Architektur und Badekultur Stuttgarter Weltpremiere – Bahnen ziehen in einem Hallenbad aus Holz

Das ist der Plan: ein Schwimmbad in Holzmodulbauweise für Stuttgart. Die IBA 27 feiert das Projekt als „Weltpremiere“. Foto: POOL out of the BOX GmbH

Das erste Schwimmbad in Holzbauweise wird im Stuttgarter Stadtteil Zuffenhausen gebaut. Welche Architekten involviert sind und warum der Bau ein IBA-Vorhaben ist.

Bauen/Wohnen/Architektur : Nicole Golombek (golo)

Schmerzlich vermisst haben die Stuttgarter Schwimmenden in den vergangenen Wochen ihre körperliche Ertüchtigung in den Mineralbädern, darunter auch das von 4a Architekten vorbildlich sanierte Neuner. Auch abseits des Bad Berg wird an der Badekultur gearbeitet: für den Stadtteil Zuffenhausen haben Behnisch Architekten aus Stuttgart ein neues Schwimmbad entworfen, das alte Gebäude wird abgerissen.

 

In der Zwischenzeit soll aber auch geschwommen werden können. Und am Übergangshallenbad sind 4a Architekten maßgeblich beteiligt. Das Zuffenhausener Gebäude ist eine „Weltpremiere“: Es handelt sich um das erste Hallenbad in Holzmodulbauweise. Es wird aber nicht wie in einem hölzernen Fass gebadet werden, sondern im Obergeschoss des zweistöckigen Baus in einem 25-Meter-Edelstahlbecken.

Stuttgarter Bad in Holzmodulbauweise

4a-Architekt Ernst Ulrich Tillmanns sagt: „Für uns als Architekten mit Schwerpunkt auf dem Bäderbau ist es eine spannende Aufgabe, die gestalterischen, funktionalen und technischen Anforderungen eines Bades auf ein Modulbaukonzept zu übertragen. Wir sehen große Chancen darin, Themen wie Vorfertigung und Kreislaufwirtschaft in den Bäderbau zu integrieren.“

Das Wunderwerk ist jetzt ein IBA-Vorhaben und soll rechtzeitig vor Beginn der Internationalen Bauausstellung 2027 fertig sein und dann als eines der IBA- einer interessierten Weltöffentlichkeit vorgestellt werden. Die Firma POOL out of the BOX realisiert das Projekt gemeinsam mit 4a Architekten, außerdem an Bord sind Kannewischer Ingenieure, das Schweizer Holzbauunternehmen Blumer Lehmann sowie weitere Spezialisten der Bäderbranche, darunter Zeller Bäderbau und Wassertechnik Wertheim.

So soll das zweigeschossige Schwimmbad in Stuttgart aussehen. Foto: Rendering 4a Architekten/POOL out of the BOX GmbH

Durch den Einsatz von Holz als Hauptbaumaterial soll der CO₂-Fußabdruck des Baus reduziert werden, heißt es. Das Gebäude entsteht in einer modularen Bauweise, das ermöglicht eine schnelle Errichtung, die Montage vor Ort ist für August vorgesehen.

Die Bauweise ermöglicht einen einfachen Abbau und Wiederaufbau an anderen Standorten. Die Aquabox wird an mehreren Orten während Sanierungsphasen eingesetzt werden können, erst in Zuffenhausen, später in Möhringen und dann in Untertürkheim. Dort soll es stehen bleiben und das alte Bad von 1953 ersetzen.

Unterdessen arbeiten 4a Architekten an weiteren Bäderprojekten, jüngst wurde eines in Bayern fertig gestellt. Und manche Bauherren wagen mit den Architekten gemeinsam Neues: in Oppenheim in Rheinland-Pfalz hat die Verbandsgemeinde Rhein-Selzen den Bau eines Bad in Auftrag gegeben, das mit viel PV ausgestattet ist – und das, wenn ihnen nicht noch ein anderer Bau zuvorkommt, vermutlich das erste Bad in Europa sein wird, dessen Energieerzeugung auf Wasserstoff basiert. Sicher sei schon, sagt 4a-Architekt Andreas Ditschuneit: „Das Bad wird fast energieautark betrieben werden.“

Der Strom wird über Photovoltaikanlagen am Gebäude gewonnen. In das Energie-Management-System sind Abwärmenutzung und Wärmepumpen integriert. So produziert das Bad regelmäßige Energieüberschüsse, die über Ladestationen auf dem Parkplatz an die Besucher weitergegeben werden. Zu Spitzenlast-Phasen kann auf Fernwärme zurückgegriffen werden.

Kinderbad in Kirchheim unter Teck

Im Land Baden-Württemberg wird demnächst schon weiteres Bäderprojekt der Stuttgarter Architekten fertig. Zum Beginn der Sommersaison soll im Freibad Kirchheim unter Teck ein neuer Kinderbereich eröffnet werden mit zwei flachen Becken, die unterschiedliche Wasserzonen und -tiefen bieten – inklusive altem Baumbestand und neuem Sonnensegel für Schatten an heißen Tagen.

Weitere fotografische Eindrücke von Bädern in der Bildergalerie.

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