Ärger mit der Deutschen Glasfaser in Aidlingen Wenn plötzlich ein Graben durch den Hof geht

Helmut Seckinger hätte nicht erwartet, dass plötzlich ein Graben durch seinen Hof geht. Hier sieht man noch die Stelle, an der das Leerrohr herausschaut. Foto: Eibner-Pressefoto/Michael Memmler

Helmut Seckinger aus Aidlingen hat einen Anschluss bei der Deutschen Glasfaser beantragt. Dann war – ohne Absprache – plötzlich sein Hof aufgerissen. Mit ärgerlichen Folgen.

Böblingen: Anke Kumbier (ank)

Als Helmut Seckinger und seine Frau von einer Radtour zurückkommen, wartet eine böse Überraschung auf sie: Ihr Hof wurde aufgebuddelt. Vom Gehweg bis zur Haustür zieht sich ein knapp fünfzig Zentimeter breiter Graben, darin ein Leerrohr für Glasfaser. Zwar hat das Ehepaar aus Aidlingen einen Glasfaseranschluss bei der Deutschen Glasfaser, die in der Gemeinde das Netz ausbaut, bestellt. Dass die Arbeiten ohne vorherige Absprache stattfinden, hätten sie allerdings nicht erwartet. „Das war ein Schock“, sagt Seckinger.

 

Bevor die Kabel auf Privatgrundstücken verlegt werden, muss eine Haus- und Grundstücksbesichtigung stattfinden – allein schon um herauszufinden, wo sich im Inneren des Hauses die Anschlüsse befinden. Das ist bei dem Ehepaar offenbar nicht passiert, der aufgegrabene Hof traf sie völlig unvermittelt. Jetzt weist nicht nur ihr Hof Schäden auf, sondern das Leerrohr endet auch noch an der falschen Stelle.

Auch noch andere betroffen

Helmut Seckinger scheint nicht der einzige zu sein, der mit Schwierigkeiten zu kämpfen hat. Auf Facebook beschweren sich weitere Aidlinger Bürger, dass sie über Arbeiten auf ihrem Grundstück nicht informiert, Schäden hinterlassen wurden oder niemand für Nachfragen erreichbar war. Aus der Gemeinde Gärtringen, insbesondere aus Rohrau, ist ähnliches zu vernehmen. Dort baut ebenfalls die Deutsche Glasfaser das Netz aus. Die Beschwerden kursieren nicht nur auf Facebook, auch Ulrich Dürr, Ortsbauamtsleiter in Aidlingen, und seinen Kollege Friedemann Erbele in Gärtringen haben entsprechende Schilderungen erreicht. „Allerdings nicht in riesiger Masse“, sagt Dürr.

Auf Facebook kommentieren auch einige, dass bei ihnen in Aidlingen alles reibungslos geklappt habe. Erbele, der selbst in Aidlingen wohnt und einen Anschluss beantragt hat, hatte ebenfalls nichts zu beanstanden. Dort, wo es nicht geklappt hat, hapert es aus Erbeles Sicht an den Absprachen. Immerhin sind aufseiten der Deutschen Glasfaser zahlreiche Akteure in den Prozess involviert.

1300 Glasfaser-Kunden in Aidlingen

Die Deutsche Glasfaser beauftragt in der Regel einen Projektpartner mit dem Ausbau, der oft ein weiteres Subunternehmen für die Arbeiten engagiert. In insgesamt 13 Kommunen im Kreis Böblingen ist die Deutsche Glasfaser derzeit für den Ausbau zuständig, teilt eine Sprecherin mit. In Aidlingen ist Seckinger demnach einer von insgesamt 1300 Kunden, die sich für einen Anschluss bei der Deutschen Glasfaser entschieden haben.

