Wann immer Bahnverbindungen ausfallen, müssen schnell Busse her – so wie an der S4 zwischen Marbach und Backnang . Ein Unternehmer aus Weil der Stadt hat sich darauf spezialisiert.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Alle schimpfen auf die Deutsche Bahn. Doch Mehmet Celik kommen nur lobende Worte über die Lippen. Die Zusammenarbeit sei wunderbar, sagt der 48-Jährige. „Die Bahn zahlt gut und pünktlich.“ Und das ist dem Busunternehmer aus Weil der Stadt (Kreis Böblingen) wichtig. Denn auch sein Grundsatz sei es, seine Mitarbeiter gut und pünktlich zu bezahlen. Gerade hat er drei neue Busfahrer aus Bulgarien eingestellt. Die könnten zwar kein Deutsch, aber oft Türkisch. Und Tickets müssten sie ja nicht verkaufen.

 

Eigentlich ist Celik ein ganz normaler Busunternehmer mit zwölf Bussen und 23 Mitarbeitern. Seit 25 Jahren führt er zusammen mit seinem jüngeren Bruder die vom Vater eröffnete Firma mit Namen 57 Tours – die Zahl steht für die Ortskennung des väterlichen Heimatorts in der Türkei: Sinop. Er selbst ist in Leonberg geboren, doch wenn Gruppen aus der Türkei einen Bus in der Region brauchen, wird er gerne angefragt. Seine Busse fahren aber auch einfach nur Jugendgruppen in den Europapark oder holen Unternehmer in Baden-Baden ab. Und wenn die Ditzinger Guggenmusik Los Titzos einen Auswärtstermin hat, dann sitzt der Chef auf Wunsch des Vereins immer höchstpersönlich hinterm Steuer.

Ein schwerer Unfall kommt dazwischen

Doch die Spezialität des Unternehmens sind der Schienenersatzverkehr. Wenn Züge ausfallen, dann erhält Celik einen Anruf. So war das auch nach dem Unwetter am 26. Juni im Murrtal. Seither pendeln seine Fahrzeuge anstelle der S 4 zwischen Marbach und Backnang. „Das ist eine schöne Strecke, kurvenreich, aber ohne viel Verkehr“, sagt Celik. Häufig fährt er selbst, so wie an diesem Tag die Verstärkerfahrt am Morgen. „Um 6.50 Uhr ab Kirchberg ist der Bus nach Backnang randvoll“, sagt Celik. Danach wird es ruhiger. Bis 9.30 Uhr fährt der zweite Bus nur noch leere Luft hin und her, „aber die Bahn will es so“, sagt Celik.

Den Gelenkbus hat er sich kurzfristig bei einem befreundeten Unternehmer leihen müssen. Auch da ist er spontan. Am Mittwoch hatte es bei Burgstall heftig gekracht. Eine Frau war in einer engen Kurve frontal mit ihrem Auto gegen den Bus gefahren. Mehrere Fahrgäste wurden verletzt, der Bus war nicht mehr einsatzbereit. Immerhin der Busfahrer kam mit dem Schrecken davon. Am nächsten Tag ist er schon wieder auf der Strecke. „Er wollte keine Pause.“

Der Auftrag lohnt sich

Während Celik noch am Steuer sitzt, kommt eine neue Anfrage herein. Dafür hat er Kopfhörer. Ob er am Wochenende auch einen Schienenersatzverkehr im Raum Sinsheim übernehmen könne? Diesmal muss Celik passen. „Aber in 90 Prozent der Fälle mache ich es“, sagt er. Und die Bahn weiß das.

Andere Unternehmer jammerten, dabei „musst Du einfach flexibel sein“, sagt Celik. Ein Zuschlag von 70 Prozent auf den normalen Preis sei keine Seltenheit, verrät er. Und im vorliegenden Fall wird sein Unternehmen davon noch eine Weile profitieren können, wie es aussieht. Bis Dezember hat die Bahn fest gebucht. Dass der Auftrag danach weiter geht, ist nicht unwahrscheinlich.