Allianz MTV Stuttgart Zwei neue Zuspielerinnen, ein Problem

Charlotte Krenicky (li.) und Milana Bozic: Die neuen Zuspielerinnen von Allianz MTV Stuttgart wollen sich gegenseitig stützen. Foto: Baumann

Charlotte Krenicky und Milana Bozic bestimmen nächste Saison den Rhythmus von Volleyball-Meister Allianz MTV Stuttgart. Die Neuzugänge sind jung, ehrgeizig und stark gefordert, denn sie müssen Britt Bongaerts ersetzen – was alles andere als einfach wird

Es gibt viele Gründe, warum die Volleyballerinnen von Allianz MTV Stuttgart in der vergangenen Saison das Triple geholt haben – ein ganz wichtiger war die Qualität der Zuspielerin. Britt Bongaerts erhielt im Mai völlig zurecht die Trophäe der besten Bundesliga-Akteurin, anschließend jedoch hat sie die Scharrena verlassen. Die Niederländerin führt nun Regie im Team von Galatasaray Istanbul, zurück blieb eine Lücke, die nur mit einer größeren Investition zu stopfen gewesen wäre. Weshalb Allianz MTV Stuttgart sich für eine andere Lösung entschieden hat und nun auf ein junges, talentiertes Duo mit großem Potenzial setzt. Das ist interessant, aber nicht ohne Risiko.

 

Charlotte Krenicky (Asterix Avo Beveren) und Milana Bozic (VC Wiesbaden) überzeugten die MTV-Verantwortlichen in den direkten Duellen in Champions League und Bundesliga, dieser positive Eindruck hat sich in der Vorbereitung auf die neue Saison, die an diesem Sonntag (17 Uhr) mit dem Duell um den Supercup gegen den SSC Schwerin beginnt, aus Sicht von Konstantin Bitter bestätigt. „Wenn man ihr Alter, die geringe Erfahrung und die Vereine, von denen sie kommen, berücksichtigt, dann bin ich mit dem Punkt, an dem sie gerade stehen, sehr zufrieden“, sagt der Trainer des Triple-Siegers, „zugleich ist klar, dass es noch viel Luft nach oben gibt. Beide sind erstmals an einem Ort, an dem intensiv mit ihnen gearbeitet wird. Sie sind konfrontiert mit viel Neuem, das braucht Zeit, die wir ihnen geben. Denn wir wollen sie auf das nächste Level bringen.“ Nicht zuletzt aus eigenem Interesse.

Konstantin Bitter hat Vertrauen in seine Zuspielerinnen

Zuspielerinnen stehen selten im Fokus, denn weder krachende Schmetterbälle noch spektakuläre Abwehraktionen sind ihr Metier. Trotzdem gibt es im Volleyball kaum eine wichtigere Position. Hier werden Tempo und Rhythmus bestimmt, die eigenen Stärken ins Spiel gebracht, Schwächen des Gegners ausgelotet, taktische Anweisungen umgesetzt. Dafür ist eine gute Technik und Physis nötig, aber auch ein kühler Kopf. Es ist ein schwieriger Job – der noch schwieriger wird, wenn man auf Britt Bongaerts folgt. „Niemand darf erwarten, dass unsere Neuen spielen wie sie“, sagt Bitter, „es wäre ein Fehler, Britt kopieren zu wollen. Beide müssen auf dem Feld ihre eigenen richtigen Entscheidungen treffen.“ Das Zeug dazu haben sie, davon ist der Coach überzeugt.

