Waffeln, Wilde Maus und Waffenverbotszone – der Wasen ist zurück. Der Bierpreis steigt, in diesem Jahr wird auch die Frage nach der Sicherheit auf dem Cannstatter Volksfest immer häufiger gestellt. Wir haben uns unter den Besuchern umgehört.

Stadtkind: Lenya Trautmann

Es ist Samstagmittag auf dem Cannstatter Volksfest: Der Festplatz ist gut besucht, aber nicht überfüllt. Der Duft von Magenbrot und Bier hängt in der Luft; vor einem der acht Festzelte wird geknutscht, ein paar Meter weiter hält eine junge Frau die Haare ihrer Freundin, während diese sich übergibt – eigentlich ist alles wie immer.

 

Trotzdem scheint die Unbeschwertheit einige Risse bekommen zu haben. Die Frage nach der Sicherheit auf dem zweitgrößten Volksfest in Deutschland rückt nach Vorfällen wie den Messerangriffen in Solingen und Mannheim in den Fokus.

Im Bierzelt denken viele Besucher nicht mehr darüber nach, ob was passieren könnte. Foto: Imago//imageBROKER/Manuel Kamuf

„Voll sicher“, meint Dominic Teutloff, der mit seiner Partnerin aus Augsburg angereist ist. „Es sind zwar viele Menschen, aber es wirkt alles sehr geordnet“, findet der 27-Jährige. Im letzten Jahr zählten die Veranstalter mehr als vier Millionen Besucher – auch in diesem Jahr wird mit einem ähnlichen Ansturm gerechnet. Der erste Eindruck des Augsburgers: Die Sicherheit sei auf dem Cannstatter Volksfest spürbar vorhanden.

Kontrollen sind „nicht krasser als früher“

Zum 177. Mal wird in diesem Jahr das Volksfest in Bad Cannstatt gefeiert. Neu auf dem Veranstaltungsgelände sind vier Attraktionen und der Preisanstieg für die Maß Bier. Apropos Maß: Für ein „höchstmögliches Maß an Sicherheit“ patrouillieren bewaffnete Polizisten auf dem Platz und vor dem Eingang, teilte der Sprecher der Wasenwache Jörg Schiebe bei einer Pressekonferenz mit. Neu ist dieses Konzept nicht: Anders als in München wurde in Stuttgart das Sicherheitskonzept nicht verschärft.

Auf dem Oktoberfest kommen Metalldetektoren zum Einsatz, während die Stuttgarter Polizei auf das vorhandene Sicherheitskonzept zurückgreift. Das merken auch die Besucher. Die Kontrollen sind „nicht krasser als früher“, stellt Franziska Weber aus Ludwigsburg auf dem Weg ins Zelt fest. Auf die Frage, ob ähnliche Maßnahmen in Stuttgart sinnvoll wären, reagiert die Ludwigsburgerin skeptisch: „Wenn jemand wirklich etwas vorhat, dann wird er einen Weg finden.“ Der 27-jährige Augsburger fände es zwar„prinzipiell nicht schlecht“, aber fragt sich auch, ob es „wirklich nötig“ ist. Laut dem Sprecher der Wasenwache seien Metalldetektoren bei den erwarteten vier Millionen Besuchern in Cannstatt „wenig sinnvoll“.

Mulmiges Gefühl hält Besucher nicht ab

Die Stimmung auf dem 177. Cannstatter Volksfest bleibt, trotz der jüngsten Ereignisse, überwiegend festlich und unbeschwert. Doch diese Unbeschwertheit ist nicht gratis.

„Es ist nicht mehr wie früher, es ist schon ein anderer Vibe“, so Weber aus Ludwigsburg. „Natürlich“ denke sie daran, was passieren könnte – „aber das ist auf dem Weihnachtsmarkt oder dem Weindorf genau so. Sobald ich im Zelt bin, denke ich da nicht mehr dran“, lacht die junge Ludwigsburgerin.

Das mulmige Gefühl scheint flächendeckend, aber kein Grund zu sein, auf einen Besuch zu verzichten. „Ich ignoriere das, sonst kann man ja gar nicht mehr aus dem Haus gehen“, erzählt die 28-jährige Alexandra Sauer aus Biberach. Letztlich überwiegt der Gedanke, sich die Freude an solchen Festen nicht nehmen zu lassen.

Angst? „Ha noi“

Ähnlich sieht das auch die 76-jährige Iris Meister, für sie fühlt sich alles „wie immer“ an. „Ich bin Cannstatterin, ich kenne das Fest“, meint sie. Angst? Sie schüttelt den Kopf. „Ha noi“. Selbst mit den Sorgen, die nach den Vorfällen in Solingen und Mannheim in den Köpfen vieler Besucher präsent sind, fühlen sich die meisten sicher – auch wenn sie wissen: Absolute Sicherheit ist kaum zu garantieren. Es bleibt die Frage, wie Volksfeste in Zeiten erhöhter Sicherheitsanforderungen gestaltet werden müssen, um die richtige Balance zwischen Sicherheit und Spaß zu gewährleisten.