Seit mehr als einem halben Jahrhundert sind die Schulen in Gerlingen mit denen in der französischen Partnerstadt Vesoul miteinander verbunden. Von Langeweile keine Spur.

Unterricht, Sportprogramm und Stadtrallye, Wilhelma, Schillerhöhe, Schloss Solitude und Feuerwehr: Für den Besuch aus der französischen Partnerstadt Vesoul haben sich die Gerlinger Schülerinnen und Schüler einiges einfallen lassen. Damit keine Langeweile aufkommt, damit die Gäste möglichst viel sehen, erleben – und weil dieses Jahr die Schulen in Vesoul und Gerlingen 60 Jahre miteinander verbunden sind. Beim jetzigen Unterstufenaustausch waren circa 40 Vesouler Schülerinnen und Schüler beteiligt – Siebtklässler vom Collège Jean Macé und Collège René Cassin – und in etwa genauso viele Gerlinger Realschüler sowie Gymnasiasten im Alter von rund zwölf Jahren.

 

Im Foyer des Robert-Bosch-Gymnasiums sind die jungen Gäste kurz nach ihrer Ankunft begrüßt worden. „Gerade heute ist Völkerverständigung wichtiger denn je“, sagt Anja Frohnmaier vom Haupt- und Kulturamt im Gerlinger Rathaus. Bereits Kinder im Alter von etwa zwölf Jahren würden mit Vertretern der Stadtverwaltung Familien in Frankreich besuchen und viel über die europäischen Nachbarn lernen. Andersherum wird es ähnlich praktiziert: Der Besuch der Gerlinger in Vesoul fand Mitte März statt, also drei Wochen vorher. Früher habe der Austausch zwei Wochen gedauert und sei in den Sommerferien gewesen. Heute seien es in beiden Städten jeweils drei Tage während der Schulzeit. „Auch wenn die Dauer des Austauschs heute kürzer ist, ist die Freundschaft dennoch nicht weniger geworden“, so Frohnmaier.

Nicht alle waren auf Anhieb von der Annäherung begeistert

Gemeinsam haben alle Beteiligten des Schüleraustauschs ein deutsch-französisches Freundschaftsbänkle eingeweiht, auf dem zahlreiche Erinnerungsfotos entstanden sind und das abwechselnd in der Realschule und im Gymnasium steht. Die Gerlinger Lehrkräfte hatten außerdem einen Wettbewerb ausgeschrieben, bei dem die Schülerinnen und Schüler auf deutscher und französischer Seite möglichst viele Namen ehemaliger Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Schüleraustausches zwischen Gerlingen und Vesoul sammeln sollten. Die Preisverleihung war im April bei der Feuerwehr. Anja Frohnmaier erzählt, es habe sich darüber hinaus eine ehemalige Lehrerin bei den Gerlingern gemeldet, die in den Jahren 1965, 1966 und 1967 bei den ersten drei Schüleraustauschen mit dabei war.

Beteiligte des Schüleraustauschs haben ein deutsch-französisches Freundschaftbänkle eingeweiht. Zwischen den deutschen und französischen Lehrkräften steht Gerlingens Bürgermeister Dirk Oestringer. Foto: Stadt Gerlingen

Im vergangenen Jahr war es 60 Jahre her, dass die Stadt Gerlingen die Partnerschaft mit der französischen Stadt Vesoul unterzeichnet hat. Nicht alle waren damals auf Anhieb von der deutsch-französischen Annäherung begeistert. So mancher Stadtrat, der selbst Kriegsteilnehmer war, fremdelte mit den neuen Freunden aus Deutschland. Nach anfänglicher Anspannung und Skepsis florierte die Partnerschaft allerdings fortan. In beiden Städten ist das Jubiläum feierlich begangen worden.