Charlotte Krenicky (24) hat bisher nur in Belgien gespielt, von der Atmosphäre in der Scharrena war sie bei ihrem Auftritt mit Asterix Avon Beveren in der Königsklasse beeindruckt. „Die Stuttgarter Fans sind fantastisch“, sagt sie, „der Club ist sehr professionell. Ich will hier viel trainieren, mich physisch und mental weiterentwickeln – und alle meine Energie einbringen, damit wir als Team erfolgreich sind. Egal ob ich spiele oder in der zweiten Reihe stehe.“

Operation am Handgelenk

Gut möglich, dass dies am Anfang der Fall sein wird. Denn Charlotte Krenicky musste sich im Sommer wegen einer älteren Bänderverletzung am Handgelenk operieren lassen, das Gefühl für den Ball ist bisher nicht gänzlich zurückgekehrt, ihre Form folglich noch nicht top. Doch das dürfte sich schon bald ändern. „Sie ist sehr impulsiv, sehr kämpferisch“, sagt Coach Bitter über die Belgierin, „sie scheut auf dem Feld kein Duell.“

Sehr forsch geht auch Milana Bozic (24), die 20 Tage jünger ist als Charlotte Krenicky, an ihre Aufgabe heran. Die Bosnierin spielte beim VC Wiesbaden eine starke Bundesliga-Saison, nach der sie zum Meister wechselte. „Für mich ist das eine wunderbare Gelegenheit, mich weiter zu verbessern“, sagt sie, „ich habe noch nie in einem Verein mit einem so guten Trainer-Team gespielt.“ Und das will etwas heißen, denn seit Milana Bozic vor fünf Jahren ihre Heimat verließ, spielte sie in jeder Saison bei einem anderen Club. Erst in der Schweiz, dann in Serbien, China und Griechenland, zuletzt in Wiesbaden. Als Weltenbummlerin bezeichnet sie sich trotzdem nicht.

Milana Bozic liebt Herausforderungen

„Es ist für eine junge Volleyballerin aus Bosnien nicht ganz einfach, bei guten Vereinen unterzukommen“, erklärt sie. Aber auch: „Ich liebe Herausforderungen. Und ich will weiterkommen – jetzt ist die beste Gelegenheit dazu.“ Entsprechend hoch sind ihre Ziele. „Wir wollen wieder drei Titel gewinnen“, sagt die neue Stuttgarter Zuspielerin, „das ist der Grund, warum wir hier sind.“

Aus dieser ehrgeizigen Ansage könnte man folgern, dass Milana Bozic alles daran setzen wird, das MTV-Team auf dem Feld anzuführen. Doch wie Charlotte Krenicky betont sie, dass es eine konstruktive Zusammenarbeit geben werde, keinen mit allen Mitteln geführten Konkurrenzkampf um die Nachfolge von Bongaerts. „Es ist eine Ehre für uns, nach einer Spielerin zu kommen, die die Stärkste war“, sagt Bozic, „wir werden uns gegenseitig helfen, um das Beste aus uns herauszuholen.“ Und Krenicky fügt hinzu: „Wir sind beide harte Arbeiterinnen, können voneinander lernen. Letztlich ist egal, wer spielt – wichtig ist, dass die Mannschaft gewinnt.“

Was in den nächsten Monaten womöglich nicht mehr ganz so selbstverständlich sein wird wie noch in der Triple-Saison.

Gefragte Volleyball-Tickets

Supercup
An diesem Sonntag (17 Uhr) treffen in der Porsche-Arena die Volleyballerinnen von Allianz MTV Stuttgart und dem SSC Schwerin aufeinander. Es geht um den ersten Titel der Saison, zum Duell um den Supercup werden rund 5500 Fans erwartet – obwohl parallel der VfB gegen Borussia Dortmund spielt. „Mit dieser Zahl“, sagt Aurel Irion, der Geschäftsführer von Allianz MTV Stuttgart, „wären wir sehr zufrieden.“

Dauerkarten
Der Volleyball-Bundesligist hat den Verkauf von Saisontickets erneut vorzeitig gestoppt – diesmal bei der Zahl von 764. Das war nötig, um stets eine ausreichende Menge an Sponsoren-, Vip- und Tageskarten zur Verfügung zu haben.

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