In Untertürkheim gab es einst eine Menge Gaststätten. Eine Ausstellung in Rotenberg enthüllt nun deren Geheimnisse.
Wer weiß schon, dass es vor hundert Jahren in Untertürkheim und Rotenberg mehr als 80 Gaststätten gab und davon etwa 20 heute noch existieren? Das hat Klaus Enslin herausgefunden, der Vorsitzende des Bürgervereins Untertürkheim. Eine Postkartensammlung gab dabei den Anstoß für die umfassende Ausstellung, die im Ortsmuseum Rotenberg zu sehen ist und in der die Situation damals und heute verglichen wird.
Im Gasthaus Adler war einst auch eine alte Poststation
Zu den ältesten Gaststätten in Untertürkheim etwa zählt das Gasthaus Adler in der Großglocknerstraße – es besteht seit 1617 und ist heute ein Hotel. Das Gasthaus zum Hirsch in der Augsburger Straße 375 war einst eine Poststation und erzählt Geschichte. „Dort gab es im Erdgeschoss den Pferdestall und im ersten Stock die Gaststätte“, berichtet Enslin. Neben der Stadtkirche war bis zum Jahr 1897 die Poststelle und Haltestation der Postkutschen an der Fernstraße Augsburg – Cannstatt. Heute ist es ein Wohnhaus. Und wer weiß schon, dass sich einst im Gasthaus „Alte Krone“ am 24. Mai 1905 der Bürgerverein Untertürkheim gründete? Das Haus ist heute ein Hotel garni. Radio Stuttgart sendete in der Nachkriegszeit aus der „Alten Krone“ mit seinem Aufnahme- und Sendesaal für das große Orchester und übertrug von hier aus Sinfoniekonzerte und Opern.
Geheimnisse des Mönchskellers mit Elfen
Eine besonders reizvolle Attraktion war der Mönchskeller in der Augsburger Straße 421. Es ging ursprünglich aus einem alemannischen Herrenhof um 600 nach Christus hervor und war ab 1237 in klösterlichem Besitz. Es diente dem Kloster Zwiefalten als „Alte Mönchskelter“. Es gab zwei Gewölbekeller untereinander, sagt Klaus Enslin vom Bürgerverein Untertürkheim. Im Jahr 1616 ging der Klosterhof an die Herrschaft Württembergs über.
Im Jahr 1901 gab es eine Zeitungsanzeige für die Eröffnung der Elfengrotte am 9. März 1901, eine Sehenswürdigkeit mit Tropfsteinen und Kaskaden, dem Elfengott Oberon mit seinem Gespann und sieben von Künstlerhand modellierte Elfengestalten, die vor einem Brunnen posieren. Für 30 Pfennig Eintritt pro Person und 20 pro Person für Vereine konnten die Besucher einen Blick auf spärlich bekleidete Elfen werfen, weibliche Gestalten aus Gips – am Fuße der königlichen Weinberge. Die Attraktion währte etwa zehn Jahre. Ab dem 19. Jahrhundert entwickelte sich das Haus zu einer renommierten Gaststätte, berichtet Enslin. Es lag mit einer großen Gartenwirtschaft an der Hauptstraße nach Esslingen und bis zur Verlegung des Neckars 1923 an dessen Ufer.
Angesagtes Ausgehviertel Untertürkheim
Diese und weitere Geschichten und Glanzlichter der Gastronomie in Untertürkheim und Rotenberg – einst das angesagteste Ausgehviertel, nicht nur für die Stuttgarter – werden in der Ausstellung beleuchtet. Denn damals schon konnte man bequem mit der neuen Eisenbahn zu den Lokalen mit ihren Attraktionen an- und abreisen.
Die Ausstellung im Ortsmuseum Untertürkheim/Rotenberg in der Württembergstraße 312 in Rotenberg ist ab Sonntag, 6. April, von 11 bis 16 Uhr zu sehen, von Mai bis September jeden ersten Sonntag im Monat von 14 bis 16 Uhr, am Sonntag, 5. Oktober, von 11 bis 16 Uhr. Danach wird die Ausstellung von 14. Oktober bis 8. November in der Stadtteilbibliothek Untertürkheim zu sehen sein. Weitere Informationen gibt es unter: www.bv-untertuerkheim.de.