Treffen mit ihren Motorrädern verbinden junge Biker aus der Region. Doch vielerorts werden sie abgewiesen, zuletzt in Altbach. Nun wollen sie für ihr Anliegen demonstrieren.
Die Stellplätze in einem Gewerbegebiet in Altbach sind an diesem Samstagnachmittag Anfang September verwaist. Drei Monate zuvor wäre das noch anders gewesen. Damals war der Bereich Treffpunkt der „Stuttgarter Biker“, einer Gruppe von Motorradfahrern aus der ganzen Region, die sich über die sozialen Medien gefunden und zu regelmäßigen Treffen verabredet haben. Doch Platzverweise durch den Polizeivollzugsdienst gegen die Beteiligten machten dem ein Ende. Und damit auch ein Stück weit der Gruppe. Neo Stippa (17), Sarah Siebert (19) und Laurin Montigel (19) macht das traurig. Sie wollen mit einer Demonstration am 27. September für ihr Anliegen werben – einen Bikertreff in der Region Stuttgart.
Die drei jungen Leute sind gemeinsam mit ihren Bikerfreunden aus der Gruppe auf der Suche nach einem Ort – „zum Chillen und gemeinsam die Zeit genießen“, wie Neo Stippa, einer der Mitbegründer der „Stuttgarter Biker“ sagt. Er kommt aus Waiblingen, ist aber immer gerne nach Altbach gefahren, weil dort viel Platz sei und keine direkte Wohnbebauung. An lauen Abenden am Wochenende seien hier teilweise an die 100 Leute zusammengekommen. „Wir haben gequatscht und unsere Bikes begutachtet“, erzählt Stippa. Motorradfahren, das bedeute für ihn ein Gefühl der Freiheit, sagt der 17-Jährige. „Man kann abschalten“, ergänzt Sarah Siebert. Und natürlich interessieren sich die Biker auch einfach für die Maschinen.
Beschwerden gegen Bikertreffen in Altbach
Doch die Treffen stießen auf Missfallen in der unmittelbaren Umgebung. „Wiederholt gingen Beschwerden aus der Bevölkerung über erhebliche Lärmbelästigungen sowie eine zunehmende Vermüllung des betroffenen Bereichs ein“, berichtet dazu Sandra Seinemeyer, Leiterin des Ordnungsamtes in Altbach. Vereinzelt habe es auch Unfälle gegeben. In der Folge seien im Rahmen von Kontrollen diverse Verstöße festgestellt und angezeigt worden. Auch vonseiten der Pressestelle der Polizei ist die Rede von nicht rechtskonformem Verhalten, beispielsweise Verkehrsverstöße oder fehlerhafte Fahrzeugzustände. Die Polizei, schildern die jungen Biker, sei schließlich an jedem Abend vor Ort gewesen.
„Es ist traurig. Dadurch, dass der Spot aufgelöst wurde, ist die Gruppe arg zersplittert“, erzählt Sarah Siebert. Sie träfen sich zwar ab und zu in kleineren Gruppen zum gemeinsamen Fahren, doch sonst verbrachten sie kaum mehr Zeit miteinander, ergänzt Stippa. „Früher haben wir uns jeden Abend getroffen.“ Denn nachdem auch das Tor ins Remstal, ein Aussichtspunkt in Stetten und beliebter Motorradspot, geschlossen wurde – laut Behörden aus Gründen der Verkehrssicherheit – wissen die Biker nicht mehr, wo sie sich treffen können. „Wir werden überall weggeschickt“, sagt Stippa.
Platzverweise gegen Motorradfahrer: Einige wenige Biker lassen sich nicht belehren
Dabei haben sie, wie sie beteuern, einen Teil der Probleme in Altbach in den Griff bekommen. „Wir haben Mülltüten mitgebracht“, sagt Stippa. Zudem habe er das Gespräch mit einer angrenzenden Firma, der Gemeinde und der Polizei gesucht, sich als Ansprechpartner bei Problemen zur Verfügung gestellt. Was allerdings nicht ganz zu unterbinden war, war der Lärm durch die Maschinen bei der An- und Abfahrt und das Verhalten – laut Stippa – einiger weniger Biker, die trotz Ermahnungen von ihm und anderen Bikern auch vor Ort ständig die Straße rauf- und runtergefahren seien, damit Lärm gemacht hätten und teilweise nur auf dem Hinterreifen gefahren seien, was nicht erlaubt ist. Das zu unterbinden sei schwer.
Hinzu kommt, dass ein Teil der Fläche, auf der sich die Biker getroffen haben, Privatgrundstück eines Unternehmens ist, das damit nach Angaben der Ordnungsamtsleiterin nicht einverstanden war. Und im öffentlichen Verkehrsraum, sagt Seinemeyer, sei die Art der Versammlung der Biker eine Sondernutzung – und eine solche muss genehmigt werden. Die Ordnungsamtsleiterin empfindet die Aussprache von Platzverweisen als „mildestes Mittel“. Das habe eine spürbare Entlastung der örtlichen Situation bewirkt.
„Stuttgarter Biker“ planen Demonstration mit Motorradfahrt von Waiblingen zum Esslinger Jägerhaus
Die Biker haben dagegen das Gefühl, dass vonseiten der Behörden nicht auf Augenhöhe mit ihnen gesprochen wird. Sie sind enttäuscht, dass ihnen keine Lösungsvorschläge gemacht werden, die Treffen ermöglichen. „Wir suchen etwas in Richtung Esslingen“, sagt Stippa. Denn zu weit weg von Stuttgart soll es nicht sein. Als Referenz nennt er die Löwensteiner Platte im Kreis Heilbronn.
Gerhard Jaudas von der Pressestelle des Polizeipräsidiums sagt auf die Frage nach Regeln für Bikertreffs, dass der Eigentümer der Örtlichkeit mit der Anwesenheit einverstanden sein müsse und sich keine Lärmbelästigungen für andere ergeben sollten. Auch Verkehrsverstöße zu begehen und Müll zu hinterlassen nennt er als No-Go. „Explizit einen Platz oder Optionen dazu können wir verständlicherweise nicht nennen.“ Hierbei könnten möglicherweise die Stadtverwaltungen weiterhelfen. Zumindest in Altbach sieht man aber keine geeignete Fläche für einen Bikertreff innerhalb der Gemeindegrenzen.
Demonstration der Stuttgarter Biker
Datum
Die Demonstration findet in Form einer gemeinsamen Motorradfahrt am Samstag, 27. September, statt und führt von Waiblingen aus Richtung Jägerhaus Esslingen und zurück.
Zeitplan
Treffpunkt ist um 11 Uhr an der Rundsporthalle. Nach einer kurzen Ansprache und der Prüfung der Motorräder ist der Beginn der Fahrt etwa um 11.30 Uhr geplant, die Rückkehr gegen 13 Uhr.