Buchtipp: Han Kang, „Unmöglicher Abschied“ Winterreise ins Totenreich

Statue einer sterbenden Mutter mit ihrem Kind in der Gedenkstätte, die den Opfern des Massakers auf der südkoreanischen Insel Jeju gewidmet ist. Foto: Imago/Dreamstime

In dem Roman „Unmöglicher Abschied“ der südkoreanischen Literaturnobelpreisträgerin Han Kang finden Recherche und Requiem zusammen. Er handelt von den Leichen im Keller der koreanischen Geschichte – und kommt genau zur richtigen Zeit.

Kultur: Stefan Kister (kir)

Seltsam, wie die Dinge manchmal zusammenkommen. In Südkorea versucht ein Präsident, die demokratische Ordnung aus den Angeln zu heben, mit nordkoreanischen Soldaten eskaliert der Ukraine-Krieg in neue globale Dimensionen – und unabhängig von diesen Entwicklungen vergibt das Nobelkomitee in Stockholm die höchste Literaturauszeichnung der Welt zum ersten Mal an eine Autorin von der südostasiatischen Halbinsel. Dass damit im Spiegel der Literatur Verhältnisse jenseits der schwarz-weißen Ignoranz sichtbar werden, mit der sich der westliche Blick gerne begnügt, ist eine Chance zur richtigen Zeit. Man sollte sie nutzen, etwa durch die Lektüre des in dieser Woche auf Deutsch erschienenen Romans „Unmöglicher Abschied“ der südkoreanischen Literaturnobelpreisträgerin Han Kang. Darin wird man vor allem auf eine Farbe stoßen: Weiß wie Schnee. „Es schneite stark“ lautet der erste Satz. Weiß ist in Korea die Farbe der Trauer.

 

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