Für dieses Projekt kommen sogar führende Köpfe der Universität von Massachusetts an den Neckar: Der Stuttgart German-American Community Chorus präsentiert das Werk „Unconditional love“ am 23. März in Stuttgart – und es werden noch Mitsingende gesucht.
Im Jahr 1977 wurde der Stuttgart German-American Community Chorus (SGACC) gegründet, in dem hier stationierte amerikanische Soldaten gemeinsam mit Deutschen auftraten und dafür in den Robinson und den Patch Barrack probten. Das ging gut, bis Anfang der 1990er Jahre viele Amerikaner abgezogen wurden aus Deutschland. Doch den Chor gibt es nach wie vor – jetzt eben als internationaler Chor für alle, die sich neben ihrer Heimatsprache gut auf englisch verständigen. Denn nach wie vor ist englisch oder amerikanisch die Sprache Nummer eins bei den Proben, der Dirigentenstab ist fest in der Hand von Merrillan Watson. Geprobt wird in einer Halle des Sängerbunds in Stuttgart-Münster.
Prominenz aus Massachusetts
Doch nun hat die University of Massachusetts den Chor entdeckt und realisiert mit ihm im März ein Projekt, das sich gerade in diesen Zeiten als Beitrag zur Völkerverständigung sieht. Die Leitung des Projekts hat Ronald G. Sherwin, Leiter der Choraktivitäten sowie Vorsitzender der Musik-, Theater- und Tanzprojekte der Universität von Massachusetts Dartmouth, am Klavier wird Sarah H. McQuarrie von der Bridgewater-Universität in Massachusetts sitzen, auch sie ist dort leitend tätig bei Musikprojekten. Als Solistin kommt Patrice Tiedemann aus den USA.
Der Komponist von „Mr. Bean“
Sie studieren in Stuttgart ein Werk ein, dass hier kaum bekannt, in Amerika aber ziemlich verbreitet ist: „Unconditional Love - A Cantata of Gratitude and Remembrance“ des britischen Komponisten Howard Goodall. Auch wenn der Name vielleicht nicht sehr bekannt ist, seine Musik dürften einige kennen: Er hat die Filmmusik zu der britischen Fernseh-Komödien-Serie „Blackadder“ geschrieben, außerdem die Musik zu „Mr. Bean“ – und da nicht nur die Titelmelodie, sondern auch Szenenmusiken. Ein Beleg dafür, dass Goodall es bestens versteht, griffig und nah an den Gefühlen der Zuhörer zu komponieren, ohne intellektuelle oder atonale Mätzchen. Und das gilt eben auch für „Unconditional love“, ein einfühlsames und gefühlsbetontes Werk, entstanden in der Zeit der Corona-Pandemie. Thematisiert werden die vielen Verstorbenen, aber auch die vielen selbstlosen Helfer. Und fünf Jahre nach dem Ausbruch der Pandemie richtet sich der Blick auch nach vorne.
Gesucht werden Sängerinnen und Sänger
Dass solch ein außergewöhnliches Projekt hier in Stuttgart möglich ist – das Konzert findet am Sonntag, 23. März, um 17 Uhr in St. Laurentius Freiberg statt – , hat der Chor vor allem der Dirigentin Watson zu verdanken, die Kontakte pflegt zur Universität von Massachusetts. Doch nun sind auch die Sänger in Stuttgart gefordert: Der Chor mit etwa 20 Aktiven ist für diese Aufgabe zu klein und sucht dringend Unterstützung. Etwa 50 Leute sollten es idealerweise sein. „Aber wunderschön wäre es auch schon, wenn wir bei dem Auftritt 35 bis 40 Singende hätten“, sagt Roland Sochor, Präsident des SGACC. Er setzt darauf, dass viele Menschen gerne singen wollen, aber ohne länger- oder mittelfristige Bindungen und ohne irgendeine Form von Vereinswesen. Und Sochor beschwichtigt: „Da Stück in seinen sieben Teilen ist sehr gut zu singen, es ist ganz speziell für Chorgesang geschrieben. Es ist sehr eingängig und ohne spezielle Herausforderungen.“
Erinnerungen an Händels „Messias“
Die Aufteilungen in E- und U-Musik haben diesen Chor bisher nicht interessiert. Sochor: „Wir singen sehr vielseitig von Vivaldi bis Abba“. Und er erinnert sich, dass früher häufig Händels „Messias“ aufgeführt worden sei. „Sehr viele Amerikaner kannten das Halleluja daraus, und das wollte jeder mal gesungen haben“. Heute macht der Chor eben mit anderer Musik an anderen Örtlichkeiten auf sich aufmerksam. Der Kursaal in Bad Cannstatt ist jedenfalls stets ausverkauft, wenn der Stuttgart German-American Community Chorus dort auftritt.