Die deutsche Kunstszene lässt der 24-jährige Carlo Krone aus Stuttgart aufhorchen. Bis 13. Januar stellt er in der Galerie der Stadt Ostfildern aus.
Über den Gartenzaun schaut der Künstler Carlo Krone mit seiner Ausstellung in der Galerie der Stadt Ostfildern. Das tut er gleich im doppelten Sinn. In seiner Malerei setzt sich der 24-Jährige mit Alltagsszenen auseinander. Für die Schau im Stadthaus hat er einen braunen Gitterzaun auf die Wände im unteren Raum gemalt. Eine abziehbare Folie macht die künstliche Grenze möglich – auf Zeit. „Den Raum ins Konzept einzubeziehen“, das findet der Stuttgarter Künstler spannend. „Parklife“ heißt die Schau, die bis 13. Januar 2026 in der Galerie Ostfildern zu sehen ist.
Viele junge Leute kamen zur Vernissage in den Scharnhauser Park. Das freut Galerieleiterin Holle Nann, die „der jungen Generation ein Forum bieten will.“ Carlo Krone, der an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste bei Professor Thomas Bechinger studiert, will 2026 sein Studium abschließen. Schon jetzt wird der Newcomer in der Kunstszene hoch gehandelt. 2024 bekam er den Preis der ART Karlsruhe, eine der wichtigsten deutschen Kunstmessen. Mit seinem Galeristen Thomas Fuchs ist er schon jetzt auf Erfolgskurs.
Was bedeutet so ein Preis für einen jungen Künstler? „Man wird bekannt“, sagt Carlo Krone, der in der Szene bestens vernetzt ist. Dass er schon während des Studiums Einzelausstellungen bekommt, freut den Stuttgarter. Auch in Kunstsammlungen hängen seine Bilder, zum Beispiel bei der Mercedes Benz Art Collection und in der Städtischen Galerie Karlsruhe.
In der Sammlung Ruoff in Nürtingen zeigte er seine Bilder im Frühjahr. Im ehemaligen Wohnhaus von Fritz und Hildegard Ruoff auszustellen, das fand er herausfordernd. Der offene, auf zwei Ebenen bespielbare Galerieraum im Stadthaus im Scharnhauser Park hat ihn gereizt, „weil ich da die großformatigen Bilder optimal präsentieren kann.“ Die Galerie mit den breiten, von außen einsehbaren Glasfenstern ist auch deshalb ideal, weil Carlo Krones Bilder in Bewegung sind. Hoch oben im Raum aufgehängt, fliegt ein Heißluftballon davon. Den feuchten Stoff der orangefarbenen Sitzpolster auf der Hollywood-Schaukel scheint man zu riechen. „Sinnliche Erfahrungen wie diese“ will der junge Künstler mit seinen Arbeiten vermitteln.
Als Künstler der Generation Z ist Krone mit digitalen Medien aufgewachsen. Flimmernde Bildschirme, fragmentierte Motive und eine beschleunigte Wahrnehmung – das prägt den Stil des Künstlers. Doch es reizt ihn, die besonderen Momente ins Bild zu bannen. Auf der roten, fleischigen Erdbeere klebt ein schwarzes Quadrat. Der Anblick verstört. Dabei ist von der Frucht nur ein Ausschnitt zu erkennen. Wie mit der Kameralinse zoomt Krone die alltäglichen Gegenstände heran, die er malt. Obwohl sein Stil gegenständliche Züge hat, denkt er die Malerei anders und lässt sich lustvoll auf die Sehweisen der Millenials ein.
Die Betrachter finden zwar Hinweise auf eigene Erfahrungswelten. Dennoch ist hier alles anders. Krones künstlerisches Konzept zielt darauf ab, Gewohntes in Frage zu stellen. Die langen Beine und der Körper der Giraffe sind von einem Zaun bedeckt. Ein Anblick, wie man ihn im Zoo erlebt. Beim Betrachten beginnt das Drahtgitter zu flimmern. Das öffnet einen neuen Blick auf die eingesperrten Tiere.
Für Galeriechefin Holle Nann ist die aktuelle Ausstellung ein Glücksfall. Die Kunsthistorikerin will das Publikum in Ostfildern gerade mit jungen Positionen in der Kunst vertraut machen. Einen Maler wie Carlo Krone am Anfang seiner Karriere zu erleben und zu zeigen, das findet sie spannend. Getroffen haben sich die beiden auf der ART Karlsruhe.
Gerade eine kommunale Galerie im Stuttgarter Einzugsgebiet hat für Holle Nann auch die Aufgabe, junge Kunstschaffende zu unterstützen. Als Krone die Idee hatte, den unteren Raum der Galerie mit Pinsel und Farbe einzuzäunen, war sie erst mal verblüfft. „Ich wünsche mir, dass die Künstlerinnen und Künstler den Raum ins Konzept einbeziehen. Dafür brauchen sie Freiräume.“ Die schaffen Nann und ihr Team bei den Ausstellungen.
Gespannt ist Nann, wie die Schülerinnen und Schüler aus Ostfildern auf die farbenfrohe Kunst reagieren. Um junge Menschen für die Kunst zu begeistern, macht die Leiterin der Galerie mit ihrem ehrenamtlichen Team viele Vermittlungsangebote. Ihr Einsatz kommt an. Die Ostfilderner Schulen nutzen das Angebot der Galerie intensiv. Kunstwerke hautnah erleben zu dürfen, das gehört für Nann zum Bildungsauftrag. Mit einem jungen Künstler wie Carlo Krone könne man Kinder und Jugendlichen Lust machen, sich auf Kunst und auf eigene Fantasiereisen einzulassen.
Führungen
Kunst erleben! Öffentliche Führungen für kunstinteressierte Erwachsene und Jugendliche durch die Ausstellung „Parklive“ des Künstlers Carlo Krone gibt es am Sonntag, 9. November, und Sonntag, 7. Dezember, jeweils 16 Uhr. Weitere Informationen über den Künstler sind auf dessen Homepage zu finden: www.carlokrone.com
Öffnungszeiten
Die Galerie der Stadt Ostfildern im Stadthaus Scharnhauser Park, Gerhard-Koch-Platz 1, hat dienstags bis donnerstags von 15 bis 19 Uhr offen, samstags von 10 bis 12 Uhr sowie sonntags von 15 bis 18 Uhr. An Feiertagen ist in der Regel geschlossen.