„Wir wollen für die Zukunft gewappnet sein“, erklärt Seckinger seine Motivation. Dass diese Entscheidung ihm so viele Unannehmlichkeiten einhandeln würde, hätte er sicher nicht erwartet. Eine Info, dass Arbeiten anstehen, hat das Ehepaar zwar bekommen, ein entsprechender Zettel lag in ihrem Briefkasten. Seckingers hatten allerdings gedacht, dass es um Arbeiten auf dem Gehweg vor ihrem Haus und nicht in ihrem Hof geht. Schließlich hatte keine Haus- und Grundstücksbegehung stattgefunden, erklärt Helmut Seckinger.

Schwierig, jemanden zu erreichen

Dann der Schreck nach der Radtour und der Ärger, weil der Graben am nächsten Tag nur notdürftig und noch dazu ziemlich schief wieder zugepflastert wurde. Was tun?

Der 66-Jährige berichtet von Schwierigkeiten, überhaupt jemanden zu erreichen. Die Arbeiter sprächen kaum Deutsch, unter den auf dem Infozettel angegebenen Telefonnummern hätte sich niemand gemeldet, und bei der Deutschen Glasfaser sei er in der Hotline hängen geblieben. Schließlich wandte sich Seckinger an Ortsbauamtsleiter Dürr, der ihm weiterhalf und einen Kontakt herstellte.

Der Unmut des 66-Jährigen richtet sich aber nicht gegen die Bauarbeiter, die Verantwortung sieht er bei der Deutschen Glasfaser. Die Unternehmenssprecherin bestätigt den Vorfall bei Helmut Seckinger und bedauert ihn. Er habe allerdings dazu geführt, dass der Projektpartner nun kurz vor Beginn der Bauarbeiten auf den Grundstücken eine weitere Prüfung in Rücksprache mit den Eigentümern vornehmen muss – auch dann, wenn eine Hausbegehung bereits stattgefunden hat, aber möglicherweise schon länger zurückliegt.

Wie die Deutsche Glasfaser reagiert

Auf andere Vorfälle geht die Sprecherin nicht konkret ein. Grundsätzlich setze die Deutsche Glasfaser auf hohe Qualitätsstandards und fordere die Einhaltung auch von den Baupartnern vor Ort. „Mögliche Probleme, die bei den regelmäßig stattfindenden Überprüfungen oder auch durch separate Meldungen auffallen, werden schnellstmöglich gelöst“, teilt sie mit.

Helmut Seckinger hat inzwischen die Rückmeldung bekommen, dass die Kosten für die Ausbesserungsarbeiten am Hof übernommen werden. Auch eine Hausbegehung fand noch statt. Das Ergebnis: Das Kabel soll auf die andere Seite der Haustür verlegt werden. Von dort lässt es sich im Inneren des Hauses besser weiterführen.

Eine späte Erkenntnis, die das Ehepaar viel Zeit und Nerven gekostet hat.

An wen man sich im Schadensfall wenden kann

Was tun bei Schäden?
Wenn während des Glasfaserausbaus der Deutschen Glasfaser ein Schaden entsteht, kann man diesen unter https://www.deutsche-glasfaser.de/service/bauschaden-melden melden. Auch eine Meldung über die Bauhotline 0 28 61/89 06 09 40 ist laut Unternehmenssprecherin möglich. „Dann setzt sich der Kundenservice direkt mit dem zuständigen Baupartner in Verbindung. Dieser prüft den Sachverhalt vor Ort. Wenn der Schaden nachweisbar durch den entsprechenden Baupartner verursacht wurde, wird dieser in der Regel unkompliziert und zügig behoben.“

Glasfaserausbau
Damit die Deutsche Glasfaser mit dem Ausbau in den Kommunen beginnt, muss sich eine bestimmte Anzahl an Bürgern für einen Glasfaseranschluss entschieden haben. „In der Bauphase ist der Anschluss für unsere Kundinnen und Kunden kostenlos“, schreibt die Sprecherin. Bei einem Nachanschluss betragen die Kosten dann demnach mindestens 1500 Euro.

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