Die Tobias Becker Bigband gibt es seit 20 Jahren. Das wird am Freitag bei der Jazztime gefeiert. Wir haben uns im Vorfeld mit dem Bandleader aus Böblingen unterhalten.

Bereits zu Schulzeiten hat sich Tobias Becker (40) an Arrangements und Kompositionen für Bigbands ausprobiert. Dafür war das Albert-Einstein-Gymnasium (AEG) in Böblingen ideal, die schuleigene Bigband musizierte auf hohem Niveau. Nach seinem Abitur 2005 fragte das Jazztalent Mitabsolventen und Ex-AEGler, ob sie weiter Bigband-Musik machen wollten – die Geburtsstunde der Tobias Becker Bigband, die nun ihr 20-jähriges Bestehen feiert.

 

Hallo Herr Becker, warum überhaupt Bigband? Was ist da für Sie der Kick?

Tobias Becker: Bigband ist einfach ein faszinierender Klangkörper. Er kann ganz leise, intim und melancholisch klingen. Er kann aber auch „knallen“ wie kaum ein anderes Ensemble dieser Größenordnung. Die Mischung aus Improvisation auf der einen und auskomponierten, orchestralen Teilen auf der anderen Seite ist für mich die ideale Mischung.

War Tilman Jäger, der ehemalige AEG-Bigband-Chef und heutige musikalische Leiter der Böblinger Jazztime, bedeutend für Ihr Interesse an Bigband-Sounds?

In der Tat war Tilman Jäger ein großes Vorbild für mich. Vor allem seine Art mit der Band zu proben, seine Detailverliebtheit und sein Hang zur Präzision haben mich geprägt. Ich sage heute - bei Workshops, die ich gebe - die gleichen Sachen, die Tilman uns damals mitgegeben hat.

Tobias Becker Foto: privat

Bei Ihnen spielen Landesjazzpreisträger und andere Spitzenmusiker in der Bigband mit. Wie haben Sie die Auswahl getroffen? Gab es viele personelle Wechsel mit der Zeit?

Die meisten oder eigentlich alle Musiker wurden mit dem Landesjazzpreis ausgezeichnet, nachdem sie schon mehrere Jahre bei mir gespielt haben. Ich habe immer Wert daraufgelegt, dass die Besetzung musikalisch, aber vor allem auch menschlich gut miteinander harmoniert. Das ist wahrscheinlich auch das Geheimnis, warum so viele Musiker schon so lange in der Band spielen – manche nahezu die ganzen 20 Jahre. Die Besetzung ist, würde ich sagen, über die ganze Zeit ziemlich konstant geblieben.

Besteht das Repertoire vornehmlich aus Eigenkompositionen oder eher aus vorhandener Bigband-Literatur?

Das Repertoire besteht zu einem Großteil aus Eigenkompositionen und einigen wenigen Eigenbearbeitungen von Jazzstandards. Das ist sozusagen das Alleinstellungsmerkmal, das künstlerische Profil der Band. Coverversionen aufzunehmen, macht meines Erachtens nach im Jazz wenig Sinn. Die DNA dieser Musik liegt im Erschaffen von Neuem. Nichtsdestotrotz machen wir hin und wieder Konzerte, die wir bestimmten Themen oder Komponisten widmen. So haben wir beispielsweise letztes Jahr ein Tribute-Konzert für den vor einem Jahr verstorbenen Quincy Jones gespielt. Aber das ist nicht der Regelfall.

Wie stark sind Sie noch mit Böblingen verbunden? Was bedeutet es Ihnen, am Freitag am AEG aufzutreten?

Ich wohne seit sieben Jahren nicht mehr in Böblingen, sondern in der Nähe von Heilbronn. Aber mit Böblingen bin ich natürlich vor allem noch durch meine Eltern, Familie und Freunde verbunden. Am AEG zu spielen, war mein explizierter Wunsch für dieses Konzert, weil es eben für mich ganz persönlich, aber auch für die Geschichte der Band so ein wichtiger Ort war. Dass das Konzert stattfinden kann, ist zu einem großen Teil dem Kulturamtsleiter der Stadt Böblingen, Sven Reisch zu verdanken. Er ist auch ein Ex-AEG-Bigbandler

Gibt es denn heute noch Kontakte zum AEG?

Zu Johannes Stephan, dem heutigen AEG-Bigband-Leiter, habe ich immer noch regelmäßig Kontakt. Er hat die Anfänge der Band und die ersten Konzerte miterlebt und hat in der Anfangszeit viel geholfen. Dafür bin ich ihm heute noch sehr dankbar.

Was erwarten Sie vom Konzert am 17. Oktober?

Es wird sicher ein schönes Abschlusskonzert für unser Jubiläumsjahr. Ich freue mich natürlich, wenn wir ein volles Haus haben, so wie früher zu AEG-Bigband-Zeiten. Natürlich ist es auch toll für mich, viele Bekannte zu sehen. Das Publikum darf sich auf eine bestens eingespielte Band freuen, auf eine Menge Bigband-Jazz, tolle Solisten und die ein oder andere Anekdote aus 20 Jahren Tobias Becker Bigband.

Was bringt die nähere Zukunft?

In Böblingen beschließen wir das Jubiläumsjahr. Im Februar 2026 geht es dann gleich mit dem Release-Konzert unserer neuen CD „Venti“ los. Es ist unser viertes Studioalbum seit unserer ersten Platte 2013. Die Band ist erwachsen geworden, das merkt man daran, dass hier alles viel leichter und routinierter von der Hand ging als bei den vorangegangenen Tonträgern. Und auch dann stehen wieder einige Konzerte in der Republik auf dem Tourplan.

Tobias Becker und Jazztime

Biografisches
Tobias Becker (40) hat nach seiner Schulzeit in Böblingen an der Musikhochschule in Stuttgart Jazzklavier und Komposition studiert. Seit 2015 ist er Dozent an der Hochschule für Kirchenmusik in Tübingen.

Jazztime
Im Rahmen der Böblinger Jazztime-Reihe feiert die Tobias Becker Bigband ihr 20-jähriges Bestehen am Freitag, 17. Oktober, um 20 Uhr an ihrer Geburtsstätte, in der Aula des Albert-Einstein-Gymnasiums (Zeppelinstraße 50) in Böblingen. Mehr Infos und Vorverkauf unter https://jazztimebb.de.