Architektenwettbewerb entschieden Abriss des Katharinenstifts ist vom Tisch – Erweiterungsbau kommt

Der rechteckige Bau erweitert das Königin-Katharina-Stift. Rechts befinden sich die Staatstheater. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Eine Stuttgarter Planungswerkstatt gewinnt den ersten Preis für einen Erweiterungsbau des Stuttgarter Gymnasium Königin-Katharina-Stift an der Schillerstraße. Der Bau kostet rund 50 Millionen Euro, 2030 soll Einzug sein – und so könnte er aussehen.

Das Stuttgarter Gymnasium Königin-Katharina-Stift an der Schillerstraße neben den Staatstheatern erhält einen modernen Erweiterungsbau. Eine Jury mit Vertretern der Stadtverwaltung, des Gemeinderats und der Schule hat einstimmig den Entwurf des Stuttgarter Büros Oberst & Kohlmeyer Generalplaner GmbH mit der Planungsgemeinschaft für Landschaftsarchitektur Markus Herthneck auf den ersten Platz gesetzt. An diesem europaweiten Wettbewerb nahmen insgesamt 20 Büros und Arbeitsgemeinschaften teil, von denen 19 fristgerecht ihre Entwürfe einreichten.

 
Das Gymnasium an der Schillerstraße wird auf dem Parkplatz erweitert. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Stuttgarts Bürgermeisterin für Jugend und Bildung, Isabel Fezer, zeigt sich begeistert. Der Erweiterungsbau an dieser Nahtstelle zum Schlossgarten, an einem Platz, der nicht prominenter sein könne, sei ein „Schmuck für unsere Stadt, ein Hingucker“. Vor allem aber sei der Erweiterungsbau die Antwort auf den zuletzt vom Landespolitiker Martin Rivoir (SPD) und einst auch der Initiative Aufbruch offensiv geäußerten Vorschlag, das denkmalgeschützte Schulgebäude zugunsten einer neuen Oper abzureißen und den Schulstandort zu verlegen. Dieser Vorschlag sei nun endgültig vom Tisch. „In dieser Stadt sind zu unserem Bedauern schon genug erhaltenswerte Gebäude zerstört worden“, sagt die Bürgermeisterin.

An der Kulturmeile brauche es eine Bildungsstätte

Man wolle „das traditionelle Königin-Katharina-Stift erhalten, weil es das Gebäude wert ist und uns die schulische Tradition dazu verpflichtet. Auch der Standort ist gesetzt: Direkt an der Kulturmeile umgeben von den wichtigsten Kultureinrichtungen der Stadt, da braucht es auch eine Bildungsstätte“, so Fezer. Sie sieht das Projekt auch finanziell gesichert. Zwar haben die Rathausspitze und die Fraktionen im Lichte der kritischen Haushaltslage kürzlich noch relativ oberflächlich Kriterien für eine Investitionen-Prioritätenliste erörtert. „Aber Schule hat Priorität eins“, verspricht Fezer. Das Projekt wird laut Hochbauamtsleiter Peter Holzer derzeit mit 51 Millionen Euro veranschlagt und soll für das Schuljahr 2030/31 fertiggestellt sein.

Bürgermeisterin Isabel Fezer erklärte die Abriss-Debatte endgültig für beendet. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Der Entwurf der Stuttgarter Büros soll die Schulgemeinschaft stärken und städtebaulich beeindrucken. Das Preisgericht hat die Verbindung von Nachhaltigkeit, offenen Lernräumen und eine durchdachte Integration in den Oberen Schlossgarten überzeugt. Die Vorsitzende des Preisgerichts, Dörte Gatermann, hebt die Bedeutung der Beteiligung der Hauptnutzer hervor: „Sehr positiv habe ich erlebt, dass die Schülerschaft sich so für das Thema Nachhaltigkeit und CO₂-Reduktion begeistert hat. Dies ist auch in die Bewertung der Jury eingeflossen.“

Laut Holzer besticht der Entwurf nicht nur als Schulbau, sondern auch als Stadtbaustein mit einem optimierten ökologischen Fußabdruck. So werde Beton gespart, indem man die Sporthalle oberirdisch belasse – einige Wettbewerbsteilnehmer wollten sie aus Platzgründen vergraben. Die Erweiterung sichert nicht nur den Betrieb des Gymnasiums, sondern bietet weitere Vorzüge wie die zweiteilbare Sporthalle, die die angespannte Sportstättensituation im Stadtbezirk Mitte entspannen wird. Es gibt eine Mensa, Musik- und Ganztagsräume sowie ergänzende Klassen- und Fachklassenräume.

Im Neubau kommen zudem die Klassenstufen fünf und sechs unter. Über kurze Wege und über Treppen gelangen sie aus ihren Klassenräumen ins Freie. Markus Herthneck sagt, natürlich sei das Gebäude „der Star“. Aber gerade an dieser sensiblen Nahtstelle zum Park sei es wichtig, die Außenanlagen quasi ins Gebäude zu ziehen, unter anderem mit einer Laufbahn und Spielbereichen.

Architekt Oberst ist vom Standort begeistert

Wichtig ist die Erweiterung, weil im Zuge der Opernsanierung der Musiksaal und die Turnhalle des Königin-Katharina-Stifts abgerissen und die Nutzungen auf die Parkseite verlagert werden. Architekt Jens Oberst bezeichnet den Wettbewerb „an einer der spektakulärsten Stellen der Stadt“ als „riesige Herausforderung“, die nur mit klaren Entscheidungen gemeistert werden konnte. So wurde etwa auf große Eingänge verzichtet, weil sein Team und er überzeugt seien, dass das altehrwürdige Gebäude aus dem Jahr 1903 die Adresse des König-Katharinen-Stifts darstellen sollte und deshalb identitätsstiftend gestärkt werden müsse.

Der Erweiterungsbau habe lediglich die Aufgabe zu ergänzen und zu erweitern, er hat eine untergeordnete Funktion. Es sei zwingend, den vorspringenden Gebäudeteil (Risalit) stadträumlich erkennbar zu belassen, ebenso den Haupteingang. Für Oberst ist seine Arbeit, die er mit einem jungen Team meisterte, ein „Herzensentwurf“.

Die weiteren Preisträger

Die weiteren Preisträger sind: Schaudt Architekten GmbH, Konstanz mit Planstatt Senner GmbH als Zweitplatzierte. Den dritten Preis sicherten sich Wulf Architekten GmbH, Stuttgart mit Koeber Landschaftsarchitektur GmbH. Die ersten drei Preise waren mit 84 000, 52 000 und 31 000 Euro dotiert. Weitere 70 000 Euro teilten sich die mit Anerkennungen versehenen Löhle Neubauer Architekten Augsburg mit Bäuerle Landschaftsarchitektur + Stadtplanung, dasch zürn + partner, Stuttgart mit Jedamzik+Partner Landschaftsarchitekten sowie Buruckerbarnikol Architekten BDA, Erfurt / Dresden mit Frank Kiessling Landschaftsarchitekten.

Die Teilnehmerentwürfe sind online abrufbar

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