trocken. Am schwülen und hochsommerlichen Sonntag zeigten sich nämlich neben den vom Wasser aus den Butten durchnässten T-Shirts auch glitzernde Schweißperlen auf der Stirn der Akteure. Und noch eine Besonderheit: Der Beilsteiner Lars Tschritter durfte am Ende zum dritten Mal in Folge den Siegerpokal – die aus Holz geschnitzte Butte – in Empfang nehmen. Und diesmal darf der Zahnarzt den Wanderpokal sogar behalten. „Das hat mich angespornt“, sagt Tschritter und grinst.

 

Lars Tschritter (Nummer 16) holte sich bereits zum dritten Mal den Sieg bei den Ü40-Herren. Foto: Melanie Bürkle

In seiner Freizeit läuft, schwimmt und fährt der Mediziner sehr gerne Fahrrad. Vor zwei Jahren nahm er dann zum ersten Mal am örtlichen Traditionsevent teil – ganz ohne Hintergedanken. „Ich hatte keine Ahnung was auf mich zukommt und nie mit einem Sieg gerechnet“, sagt Tschritter. Das war nun anders, dieses Mal überließ er nichts dem Zufall. „Nach zwei Siegen in Folge kommen schließlich Erwartungen auf“, hatte der Zahnmediziner vor seinem Lauf erklärt: „Zwei Mal habe ich trainiert, denn die Butte zu balancieren ist nicht ohne.“ Das Training lohnte sich offensichtlich. Als dreimaliger Sieger der Ü40-Herren in Folge nennt Tschritter den Butten-Pokal nun also auf Lebzeiten sein Eigen.

Die Mistelhexen wissen nichts von ihrem Glück

Ohne Pokal, aber dafür mit mindestens eben so viel Spaß dabei, waren die in diesem Jahr zahlenmäßig überlegenen Damen. 38 junge Frauen, darunter auch ein paar erst 15- bis 17-jährige Mädchen der Zunftgarde Neckarweihingen nahmen am Rennen teil.

Allerdings nicht ganz freiwillig, wie sich zeigte: die Mistelhexen hatten bis kurz vor Laufbeginn noch gar nicht gewusst, dass ihr sonntägliches Teamevent aus der Teilnahme am Buttenlauf bestehen würde. Sie waren heimlich angemeldet worden. Die jungen Gardetänzerinnen nahmen die Herausforderung mit viel Humor an. „Ich hatte vor dem Start etwas Angst, aber habe dann einfach alles ausgeblendet“, so Naomi Wohlrab. Für die Tänzerinnen gab es – ausgenommen einer geringeren Befüllung der Butte – übrigens keinerlei Ausnahmen beim Lauf.

Die Butten der Frauen sind mit 30 Liter Wasser gefüllt, die Männer tragen 50 Liter. Foto: Melanie Bürkle

Auch sie mussten auf der über 100 Meter langen Strecke über Bierbänke steigen und auf Wippen balancieren, sowie durch enge Torbogen hindurchkriechen und Treppen hinauf und hinunter sprinten. Aber apropos Befüllung der Butten: Wie immer waren die Frauen mit 30 Litern und die Männer mit 50 Litern unterwegs. Stets strikt abgemessen von der Freiwilligen Feuerwehr Beilstein. Die ließ zudem vermelden: „Das Wasser aus den Butten wird hinterher zur Bewässerung der Weinberge verwendet.“ Verschwendet wurde also nichts – zumindest fast.

Internationale Starter sind ebenfalls mit dabei

Unterwegs schwappte schon mal die ein oder andere Butte über und verschaffte ihrem Träger eine kleine Abkühlung. Wer es ohne großen Wasserverlust am schnellsten zum letzten Hindernis schaffte, sammelte die meisten Punkte. Kein Wunder, dass sich dieses lustige Event sogar bis nach Polen rumgesprochen hat.

Michal Kaczmarek aus Polen ist derzeit auf Deutschland-Tour – und natürlich auch in Beilstein mit dabei. Foto: Melanie Bürkle

Michal Kaczmarek, der sich gerade auf Deutschland-Tour befindet, erfuhr von einem Beilsteiner Freund von der Olympiade und war sofort Feuer und Flamme. „Er sagte mir, dass kommt vom Stellenwert her direkt nach Weihnachten. Da sagte ich sofort zu“, so der 27-Jährige. Kaczmarek hatte keinerlei Zeit sich vorzubereiten. Zudem musste er als einer der Ersten auf die Strecke. Doch mit den zur Seite ausgestreckten Armen und seinem Helfer zur Stabilisierung der Butte schleppte sich der Pole ins Ziel. „Das war sehr anstrengend, aber ich werde wiederkommen“, kündigt Kaczmarek an.

So wie Heike alias Gretel Mayer, Mona Wörner und Michelle Schuchardt. Die drei Damen waren allesamt schon mindestens einmal dabei und versuchten sich nun als Team „Hakuna Muskata“. Sie verrieten mit guter Laune: „Wir haben letzte Woche vorgeglüht. Also trainiert.“ Letztendlich gilt bei der Beilsteiner Olympiade aber wie bei Olympia auch: „Dabei sein ist alles.“ „Der Fun-Faktor ist sehr hoch“, unterstrich Heike Mayer, Hebamme aus dem Ort. Der Weg zum „Wasserlassen“ ist für alle purer Spaß.

Statt Wasser gibt es einen Sack Kartoffeln

Lediglich bei den vier „Urgesteinen“ des Unterländer Butten-Laufes war der Wasserverlust nicht mehr entscheidend. Sie mussten in diesem Jahr erstmals Kartoffelsäcke über die Hindernisse schleppen. Doch das brachte das Ehepaar Dorothee und Axel Weichert, Hugo Maier und Eugen Müller nicht aus dem Konzept. Die vier Originale meisterten den Parcours allesamt gekonnt und problemlos.

Die „Urgesteine“ schleppen Kartoffelsäcke über die Hindernisse. Dorothee Weichert war in den ersten Jahren der Olympiade übrigens die einzige Frau im Starterfeld. Foto: Melanie Bürkle

Dorothee Weichert nahm die ersten Jahre als einzige Frau teil und trug damals sogar die 50-Liter-Butte. Da hatte es die diesjährige Damen-Siegerin Alisa Prys etwas leichter. Bei den Herren siegte Peter Schmoll. Team 3 vom Weingut St. Annagarten ließ sich als beste Mannschaft von den 13 Frauen- und zwölf Männer-Teams auszeichnen.