In ihrem Roman „Reichskanzlerplatz“ erzählt Nora Bossong, wie aus einer jungen Frau die Vorzeigemutter des Nationalsozialismus, Magda Goebbels, wurde.

Kultur: Stefan Kister (kir)

Nora Bossong ist eine kluge Autorin. Wenn sie nun über Magda Goebbels, die Frau von Hitlers Propagandaminister und Parademutter des NS-Regimes, schreibt, sollte man davon ausgehen, dass sie weiß, welche Fallstricke lauern, wird ein Stoff wie dieser zur Verfügungsmasse der Einbildungskraft. Für ihren Roman „Reichskanzlerplatz“ hat sie sich mit einem Erzähler abgesichert, der an dem Geschehen einerseits nahe dran ist, andererseits aber gerade deshalb als durchaus unzuverlässig gelten kann. Auf ihn, nicht die Autorin, fiele zurück, würde die Nähe allzu einfühlsam. Er hat zudem den Vorteil, als schwuler Mann ein potenzielles Opfer der Leute zu sein, in deren Dunstkreis er sich bewegt.