Man muss hoch hinaus, um das Ganze in den Blick zu bekommen. Samantha Harvey erzählt in ihrem mit dem Booker-Preis ausgezeichneten Roman „Umlaufbahnen“ aus einer interstellaren Perspektive von den Dingen des Lebens.

Kultur: Stefan Kister (kir)

Manche Bilder erschließen sich erst, wenn man einige Schritte zurücktritt. Dann setzt sich, was auf den ersten Blick nur als ein Gewimmel von Punkten erscheint, zu größeren Einheiten zusammen, die aus dem bezugslosen Chaos hervortreten. Dass Abstand Sinn stiften kann, bewährt sich auch dort, wo die Probleme in den Himmel wachsen. Wobei er in diesem Fall entsprechend größer ausfallen muss, zum Beispiel vierhundert Kilometer. Das ist die Höhe, in der die sechsköpfige Besatzung einer internationalen Raumstation in Samantha Harveys eben mit dem Bookerpreis ausgezeichneten Roman „Umlaufbahnen“ die Erde umkreist. Und so vielbefahren der Weltraum von realen Kerosin- oder imaginären Science-fiction-getriebenen Vorstößen inzwischen auch sein mag, so einzigartig ist die Aussicht, die die britische Autorin von hier oben aus gewährt.