Workshops, Vorträge, Yoga – das Stuttgarter Stadtpalais wurde am Samstag zum Treffpunkt für all jene, die ihre Weiblichkeit zelebrieren wollen.

Volontäre: Luisa Rombach (lur)

Glitzerkleider, Birkenstock, kahlrasierte Köpfe, pinke Turnschuhe, weite Kleider, kurze Röcke – die Besucherinnen des Bitchfests im Stuttgarter Stadtpalais am Samstag sind vielfältig. In eine Schublade lassen sie sich nicht stecken. Stattdessen sind sie gekommen, um ihre Vielfalt zu feiern und sich auszutauschen.

 

Viel Arbeit für diesen Tag

Die Idee dazu hatte Jennifer Reaves, die ehemalige Blickfang-Messe-Geschäftsführerin. Sie hat die letzten sechs Monate damit verbracht, das erste Bitchfest auf die Beine zu stellen. Es sei ihr ein Anliegen, Frauen zusammenzubringen, so die Veranstalterin. Dafür ist sie selbst quer durchs Land gereist, um Ausstellerinnen und Sprecherinnen zu finden.

Das Resultat kann sich sehen lassen: Es gibt eine Fülle an Workshops, etwa Parfümherstellung. Auf den Bühnen finden Gespräche zu Themen wie mentale Gesundheit oder Kinderwunsch statt. Zudem haben Dutzende Unternehmerinnen Stände, an denen sie ihre Waren verkaufen.

Jede Menge Brüste, aber auch ernste Themen

So gleicht das Stadtpalais an diesem Samstag einer Art pastellfarbenem Schlaraffenland. An jeder Ecke lauern schöne Dinge, thematisch stets passend. Zu den Bestsellern gehören Boobie-Pins, Anstecker in Form von Brüsten. Doch es gibt auch Tassen in dieser Form, damit bedruckte Jutebeutel und Shirts mit feministischen Schriftzügen. Eine Frau lässt sich eine Vulva als Tattoo stechen.

Wer nun denkt, beim Bitchfest handele es sich um den Versuch, mit hippen Produkten Frauen aus der oberen Mittelschicht Geld aus der Tasche zu ziehen, irrt. Damit auch weniger privilegierte Frauen teilnehmen können, hat Jennifer Reaves sich mit dem Stuttgarter Frauenhaus zusammengetan. Besucher haben die Möglichkeit, mehr für ihr Ticket zu bezahlen. Die zusätzlichen Einnahmen ermöglichen Bewohnerinnen des Frauenhauses den kostenlosen Besuch.

Der Verein ist dort außerdem mit einem Stand vertreten. „Viele Besucherinnen rechnen nicht damit, dass wir hier sind“, sagt Dorothee Nägele, die bei der Beratungsstelle arbeitet. Denn das ernste Thema häusliche Gewalt steht in Kontrast zu den kantigen Slogans, die als Deko auf Postern hängen.

Bei den Besucherinnen kommt die Mischung gut an. Karen, die gerade bei einem Workshop zum Thema weiblicher Zyklus war, sagt: „Ich hätte nicht erwartet, dass ich da so viel lerne.“ Auch einige der Unternehmen, die vertreten sind, nutzen die Gelegenheit, um die Idee der Veranstalterin zu unterstützen. „Wir sind ein frauengeführtes Unternehmen und deshalb bei so etwas immer am Start“, sagt Corina vom Tattoostudio Heart of Gold Tattoo.

An Männer richtet sich Jennifer Reaves Veranstaltung nicht. „Wir Frauen sind nicht dafür verantwortlich, Männer weiterzubilden. Das müssen sie schon selbst machen“, sagt die Veranstalterin. Einiges gelernt hätten sie von den vielfältigen Formen der Weiblichkeit, die beim Bitchfest koexistieren dürfen, allemal.