„Aufstehen, hinstehen“ ist der Titel einer Fotoausstellung, die am Dienstag in Waiblingen eröffnet wird. Ganz unterschiedliche Menschen haben sich dabei auf eine pinkfarbene Bank gesetzt und sich zur Demokratie geäußert.
Kann ein Sitzmöbel aus Plastik einen Promistatus haben? Ja! Die pinkfarbene Bank, die das Waiblinger Bündnis für Demokratie seit dem Herbst vergangenen Jahres kreuz und quer durch das Stadtgebiet wandern lässt, ist in Waiblingen inzwischen so bekannt wie ein bunter Hund.
Unzählige Menschen aus ganz verschiedenen Bereichen der Gesellschaft haben sich auf sie gesetzt. Alle verbindet, dass sie die Demokratie und Menschenrechte schätzen und schützen wollen. Ihre Überzeugung tun sie in mal längeren, mal kürzeren Statements kund. Die Fotos, die im Zuge dieser Aktion entstanden sind, kann man ab Dienstag, 11. Februar, in der Galerie im Waiblinger Kameralamt. Lange Straße 40, unweit des Marktplatzes begutachten. Die Vernissage beginnt um 19 Uhr. Die Ausstellung „Aufstehen, hinstehen“ ist dann bis 23. Februar zu sehen, geöffnet ist sie mittwochs, samstags und sonntags von 10 bis 17 Uhr, freitags von 17 bis 20 Uhr, inklusive Feierabenddrink. Die Finissage ist am Sonntag, 23. Februar, von 17 bis 21 Uhr.
Das sagen die Bankgäste zum Thema Demokratie:
Stefan Kraft: Verantwortung übernehmen
Eine lebendige, aktive Demokratie bedeutet für mich, zusammen mit meinen Mitmenschen für die gesamte Gesellschaft Verantwortung zu übernehmen, einander zuhören, miteinander zu diskutieren, gemeinsam Lösungen zu suchen und diese mutig auszuprobieren.
Christoph Sonntag: Jedem seine Würde lassen
Mittlerweile veranstaltet unsere gemeinnützige „Stiphtung Christoph Sonntag“ Demokratiewochen für Werkrealschüler; wenn uns vor zehn Jahren einer gesagt hätte, dass wir in diesem Land noch einmal für die Demokratie in den Ring steigen müssen, hätte man ihm den Vogel gezeigt. Mittlerweile ist es nach meinem Empfinden die wichtigste Arbeit, die wir in unserer Stiphtung im Rahmen der etwa 14 Projekte jährlich stemmen. Die AfD liegt bei etwa 20 Prozent. Und ja, ich höre schon wieder das Geschrei: Das sei eine demokratische Partei und sie sei in einem demokratischen Verfahren gewählt. Und ja, es ist natürlich immer gut, wenn die etablierte Politik aufgerüttelt und provoziert wird, nichts anderes mache ich als Kabarettist seit fast 40 Jahren.
Jeden Einzelnen respektieren
Aber es gibt einen großen Unterschied: Wir stehen bei unserer Kritik auf dem Boden der demokratischen Vereinbarung und provozieren in diesem Rahmen. Wir wollen Situationen verbessern, aber nicht unser Land aus der NATO und aus der EU heraus in die Katastrophe führen; wir wollen jeden einzelnen respektieren und ihm seine Würde lassen, und wir wollen auch nicht „die Windräder der Schande“ abreißen, sondern freuen uns über jeden Liter Öl, der nicht verbrannt werden muss für eine bessere Welt für unsere Kinder und Kindeskinder.
Das ist alles gefährlich, denn eines ist sicher: Die Freiheit, die uns ein demokratisches System liefert, können wir nur in der demokratischen Freiheit verlieren. Und wenn sie weg ist, ist sie weg. Ich finde, genau jetzt müssen wir aufstehen. Oder uns auf die pinke Bank setzen. Oder beides!
Andreas Reichenauer: Nicht schweigen
Demokratie wird uns nur erhalten bleiben, wenn die große Mehrheit unserer Gesellschaft sich aktiv einbringt und den Minderheiten keine Plattform mehr für ihre extremen Parolen bietet (im Kleinen wie im Großen). Wer schweigt oder passiv ist, kann nicht wahrgenommen werden!
Renate Ries: Für Freiheit und Frieden
Für meine Kinder ist mir sehr wichtig, dass sie in Zukunft in Frieden, Freiheit und Sicherheit leben können.
Dr. Mablues: Nicht die Klappe halten
Wir stehen für die Demokratie ein, damit wir auch morgen noch frei entscheiden können, wo wir welche Musik spielen. Und weil wir im Privaten wie auch auf der Bühne unsere Klappen nicht halten und nach Lust und Laune immer wieder neue Saiten aufziehen wollen.
Lisa-Marie Weigel: Situation wird bedrohlicher
Wir stehen in Deutschland vor der größten faschistischen Gefahr seit 1945 – und die Situation wird immer bedrohlicher. Mit Erich Kästners Worten: „Man darf nicht warten, bis aus dem Schneeball eine Lawine geworden ist. Man muss den rollenden Schneeball zertreten. Die Lawine hält keiner mehr auf.
Robert Mayr: Beschämende Entwicklung
Für mich ist es erschütternd, wie die Vorzüge der Demokratie und des Rechtsstaats von Teilen der Bevölkerung zunehmend missachtet werden. Nach der Katastrophe, die unser Land durch das Naziregime erlitten hat, ist diese beschämende Entwicklung besonders unbegreiflich. Ich war beruflich in 54 Ländern unterwegs und weiß, dass trotz mancher berechtigter Kritik die politische und gesellschaftliche Situation in Deutschland verglichen mit fast allen anderen Ländern immer noch sehr zufriedenstellend ist. Dafür gebührt vor allem der Nachkriegsgeneration ein uneingeschränktes Lob. Umso unverständlicher sind die Attacken auf unser System von Leuten, deren Feindseligkeit nur noch von ihrer politischen Dummheit, Leistungsverweigerung und ihrem Realitätsverlust übertroffen wird.